Sam sah Dean demonstrativ an und bedeutete ihm mit einem Kopfnicken ihm in Richtung Parkplatz zu folgen, wenn er gleich aufstehen würde.
„Wir sind gleich wieder da", sagte er zu Valerie.
Er lächelte sie aufmunternd an und drückte nochmals ihre Hand, bevor er sich erhob und in Richtung Parkplatz ging.
Dean folgte ihm widerwillig.
Am Impala und damit außerhalb Valerie's Hörweite blieb Sam stehen und wartete auf Dean.
Seine Körpersprache signalisierte Sam bereits von Weitem, das er nicht wusste, was das alles sollte.
Etwas, das er auch in eindeutige Worte packte, sobald er in Sam's Nähe war.
„Was soll das hier, Sam? Was wird das, wenn's fertig ist, mh? "
„Ich wollte es erst mit dir besprechen."
„Was besprechen?"
„Ich, ähm ... wollte Valerie in den Bunker lassen, Dean!"
„SPINNST DU?"
Sam brachte vor lauter Überraschung über Dean's heftige Reaktion keinen Ton heraus.
„Du willst echt ... Ripley ... 8 in den Bunker lassen? Wir wissen nicht wirklich was in den letzten Jahren geschehen ist, aber ... irgendetwas stimmt nicht mit ihr! Das fühle ich ganz deutlich, Sam!", versuchte Dean seinen jüngeren Bruder zu überzeugen.
„Als wenn es nicht auch so schon riskant genug wäre ihr Zutritt zum Bunker zu gewähren! Mach doch gleich 'nen Aushang: Heute Tag der offenen Tür. Alle übernatürlich begabten Wesen herzlich willkommen!", ereiferte sich Dean und fuchtelte wild mit den Armen in der Luft, als wolle er das eben erwähnte Schild aufhängen.
„Sam, und gerade jetzt? Zusammen mit all den letzten zukünftigen Propheten? HERVORRAGENDES TIMING, Gulliver!", setzte er noch einen drauf.
„Ist das dein Ernst Dean? Siehst du nicht wie schlecht es Valerie geht? Sie überlebt da draußen keine Woche mehr allein! Mann, sie hat uns ... hat dir das Leben gerettet.
Und das mehr als einmal! Und als Dank dafür willst du sie da draußen jetzt einfach allein verrecken lassen?", fragte Sam verständnislos.
Seine Vorwürfe hätten ihn nicht mehr treffen können.
Dean presste die Unterkiefer ärgerlich zusammen.
Sein Mund war zu einem schmalen Strich geworden und seine grünen Augen funkelten seinen Bruder böse an.
„Dean, ich bürge für sie. Wenn du willst, weiche ich ihr nicht von der Seite."
Da könnte ich drauf wetten, dass dir das gefallen würde!, dachte Dean grimmig.
Wut und Eifersucht stiegen in ihm auf.
Warum auf einmal?
Ich traue ihr nicht mal so weit wie ich einen Kirschkern spucken könnte!
Sam stand immer noch vor ihm und wartete geduldig auf eine Antwort.
„Und, was sagst du, Dean?"
Der ältere der Brüder atmete tief durch, bevor er antwortete.
„Mach doch was du willst. ES KÜMMERT MICH NICHT!", schrie er.
Mit diesen Worten drehte er Sam den Rücken zu.
Mit einer wegwerfenden Handbewegung ging er um den Wagen herum, öffnete die Fahrertür, setzte sich hinter das Steuer seines geliebten Impala's und knallte die Tür zu.
Sam blieb überrascht neben dem Wagen stehen.
OK, dann mach ich eben, was ich für richtig halte, dachte Sam trotzig.
Ohne einen Blick zurück zu seinem wütenden Bruder, stapfte Sam wieder zu Valerie zurück.
Sie hatte sich noch eine Zigarette angezündet.
Als Sam auf den Tisch zukam sah sie ihn erwartungsvoll an.
Sie sieht so müde und erschöpft aus.
Fast noch mehr, als noch vor fünf Minuten.
Er setzte sich direkt neben Valerie auf ihre Bank.
So dicht, sie konnte seine Wärme spüren.
Fast wie früher, dachte sie wehmütig.
„Valerie, wir ... ähm, wir haben noch etwas allein zu erledigen. Ist es ok für dich, wenn wir uns in ... sagen wir drei Tagen in Kansas treffen?"
„Und was dann?"
„Dann, bringe ich dich in unsere sichere Zuflucht. Dort wirst du dich erholen können."
Sam strich ihr liebevoll über die Schulter. Seine Hand verharrte dann dort mit einem sanften Griff.
Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt.
Beide drohten fast in den Augen des anderen zu versinken, bis sie sich losriss.
„Das ... das kann ich nicht annehmen. Dean will mich nicht dort haben. Ich möchte nicht Grund für Ärger zwischen euch sein."
Sam schnaubte verächtlich.
„Den gibt es schon lange zwischen uns, Valerie. Aber du bist nicht der Grund, glaub mir. Du weißt ich muss viel, sehr viel wieder gutmachen und das wäre nur der klägliche Anfang."
Tränen schimmerten in Sam's Augen.
„Valerie es tut mir so Leid, dass ich nicht auf deine Lebenszeichen reagiert habe! So unendlich Leid!" Er musste tief Luft holen, bevor er weiter reden konnte.
„Wir hatten kurz zuvor Bobby verloren, die Leviathane haben uns das Leben schwer gemacht und wir sahen uns allein dieser Übermacht gegenüber. Wir beide waren wie paralysiert.
Ich ... ich konnte nicht zulassen, dass Dean durch diese Nachricht abgelenkt wird. Zu diesem Zeitpunkt hielt ich das für die einzig richtige Lösung. Ich habe es ihm nie erzählt.
Vielleicht ... nein, bestimmt war das einer meiner größten Fehler, Valerie!"
Sam schluckte alles weitere, das er hätte sagen wollen herunter.
Valerie antwortete lange Zeit nichts.
Sie sah ihm nur forschend in die grünen, traurigen Augen.
Auf der einen Seite konnte sie Sam's Beweggründe nachvollziehen. Bobby war wie ein Vater für die beiden gewesen. Sein Tod musste sie sehr getroffen haben.
Doch auf der anderen Seite war sie noch am Leben gewesen und hätte dringend Hilfe benötig.
Hilfe, die nie gekommen war!
Sie musterte seine Augen eingehender, schien fast in seine Seele blicken zu wollen.
Diese Augen, die denen seines Bruders so ähnlich waren und doch so vollkommen anders.
Sein stummes „Bitte" darin lag so dicht neben seinem flehenden „Vergib mir", dass sie fast miteinander verschmolzen.
Die ungeduldige Hupe des Impala durchbrach den fast magischen Moment der Verbundenheit und mahnte Sam sich bald wieder zu seinem Bruder in den Wagen zu gesellen.
„Also gut. Ich nehme dein Angebot an", antwortete Valerie. „In drei Tagen in Kansas. Wo?"
Sam atmete erleichtert auf.
„Smith Center. Am Highway 36 gibt es einen kleinen Burger Laden, Jiffy Burger. Der hat 24 Stunden geöffnet. Dort treffen wir uns dann."
Abermals übertönte die Hupe den lauten Straßenlärm.
Sam erhob sich und legte einige Geldscheine auf den Tisch.
„Ich muss jetzt gehen. Dean wartet!"
„Ich weiß."
„Also bis in drei Tagen, Valerie."
Er lächelte sie an und hauchte ihr einen flüchtigen Kuss auf die Stirn, bevor er sich umdrehte und ging.
„Bis in drei Tagen, Sammy!", murmelte sie leise, als der jüngere der Winchester Brüder bereits außer Hörweite war.
Kurz darauf fegte der schwarze Impala vom Parkplatz.
Als er an ihr vorbei fuhr, nickte ihr Sam kurz zu.
Dean blickte stur nach vorne auf die Straße.
„Bis in drei Tagen ..."
DU LIEST GERADE
SeelenQual - Dark Heroes Rising || Supernatural FanFiktion
HorrorFortsetzung zu SeelenFeuer. Die Existenz eines weiteren gefährlichen Gegners wird den Winchester's offenbart, als sie noch mitten im Kampf gegen Abaddon und Metatron stehen. Überdies leidet Sam noch an den Nachwirkungen durch Gadreel's „Anwesenheit"...