7 - New York - Empire State of Mind

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ACHTUNG: MUSIK Link - Bitte beim Lesen spielen lassen (wenn es geht)

Viel Spaß 
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Es war nicht viel los in der schummrigen Bar an der Columbia Street in New York. 

Die wenigen Gäste, die sich noch zu dieser späten Stunde am Tresen rumdrückten, konnte man an einer Hand abzählen.
Außer dem mittlerweile sehr müden Bar Keeper, saßen nur noch zwei traurige und abgerissene Gestalten auf ihren Barhockern.
Damit passten sie haargenau sowohl zu ihren Sitzgelegenheiten, als auch zum Erscheinungsbild des gesamten Etablissements.
Vor ihnen standen zwei schon fast schale Biere. Sie mussten sich den teuren Gerstensaft einteilen, denn es war zwar erst Mitte des Monats, aber in den Geldbörsen beider herrschte bereits wieder Ebbe.
Ein paar Tage mussten sie noch überstehen, bis sie sich wieder mehr Bier leisten konnten.
Die Jukebox dudelte einen alten Neel Diamond Song, „Sweet Caroline".
Anscheinend wurde er sehr oft gespielt, denn das starke Rauschen und knacken war nicht zu überhören.
Kaum, dass einer der Beiden am Tresen das Lied erkannte, was aufgrund des hohen Alkoholspiegels recht lange dauerte, fing dieser auch schon mit einem herzzerreißenden Schluchzen an.

Das rief seinen Kumpel auf den Plan.
„Mann, Dave. Reiß dich mal am Riemen!", lallte der andere ihm zu.

„K .... kann ich nich ...", stammelte Dave unter Tränen.

„Wie lang ist das jetzt mit Caroline her? Einen Monat ... zwei?"

„Erwähn nich ihren Namen, Steve!"

„Oh, Mann ..." stöhnte Steve genervt und verdrehte die Augen.
Wäre er an Carolines Stelle gewesen, er hätte dem Typen auch den Laufpass geben.
Dieses ewige Rumgejammere kann doch echt keiner auf Dauer aushalten, dachte er.

Zeitgleich mit einem lauten Seufzer, wackelte Dave's Oberkörper bedenklich.
Steve rechnete schon damit, dass er vom Hocker kippen würde, aber glücklicherweise schlug nur sein Kopf lautstark auf dem Tresen auf.
Er atmete erleichtert auf.

Gut! Jetzt gibt er wenigstens Ruhe.

Er konnte sich nun dem letzten Rest seines Bieres widmen.
Genüsslich ließ er sich den verbliebenen Schluck die Kehle hinunter laufen und stellte das nun leere Bierglas auf dem Tresen ab.
Er hätte wirklich gerne noch eins gehabt, aber sein Budget war erschöpft.
Vielleicht war es auch besser so, denn er musste ja auch noch seinen betrunken Kumpel Dave irgendwie nach Hause bekommen.
Mit noch einem Bier intus, mochte das dann auch nicht mehr ganz so einfach werden.
Dave hatte anscheinend bereits zu Hause alle noch vorhandenen Alkoholvorräte geplündert, so dass die paar Biere hier in der Bar ausgereicht hatten, ihn von den Socken zu hauen.
Oder eben fast vom Hocker.

Steve grinste und schüttelte nur voller Unverständnis den Kopf.
„Komm, Kumpel. Machen wir uns auf den Weg nach Hause", richtete er das Wort an seinen weggetretenen Freund.
Er war schon vom Barhocker herunter gerutscht und gerade dabei Dave von seinem wackeligen Thron runter zu hieven, als sich noch die Tür zur Bar öffnete.

Hatte der Bar Keeper die nicht schon vor ner Stunde abgeschlossen?, fragte er sich.

Eigentlich wollte er mit Dave nur noch verschwinden, als er aber den Gesichtsausdruck des Bar Keepers sah, konnte er nicht anders.
Er musste ebenfalls zur Tür sehen.

Steve konnte kaum glauben, dass ein so heißes Teil gerade die Bar betreten hatte.
Sie war zwar nicht besonders groß, hatte lange brünette Haare, blaue Augen und das kurze schwarze Kleid mit dem tiefen Ausschnitt brachte ihre Figur optimal zur Geltung.
Die ebenfalls schwarze, kurze Jacke unterstrich den gelungen Gesamteindruck noch.
Die Juke-Box spielte nun ein Lied, das er noch nie aus diesem Gerät gehört hatte.
Es war „The Reaper" von Blue Oyster Cult. 



Die Frau, die immer noch in der offenen Tür stand, musterte kurz die Anwesenden und ihr Blick blieb an ihm hängen.

Ausgerechnet an mir!
Man, hast du ein Glück, dachte er aufgeregt.
Die Kleine steht auf dich!

Langsam, fast majestätisch kaum die Brünette auf ihn zu.
„Hi, ich bin Candy!", hauchte sie ihm entgegen, als sie kaum eine Armeslänge vor ihm stehen blieb.

Steve konnte es kaum glauben.
Sie meinte wirklich ihn!
„Ähm, ich ... ich bin Steve", stotterte er vor lauter Aufregung.

„Oh, wie schön!" Candy schien wirklich erfreut zu sein.

In diesem Moment rührte sich der betrunkene Dave und erregte damit ihre Aufmerksamkeit.

Wie aus dem Nichts lag plötzlich ein großes Messer in ihrer Hand, welches sie in einer eleganten, flüssigen Bewegung kurzerhand in den Hals des Ahnungslosen stieß.
Ein kurzes Röcheln und Zucken zeigte ihr, dass sie von dieser Seite nun nichts mehr zu befürchten hatte.

Einzig der nüchterne Bar Keeper war noch eine Bedrohung.
Doch auch diesen schaltete sie mit einem gekonnten Wurf eines kleineren Messers, welches sie aus dem rechten Ärmel ihrer Jacke zauberte, aus.
Kurz bevor er in der Lage war, zur Pump-Action unter dem Tresen zu greifen, zeriss es ihm seine Halsschlagader.

Alles ging so schnell, dass der halbangetrunkene Steve immer noch verstört dreinblickte, als „Candy" ihm das riesige Messer an den Hals hielt.
Er war ganz steif vor Angst.
Konnte sich nicht bewegen.
Selbst das Atmen viel ihm schwer.
„W ... was ... willst du von mir?", brachte er schließlich stotternd über die zitternden Lippen.

Doch „Candy" antwortete nicht.
Sie kam nur noch näher und sah ihm direkt in die Augen.
Er konnte ihren warmen Atem auf seinem Gesicht fast spüren.
Steve konnte diesem Blick nicht lange standhalten.

„Ich hab dir doch nichts getan ..." stammelte er.

„Du hast Schuld auf dich geladen!", antwortete sie nur kalt.

„Ich?"
Was konnte sie nur meinen?, fragte er sich panisch.
Gut er war kein Chorknabe, hatte auch ein paar krumme Dinge gedreht. Aber nichts schlimmes und erst recht nichts womit er den Tod verdient hätte.
Ihm kam eine Idee.
Vielleicht half es wenn er um Gnade bat.
Sie war ja immerhin eine Frau.

Bei denen zieht so was meistens.

„Was immer ich auch getan haben soll ... ich bitte dich um Gnade!", wimmerte er mitleiderregend.
Er fiel theatralisch vor ihr auf die Knie und hob beschwichtigend die Hände.

Na, wenn das nicht funktioniert, dachte er.

Eine gefühlte halbe Ewigkeit kniete er so vor ihr, während das Blut seines Freundes langsam den Boden unter seinem Hocker gänzlich bedeckte.

Dann, wie aus heiterem Himmel, sprach sie doch noch zu ihm.
Ganz sanft und gefühlvoll.
„Wenn Gnade Mörder schont .."

Er wähnte sich schon am Ziel, seinen Kopf noch aus der Schlinge gezogen zu haben, als sie weiter sprach: „ ... verübt sie MORD!"
Mit den letzten Worten zog sie das scharfe Messer über die Kehle des knienden Mannes.
Von einem Ohr zum anderen.

Steve war so überrascht, dass es eine Weile dauerte, bis er lautlos zur Seite kippte.
Am Boden der Bar liegend wollte er noch etwas sagen, konnte nun aber nicht mehr, denn die scharfe Klinge hatte seine Stimmbänder durchtrennt.
Mehr als ein blutgeschwängertes Blubbern entwand sich nicht aus dem, was einmal seine Kehle gewesen war.

„Candy" wischte die Klinge in aller Ruhe an dem Hemd des immer noch auf seinem Hocker sitzenden toten Dave ab und verließ langsam die ansonsten stille Bar.

Nur die letzten Strophen des „Reapers" vernahm sie noch leise durch die wieder geschlossene Eingangstür.
Dort draußen in der vermeintlichen Einsamkeit der Großstadt, mit ihren heruntergekommen, zweistöckigen Häusern, blieb sie einen Augenblick stehen.
Während sie sich umsah, zündete sie sich eine Zigarette an und inhalierte genüsslich den Rauch.

Das ist nun nicht mehr nötig.

Sie schloss für einen kurzen Augenblick die Augen und auf der linken Seite des sonst makellosen Gesichts erschien ein feines Narbengeflecht.
Brandnarben, die von einem hinterhältigem Anschlag auf ihr Leben herrührten.
Genauso, wie die große, breite Narbe an ihrem Hals, die nun sichtbar wurde. Geistesabwesend strich sie über die schlecht verheilte Wunde.
Diese würde sie immer an ihren ersten echten Kampf gegen Dämonen erinnern, den sie fast nicht überlebt hätte.

Dämonenabschaum!

Seit einigen Tagen schon hatte sie das Gefühl ihr würde jemand folgen.
Bis jetzt war es nicht mehr als ein unterschwelliges Gefühl, dass sie nicht mit harten Fakten untermauern konnte.
Aber sie sah sich jetzt lieber etwas genauer um, bevor sie den Tatort verließ.

Doch nichts ungewöhnliches war zu sehen.
Da war nur ihre innere Stimme, die ihr undeutlich etwas zurief.
Für ihren Geschmack zu undeutlich, um jetzt von ihrem Plan abzuweichen und die Mission dadurch zu gefährden!
Bald wäre sie eh auf dem nahegelegenen Highway und auf dem Weg zu ihrem nächsten Job.

Als sie zu Ende geraucht hatte schnippte die Zigarette auf die Straße und machte sich auf den Weg.
Sie musste nur wenige Meter gehen, bis sie den Eingang einer schmalen Seitengasse erreichte.
Dort entledigte sie sich der Perücke, des Kleides und der Schuhe.
Alles flog in hohem Bogen in eine Mülltonne, hinter der sie eine Sporttasche mit einer Hose und Stiefeln deponiert hatte.
Wenige Augenblicke später verließ eine andere Frau die Seitengasse.
Kaum erhellt durch den blauen Schein des Feuers, das sich nun in der metallenen Mülltonne ausbreitete und sein zerstörerisches Werk in ihrem Namen begann.
Langsam schlenderte sie auf die andere Seite der Straße, auf der sie noch mehr von den mit Graffitis beschmierten Häuser erwarteten. 

SeelenQual - Dark Heroes Rising || Supernatural FanFiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt