38 - Explorers

30 2 0
                                    


Die nächsten Tage im Bunker vergingen für Mandy wie im Flug.
Jedenfalls fühlte es sich so an, im Vergleich zu den Tagen, die sie vor Valeries Ankunft hier verbracht hatte.

Die hatten sich für sie wie Kaugummi gezogen.
Die meiste Zeit hatte sie allein in ihrem Zimmer gehockt und Musik von ihrem – zugegebenermaßen geklauten – I-Pod gehört.
Sam war ja ganz nett gewesen und hatte sich alle erdenkliche Mühe gegeben ihr den Aufenthalt im Bunker so angenehm wie möglich zu machen. Hatte sich mit ihr Unterhalten, wenn sie es wollte und sie in Ruhe gelassen, wenn sie es brauchte.
Trotzdem war der Bunker nur ein besseres Gefängnis für sie, denn raus durfte sie unter keinen Umständen. In dieser Sache war Sam sehr deutlich geworden und hatte auch keine Widerrede zugelassen.

Der andere Prophet, Rupert, war ein undurchsichtiger Miesepeter und erinnerte sie unangenehm an ihren alten Herrn. Den Säufer, der ihre Mutter fast totgeschlagen hatte, in jener Nacht, als sie beschlossen hatte endlich weg zu laufen.

Und der ältere Winchester ... nun der war eine Nummer für sich.
Vor ihm hatte Mandy irgendwie Angst. Er war zwar immer nett zu ihr, aber irgendetwas an ihm .... passte nicht recht zusammen. Manchmal wusste sie auch nicht mehr mit Bestimmtheit, ob sie sich das alles vielleicht auch nur einbildete.

Als dann Valerie in den Bunker kam, hatte sie Anfangs auch bei ihr kein gutes Gefühl gehabt.
Doch bereits kurz nach dem verhängnisvollen „Familienfrühstück" - wie sie den Vorfall nannte – hatte sie sich mit ihr ausgiebig Unterhalten und viele Gemeinsamkeiten festgestellt.
Zum Beispiel dachten sie das Selbe über Rupert – sein ungepflegtes Erscheinungsbild war oft Inhalt ihrer Spötteleien – oder über Sam – er war so süß, aber leider auch etwas zu alt für sie – aber das wichtigste war, dass sie den selben Musik- und einen ähnlichen Klamottengeschmack hatten.

Da beide fast die selbe Kleidergröße trugen, lieh Valerie Mandy auch schon mal etwas von ihren spärlichen Sachen, nur damit sie mal etwas anderes Anzuziehen hatte.
Beiden wurden in diese kurzen Zeit zu wirklich guten Freundinnen.
Vielleicht sogar zu so etwas wie Schwestern.
Sie hockten oft zusammen in Mandys Zimmer und unterhielten sich über die angesagtesten Bands, Mandy's Vergangenheit – allerdings nur kurz, da es zu schmerzhaft für das Mädchen war - Rupert oder Sam.

Sam, der immer noch versuchte Mandy jeden Wunsch von den Augen abzulesen und es ihr, mit kleinen Aufmerksamkeiten, so angenehm wie möglich im Bunker zu machen versuchte und
der Valerie gegenüber nach wie vor mehr als freundschaftliche Gefühle zu hegen schien; Mandy ließ keine Gelegenheit aus Valerie damit zu necken.

Er war zu so etwas wie „Die Mutter der Kompanie" geworden.
Die ordnende Hand, die das Miteinander der unterschiedlichen Persönlichkeiten im Bunker zu regulieren suchte.
Doch manchmal versagte sogar er.
Besonders wenn es dabei um sein eigenes Verhältnis zu seinem Bruder ging, der sich mittlerweile oft mit Rupert abgab.

Rupert, der immer noch die selben, schmierigen Klamotten trug, wie am ersten Tag, sich nur noch zu den gemeinsamen Mahlzeiten in der Küche blicken ließ und sonst auch keinerlei Kontakt zu den beiden weiblichen Bewohnern suchte oder gar pflegte.
Er war zum Eigenbrötler, ja fast schon zum Eremiten, der kleinen Gruppe geworden.
Seitdem Valerie im Bunker eingetroffen war, sonderte er sich immer mehr von allen ab.
Der Einzige mit dem er sich nun öfter unterhielt war Dean.
Doch keiner wusste so recht worüber sie sich genau unterhielten, denn jedes Mal, wenn jemand in ihre Nähe kam verstummten sie. Selbst Sam hatte nicht herausbekommen, um was es sich bei den teilweise ausgiebigen Unterhaltungen, die auch schon mal bis tief in die Nacht andauerten, drehte.

Das Einzige über das sich die beiden Frauen nicht unterhielten, war ihrer beider unschöne Vergangenheit, das „Prophetending", wie Mandy es nannte und Dean.
Das waren Themen, die beide mieden.
Jeder aus seinen eigenen Gründen und beide waren taktvoll genug den anderen nicht zu drängen die seinen offen zu legen.

Irgendwann waren alle Themen erschöpft, alle Musik schon zum xten-Mal gehört und es wurde Langweilig. Während einer Unterhaltung hatte Valerie dann vorgeschlagen den Bunker zu erkunden.
Heimlich natürlich.
Mandy war sofort Feuer und Flamme für Ihren Vorschlag gewesen.
Für das Mädchen war es eine willkommene Abwechslung.
Für Valerie eine Möglichkeit mit den ersten zaghaften Schritten ihrer Nachforschungen zu beginnen, ohne einen vorgeschobenen Vorwand oder einen „Komplizen" vermissen zu lassen, falls sie erwischt würden.
Der „öffentliche" Teil der Bibliothek, der im Studierzimmer, war größtenteils uninteressant für Valerie gewesen. Für einen Überblick über diese Bücher hatte sie nicht länger als einige Stunden benötigt.
Dort stand nicht, was sie suchte.
Doch sie wusste, dass es noch eine weitere, hilfreichere Quelle in diesem Bunker gab.
Das Archiv der Männer der Schriften, in dem jeder Fall dokumentiert und mit Querverweisen versehen war. Und genau diese Querverweise interessierten sie.
Die richtige Akte mit dem passenden Verweis würde ihr hoffentlich den Weg zu den Artefakten weisen, die sie suchte. Wenn sie viel Glück hatte befanden sich sogar einige in diesem Bunker und sie brauchte nur noch zugreifen.
Wenn sie unverschämt viel Glück hatte, würde sie sogar alles finden, das sie suchte.
Aber selbst wenn nicht und nur Hinweise auf die Aufbewahrungsorte in den Akten zu finden waren, wäre sie schon einen großen Schritt weiter.

Während ihrer heimlichen Streifzügen durch die Korridore des Bunkers fanden sie in den nächsten Stunden viele unverschlossene Türen vor.
Meist verbarg sich dahinter nur ein weiterer, staubiger Raum.
Manche waren Wohnräume, wie die in denen sie selbst wohnten, andere beherbergten fremdartige Gerätschaften, einige waren leer geräumt und einige schienen überhaupt keinen Verwendungszweck zu haben.
Alles in allem war alles, was sie fanden ziemlich dreckig und unspektakulär.
Bis sie dann auf eine Tür mit der Aufschrift „Archiv" trafen.

Als sie versuchten diese zu öffnen, bemerkten sie, dass diese eine der wenigen Türen war, die verschlossen gehalten wurde.
„Schade, Val. Die ist zu", sagte Mandy enttäuscht zu Valerie, als sie sich zu ihr herum drehte.
„Nichts ist je wirklich verschlossen", entgegnete sie und grinste dabei schief.
„Lass mich mal."

Das Mädchen machte der älteren und etwas größeren Frau gehorsam Platz. 

SeelenQual - Dark Heroes Rising || Supernatural FanFiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt