56 - Couldn't Stop Caring

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ACHTUNG: MUSIK-LINK
Bitte während des Lesens laufen lassen.
Als Soundtrack für den ersten Teil dieses Kapitels.
;-)
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Der gestohlene alte blaue Buick fegte schon seit Stunden über die vollen Highways.

Das defekte Radio, gab nur einen Sender wieder, dessen Musik der Wagenlenker zwar nie freiwillig gehört hätte, aber er musste die Verkehrsnachrichten verfolgen.

Langsam wurde es dunkel und die Zeit drängte.
Der Regen prasselte gegen die Scheiben des Wagens.
Die Scheibenwischer schafften es kaum die Sicht frei zu halten.
Trotz der schlechten Sicht wurden die Fahrmanöver des Mannes am Steuer immer waghalsiger.
Doch es ging ihm immer noch nicht zügig genug.
Kein Auto vor ihm schien schnell genug zu fahren.
Kein Lastwagen machte zügig genug Platz.

Schweißperlen standen dem Fahrer auf der Stirn, so konzentriert lenkte er den Wagen im Zick-Zack Kurs um alle Hindernisse.
Er hielt nur zum Tanken an. Sich gönnte er keine Pause.
Er spürte es könnte um Minuten gehen. Er durfte einfach nicht zu spät kommen. Unter keinen Umständen.
Dieser Gedanke schwirrte immerzu in seinem Kopf herum.
Erfüllte sein komplettes Denken.
Ließ für nichts anderes mehr Platz, außer für seine Sorge.
Seine Sorge um die beiden letzten Propheten und ... um Valerie.

Was ist nur geschehen?
Rupert hat sich nicht gemeldet!

Ich muss schneller fahren!


Er drückte das Gaspedal weiter durch. Augenblick heulte der Motor gequält auf.
Schon wieder tauchte vor ihm ein Familien-Van auf, der sich strikt an das vorgegebene Geschwindigkeitslimit hielt und ihn aufhielt.
Er war zwar noch Hunderte Meter entfernt, aber er betätigte bereits ungeduldig die Lichthupe.
Die beiden Fahrzeuge näherten sich ohne Unterlass.
Mittlerweile war er auf wenige Meter auf den vor ihm fahrenden Van aufgefahren.
Doch der Fahrer des anderen Wagens machte keine Anstalten rechts ran zu fahren und ihm Platz zu machen.
Zum hektischen Aufblenden gesellte sich nun lauthals die Hupe.
Er MUSSTE vorbei!
JETZT!
Aber der Lenker des Vans schien nichts zu registrieren oder er ignorierte es einfach. Wie man es auch drehte und wendete, der blaue Buick kam nicht an dem Van vorbei.

„Verdammt! MACH PLATZ!", schrie der Fahrer des Buick seinem Gegner zu.

Aber der Van blieb wo er.
Direkt vor ihm.
Bremste ihn ein. Verhinderte sein Vorankommen.
Der Fahrer des Buick biss sich nervös auf die Unterlippe.

„Wie du willst!", raunte er und schlug das Lenkrad scharf nach links ein.

Damit brachte er das Auto unsanft auf die andere Fahrbahn.
Ein entgegenkommender Lastwagen blendete auf und bremste.
Der Fahrer drückte das Gaspedal nun komplett bis zum Anschlag durch. Der Buick machte einen Satz nach vorne und war nun auf gleicher Höhe mit dem Van.
Der Lastwagen kam trotz des Bremsmanövers immer näher.
Der LKW-Fahrer betätigte die Hupe.
Der Ton war grässlich und vermischt mit den quietschenden Reifen und dem Heulen des Buick-Motors erinnerte das Geräusch an einen vor Wut schreienden Drachen.
Als das Monstrum nur noch weinige Meter von dem blauen PKW entfernt war, hatte er fast den Van passiert.
Der Fahrer des überholenden Fahrzeugs hatte nun einen sehr guten Blick auf das Entsetzen im blassen Gesicht des LKW Fahrers.
Beide Fahrzeuge kamen sich immer noch unablässig näher.
In letzter Sekunde, kurz bevor beide zusammenstießen, zirkelte der Fahrer den Wagen knapp vor dem Van wieder auf die richtige Fahrbahn.

Aber er verlangsamte das Tempo auch nach diesem wagemutigem Manöver nicht.
Ohne sich um die anderen wütenden und teilweise zu Tode erschrockenen Verkehrsteilnehmer zu kümmern, setze der blaue Buick seinen Weg über den Highway unbeirrt fort.

Nur ein Ziel vor Augen: der Bunker in Lebanon, Kansas.

Zu Hause!

* * *


Wenige Stunden später fuhr der blaue Buick im Dunkeln schlingernd vor dem Bunker vor und stoppte dort.
Der Wagen war gerade erst zum stehen gekommen, als eine große Gestalt die Fahrertür aufriss und sich nicht mal die Zeit nahm sie wieder zu schließen.
Sie lief auf den Eingang zum Bunker zu, öffnete hastig die beiden Türen und stürmte die schwarze Eisentreppe hinunter.

„Mandy? Rupert?", rief er, während er mehrere Stufen auf einmal nahm.
„Mandy? Valerie?"
Aber niemand antwortete ihm.

Am Fuß der Treppe angekommen blieb er kurz an dem großen Tisch mit der Weltkarte stehen. „RUPERT? MANDY?" Er drehte sich suchend um.
„VALERIE?"
Aber auch jetzt herrschte nur beklemmende Stille im Bunker.
„IRGENDWER?", schrie er in die gespenstische Leere.

Was ist geschehen?, dachte er verzweifelt.
Bin ich doch zu spät gekommen?
Wo ist Rupert? Wo Mandy und was ist ... mit Valerie?

Er wollte sich gerade auf machen den Wohntrakt zu durchsuchen, als er doch noch leise Schritte aus einem der Korridore vernahm. Jemand kam auf ihn zu.

Vorsichtshalber zog er seine Waffe, verbarg sie halb hinter seinem Rücken und ging, auf alles gefasst den Geräuschen entgegen.
Im Gegensatz zur anderen Person, die durch die Gänge lief, versuchte er dabei so leise wie möglich zu sein.

Um so überraschter war Mandy, als sie eilig um eine Ecke bog und fast in einen großen Mann mit Karohemd hinein gelaufen wäre.

„Sam!", presste sie atemlos hervor. „Oh, Sam. Gut dich zu sehen!"
Mandy schlang sofort ihre Arme um den überrumpelten Winchester, vergrub ihr Gesicht an seiner Brust und begann zu schluchzen.

Als sie auch nach einigen Minuten nicht damit aufhörte, drückte Sam sie vorsichtig wieder von sich weg, um ihr in die Augen zu sehen.

„Mandy, Ruhig!", versuchte er sie zu beschwichtigen.
Aber es half nichts.
Die junge Frau hörte nicht auf. Tränen liefen immer noch über ihr blasses Gesicht.

Liebevoll strich Sam ihr einige Haarsträhnen aus der Stirn.
Das muss die ganze angestaute Angst der letzten Tage sein, die jetzt an die Oberfläche drängt, dachte er. Aber es hilft nichts. Ich muss es wissen.

„Mandy, alles wird gut", sprach er langsam zu der immer noch weinenden jungen Frau.
„Aber ich MUSS wissen, was hier geschehen ist. Warum hat Rupert den letzten Anruf nicht entgegengenommen?"

Voller Unverständnis starrte sie den jüngeren Winchester an. Als könne sie nicht begreifen, was er von ihr wolle.
Doch dann, langsam, unendlich langsam, sickerte Verständnis in ihren Geist und vertrieb das Chaos aus Angst und Verzweiflung darin.
Ihr Blick klärte sich etwas und sie antwortete holperig: „Rupert ... er ... hat sich einfach ... aus dem Staub gemacht. Er hat Valerie und mich allein hier zurückgelassen. Ich wusste nicht wann ... ob ..."
Sie fingerte ein Stück Papier aus der Tasche ihrer Jeans und hielt es Sam vor die Nase.

„Wirklich?", fragte Sam misstrauisch.

„Lies", antworte sie leise und immer noch mit tränenerstickter Stimme.

Sam faltete das stark zerknitterte Stück Papier auseinander und begann konzentriert die wenigen Zeilen zu entziffern.
Dies fiel ihm relativ schwer, denn Rupert schien sie mit zitternder Hand nieder geschrieben zu haben.

Als er geendet hatte, faltete er den Abschiedsbrief – denn nichts anderes war es – nachdenklich wieder zusammen und steckte ihn selbst ein.

Während er den Brief gelesen hatte, hatte sich Mandy glücklicherweise weiter beruhigt. Sie schien schon fast wieder die Alte zu sein. Vorwitzig und ... gesprächig.
„Jetzt wo du da bist, Sam, wird alles wieder gut", stellte Mandy erleichtert fest.
„Du kannst Valerie da wieder raus holen und dann warten wir gemeinsam auf Deans Rückkehr."

Doch als Sam ihr nicht direkt antwortete und sogar kurz zur Seite sah, bemerkte sie, dass trotzdem etwas nicht stimmte. „Was ist los?"

Sam räusperte sich, bevor er antwortete: „Ich ... ähm ... ich weiß nicht wie, Mandy."

Die junge Frau meinte sich verhört zu haben. „Was meinst du mit ... ich weiß nicht wie "?
Angst stieg in ihr empor.
Angst um das Leben ihrer Freundin.
Man hörte es deutlich in ihrer Stimme.

„Das heißt: Rupert wusste, wie man die Barriere deaktiviert. Ich ... nicht.", antwortete Sam ruhig. Er sah die Verzweiflung in ihren Augen, als sie seine Worte verstand.

„Aber ... aber sie kann doch nicht ewig da drin bleiben, Sam! Wir müssen ihr doch irgendwie helfen können?", erwiderte sie.

Sam schüttelte traurig den Kopf. „Ich fürchte wir ..."

Ihm plötzlich eine Idee. Es war zwar nicht mehr als ein verdammt dünner Strohhalm an den er sich da klammerte, aber es war wenigstens etwas.
„Vielleicht hat Rupert Dean etwas erzählt?"

Mandy nahm diese wage Hoffnung dankend auf. „Ja, genau! Die beiden haben ja in der letzten Zeit immer öfter zusammen gehangen."

Kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen, als Sam auch schon sein Telefon in der Hand hielt.

Hoffentlich hat ihn Rupert wirklich eingeweiht, dachte er während er Dean's Nummer anwählte.

SeelenQual - Dark Heroes Rising || Supernatural FanFiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt