11 - Independence - Day

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Die Straße, die durch den ruhigen Vorort von Independence führte, war gesäumt von den dort typischen Häusern.
Alle die gleichen eingeschossigen, weißen Gebäude, vom selben Reißbrett-Architekten entworfen, die sich nur durch die Hausnummer und das Auto unterschieden, welches vor der Garage stand.
Nach einem bestimmten Wagen hielt die Fahrerin des alten blauen Dodge Ausschau, als sie gefühlt bereits das Hunderte Mal durch ein und die selbe Straße kurvte.
Es war ein neuer 5er BMW.
In einer Speziallackierung.
Kirschrot Metallic.
Das Auto der Frau ihres nächsten Ziels.
Dieses auffallende Gefährt sollte nun nicht allzu schwer zu finden sein.

Verdammt! Hier sieht wirklich alles gleich aus, dachte sie ärgerlich.

Aber da war es plötzlich!
In der Auffahrt zu einem Haus, an dem der Dodge vielleicht schon vorbei gefahren war.
Möglicherweise.
Oder auch nicht.

Der Dodge wurde langsamer, so dass sie sich die Umgebung des Hauses einprägen konnte.
Das übliche einstöckige Haus mit der kleinen Auffahrt zur Garage zur Linken.
Einige Meter weiter rechts die Eingangstür, zu der zwei Stufen hinauf führten.
Links von der Tür zwei Fenster. Ein Schmales; es war das Flurfenster und ein Großes; das Küchenfenster.
Das passte alles!

Vor wenigen Stunden hatte sie eines der unbewohnten, zum Verkauf stehenden Häuser „besichtigt".
Sie ging davon aus, dass sich alle Häuser in dieser Gegend nicht nur äußerlich glichen wie ein Ei dem Anderen, sondern auch die Raumaufteilung identisch war.
Dies sollte ihr später im Dunkeln bei ihrem Vorhaben helfen und einen Vorteil ihres Zieles eliminieren.

Jetzt, wo sie wusste, dass es das Eigenheim gegenüber der Kirche war, sollte sie es auch später ohne Zeitverlust wieder finden.
Wenn es dunkel geworden war, würde sie wieder kommen und ihre Arbeit erledigen.
Hier durfte nichts schief laufen!
Nicht so kurz vor dem Ziel.
Nur so konnte sie ihn unterstützen, damit er sein Vorhaben zu einem guten Abschluss bringen konnte.
Sie wusste, sie tat das Richtige!
Zum Schluss würde sie dank seiner Hilfe wiederum auch endlich den Frieden finden, den sie schon so lange suchte.
Den Platz einnehmen, der ihr zugestanden wurde.
Wo auch immer.

So in Gedanken versunken hätte sie beinah eine kleines, blondes Mädchen auf einem Fahrrad übersehen, das aus einer Auffahrt heraus auf die Straße gefahren kam.
Mit quietschenden Reifen kam der große Pick-Up zum Stehen.
Nur noch wenige Zentimeter trennten das Blech des Wagens von dem pinkfarben Rad und dem Mädchen.

Für einen Moment trafen sich zwei erschrockene Augenpaare.
Das des kleinen Mädchens:
hellblau und vor Schreck geweitet, begannen sie sich mit Tränen zu füllen.
Und das der Fahrerin:
ihre dunkelblauen Augen starrten wie gebannt auf das kleine Mädchen vor ihr auf der Straße.
Die Kleine sah jemanden aus ihrer Vergangenheit so ähnlich, dass es fast schon unheimlich war.
Sie begann sich zu erinnern.
An eine Zeit, die schon lange zurück lag.
So lange, das es kaum noch in ihrer Erinnerung verblieben war.
Auch dort gab es ein kleines, unschuldiges, blondes Mädchen mit hellblauen Augen.
Aber sie war tot!
Schon vor langer Zeit gestorben.
In einem Wagen, irgendwo auf einem schlammigen Feld in Frankreich.

Das Geschrei einer Frau riss sie aus ihren schmerzlichen Erinnerungen.
Es war die Mutter der Kleinen, die nun auf die Motorhaube trommelte und sie wild beschimpfte.
Fast hätte sie zu ihrer Glock gegriffen, die versteckt zwischen den Vordersitzen steckte.
Aber diese Art der Aufmerksamkeit konnte sie in der Nähe ihres zukünftigen Ziels nicht gebrauchen.
Sie ignorierte die keifende Frau, legte den Rückwärtsgang ein und fuhr einige Meter, bis zur nächsten Straßenkreuzung.
Dort bog sie in die entgegen gesetzte Richtung ab und gab Gas.
Selbst wenn sich die Mutter das Kennzeichen gemerkt hatte.
Der Wagen war gestohlen und würde nach dem erledigten Job in irgendeiner abgelegenen Gegend in Flammen aufgehen.
Keine Spuren.
Keine Beweise.
Denn trotz allem musste sie auch darauf achten nicht die Polizei im Nacken zu haben.
In wenigen Stunden würde sie hierhin zurück kehren und das Tun, was getan werden musste. Dafür musste sie sich diesmal allerdings gewissenhaft vorbereiten, denn ihr Opfer war gut geschult.

Sie hatte die Frau ihres Ziels extra mit einem gefälschtem Anruf aus dem Haus gelockt.
Nicht um ihr Leben verschonen zu können – das war ihr egal – sondern um einen fähigen Gegner weniger zu haben, denn heute hatte sie es mit einem Polizisten-Ehepaar zu tun.
Es waren darüber hinaus auch nicht irgendwelche einfältigen Dorfpolizisten. Mit solchen Einfallspinseln hatte sie schon früher zu tun gehabt und die Sache immer schnell und sauber erledigt.
Das hier würde sie etwas mehr fordern, denn der Bulle und seine Frau waren vor ihrer Polizeilaufbahn beide beim Militär gewesen und ihr rein körperlich überlegen.
Wenn man von ihren „speziellen" Fähigkeiten einmal absah.
Diese wollte sie allerdings nur im äußerten Notfall einsetzten. Wenn es um Leben und Tod ging, denn sie musste mit ihrer Kraft haushalten.
Aber sie hatte nicht vor es soweit überhaupt kommen zu lassen.
Deshalb hatte sie vorgesorgt.

Grinsend beschleunigte sie weiter auf der schnurgeraden Straße.
Vorbei an einer zig fachen Kopie des Hauses ihres nächsten Ziels.

SeelenQual - Dark Heroes Rising || Supernatural FanFiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt