58 - The Waiting Game

35 2 0
                                    

"Valerie!", hallte eine Stimme durch die einsamen Korridore. Doch Sam und Mandy, die beide an der magischen Barriere standen, erhielten keine Antwort.

„VALERIE!", rief Sam erneut.
Beide warteten quälend lange Minuten.
Doch auch jetzt rührte sich nichts auf der anderen Seite.

Mandy wollte gerade einen Schritt auf die Grenze zu machen, als Sam sie gerade noch an der Schulter zurückhalten konnte.
„Nein, Mandy! Wir wissen nicht wie oft noch einer von uns auf die andere Seite wechseln kann, ohne den Kollaps noch schneller herbei zuführen."

„Tschuldigung. Ich ... ich hatte nicht daran gedacht", seufzte Mandy.

Wie um Sam's Warnung zu bestätigen leuchte die Barriere kurz auf. Doch nun nicht mehr in dem warmen aber hellen Licht, wie zu dem Zeitpunkt, als Mandy das Erste mal hindurch geschritten war.
Jetzt glühte er für den Bruchteil einer Sekunde vor ihnen orange auf, bevor er wieder erlosch und restlos alle magischen Symbole und Sigillen mit sich nahm.

„Was war das denn?", murmelte Sam und sah dabei ungläubig auf die nun leere Stelle im Korridor. Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den Anderen. Doch nichts geschah.

„Sam, sie ist weg! Jetzt können wir Valerie holen!", Mandy wollte an Sam vorbei gehen, doch ein energisches „NEIN" ließ sie inne halten.

„Ich traue der Sache nicht, Mandy!", erklärte Sam. „Wir sollten vorsichtig sein."

In diesem Moment hörten beide Schritte auf sich zu kommen und wenig später sahen sie Valerie um die Ecke des angrenzenden Ganges biegen.

Erleichterung machte sich auf Mandy's Gesicht breit. „Valerie!"
Sie wollte schon zu ihrer Freundin stürmen, als sie sich an Sam's Worte erinnerte. Sie blieb schräg hinter dem jüngeren Winchester stehen.

„STOP!", rief Sam Valerie zu und hob abwehrend seine rechte Hand. „Komm nicht näher!"

Die überdeutliche Angst in seiner Stimme veranlasste Valerie sofort stehen zu bleiben.
„Hi, Sam. Schön dich zu sehen", gab sie dennoch erleichtert zu.
Nur um nach einem kurzen Blick auf den jüngeren Winchester ein besorgtes „Was ist los?" hinterher zu schicken. „Die Barriere ist doch verschwunden."

Sam sah ihr direkt in die Augen und schüttelte den Kopf.
„Ich ... ich bin mir nicht sicher, Valerie."
Er suchte den Boden und die Wände des Korridors nach verdächtigen Veränderungen jeglicher Art ab.

Dabei schob er sich vorsichtig Zentimeter für Zentimeter in Valeries Richtung vor.
Schritt für Schritt entfernte er sich von Mandy und näherte sich Valerie.
Beide Frauen starrten wie gebannt auf ihn.
Niemand traute sich zu sprechen.

Nur noch wenige Schritte von Valerie entfernt stoppte er abrupt ab. Als hielte ihn eine unsichtbare Mauer auf.
In dieser unheimlichen Stille kam allen Sam's überraschtes, scharfes Einatmen vor wie Donnerhall.
„VALERIE! ZURÜCK!", schrie er.

Ohne nachzudenken folgte sie Sam's Aufforderung.
Und das keine Sekunde zu früh.
Erschrocken keuchte sie auf, als sie sah, was direkt vor ihr geschah.

Dort wo sie bis eben gestanden hatte materialisierten aus dem Nichts wieder die magischen Zeichen und erschien ein wabernder Vorhang aus Licht.
Er leuchtete in einem unfreundlichem hellrot. Und es verhieß nichts Gutes, dass er nicht wieder verschwand, so wie vorher.

„Was ist hier los, Sam? Was passiert mit dieser verfluchten Barriere?", fragte Valerie aufgebracht.

Wieder erntete sie diesen skeptisch-traurigen Blick von Sam, der sich direkt in ihre Seele zu brennen schien.
„Wir haben uns in Ruperts Quartier umgesehen und Notizen über die von ihm geschaffene Barriere gefunden. Er hat offensichtlich eine ... Sicherung eingebaut. Sobald er sich nicht mehr in der Nähe seiner Schöpfung befindet, beginnt sie sich selbst zu zerstören."

„Ich verstehe nicht, was daran jetzt so schlimm sein soll, Sam. Wir müssen doch dann nur noch etwas warten bis ich wieder frei bin", erwiderte sie.
Doch als sich Sam's Mine nicht änderte, setzte sie hinzu, „Oder?"

„So Leid es mir tut, aber was das angeht habe ich ... schlechte Nachrichten", antwortete Sam schweren Herzens.
„Die Grenze wird sich immer mehr zurückziehen. Das ist richtig. Sie wird dabei allerdings ihre Energie nicht abbauen und irgendwann wird sie ... kollabieren.
Wenn das geschieht wird jedes Lebewesen innerhalb ihrer Grenzen, das Magie in irgendeiner Form in sich trägt ... vernichtet!"

„ ... "

„Valerie, hast du mich verstanden?", fragte Sam besorgt nach, weil er von der Frau vor sich keine Reaktion bekam.
Sie starrte nur auf den immer noch existierenden Vorhang aus Licht; schien Lichtjahre, nein Galaxien, entfernt zu sein
„VAL?", schrie er sie schon fast an.

Dies schien sie wieder in die Gegenwart zurück zu holen. Ihr Blick klärte sich und nun sah sie ihrerseits direkt in grüne Winchester Augen.
Doch es waren nicht die, die sie erwartete.

„DAS ist also, was du unter schlechten Nachrichten verstehst", stellte sie sarkastisch fest. „Und was machen wir jetzt, hä?"

Sam, unfähig sich aus ihrem Blick zu lösen, antwortete nicht sofort. Denn eine Idee begann langsam in ihm Form anzunehmen.
„Ich ..."

Könnte das wirklich funktionieren?, fragte er sich.
Was wenn nicht?

Beherzt überbrückte er die Strecke bis zur Wand aus Licht mit wenigen schnellen Schritten und passierte die Barriere. Dabei spürte er ein eigenartiges Ziehen an seiner Seele und einen Widerstand.
Als ob er nicht nur durch Licht, sondern durch eine geelartige Substanz gehen würde. Der eine Schritt durch die Barriere hatte ihn geschwächt, als hätte er einen Marathonlauf absolviert.
Schwer atmend und mit Schweiß bedeckter Stirn trat er auf der anderen Seite wieder heraus.

„Was um alles in der Welt sollte das denn jetzt?", fuhr ihn Valerie an. „Es ist doch offensichtlich, dass sich die Barriere verändert hat. Willst du dich etwa umbringen?"

„Im Gegenteil. Damit habe ich dir wahrscheinlich das Leben gerettet!", entgegnete Sam erschöpft.

„WAHRSCHEINLICH?", seufzte Valerie. „Oh, Sam."

„Sam?", hörten sie Mandy von jenseits der Barriere unsicher fragen.

Sam drehte sich zu ihr herum.
„Mandy, du bleibst, wo du bist. OK?"

Mandy nickte. „Was kann ich tun?"

Sam überlegte kurz. „Du gehst zurück in Ruperts Zimmer und versuchst zum einen noch mehr von diesen Zetteln zu finden ..."
Er wedelte mit den paar Blättern eines grauen Papiers, die von einem Notizblock zu stammten, „und du musst unbedingt dieses Buch finden, über das wir gesprochen haben. Es muss irgendwo in seinem Quartier sein."

„Und dann?", wollte Mandy wissen.

„Dann schiebst du alles vorsichtig durch die Barriere", antwortete Sam.

„Und du bist sicher, das das funktioniert, Sam?", fragte sie skeptisch.

„Ich denke schon. Es sind unbelebte Dinge."

Weder Valerie noch Mandy schienen sonderlich erfreut oder gar beruhigt. Doch eine andere Wahl hatten sie wohl nicht.

„Ok. Dann ... ähm ... mach ich mich mal an die Arbeit, Leute", sagte Mandy, winkte ihrer Freundin und Sam noch einmal unsicher zu und verschwand dann zügig um die nächste Ecke, denn viel es lag noch viel vor ihr.

Auf dem ganzen Weg zu Ruperts Quartier war sie tief in Gedanken, in Sorgen um Valerie und Sam versunken.
Zum ersten Mal würde sie ganz allein in Ruperts Zimmer sein.
Und als wenn das nicht schon schlimm genug für sie war, denn dieser Raum atmete für sie förmlich mit jedem Stein, mit jeder Fuge diesen komischen Kerl aus, wusste sie auch nicht wo in diesem ganzen Chaos sie dieses eine Buch finden sollte. Dieses Einzige, das die lateinischen Worte verbarg, die Rupert immer und immer wieder verteilt auf die Ränder des grauen Papiers gekritzelt hatte.

"Impia tortorum"
Wenn es überhaupt da ist. Und was mache ich, wenn ich es nicht finde?, fragte sie sich ängstlich. Was wird dann aus Valerie?

Fast wäre sie an der Tür zu seinem Zimmer vorbei gelaufen. Doch sie stand immer noch offen und zog sie magisch an.
In der Tür stehend betrachtete sie das dort immer noch herrschende schon fast biblische Durcheinander und seufzte.

Wie soll ich hier überhaupt irgendetwas finden?

Angst vor der Verantwortung, die nun in ihre Hände gelegt wurde machte sich in ihr breit.


* * *


Sam atmete immer noch schwer und schien immer noch erschöpft, als Mandy um die Ecke bog und aus ihrem Blickfeld verschwand. Ihre leichten Schritte hallten noch eine ganze Weile durch die leeren Gänge, bis auch diese endlich verstummten.
Nun war nur noch Sams Atem, der sich nur langsam wieder normalisierte, zu hören.

„Und was machen wir zwei in der Zwischenzeit, Sam?", wollte die Frau mit den kurzen, dunklen Haaren und den dunkelblauen Augen, neben ihm wissen.

Sam drehte sich von dem leuchtenden Vorhang weg und sah ihr unverwandt in die Augen.
In diese Augen, die direkt in seine Seele zu blicken schienen.
Und die er eindeutig heller in Erinnerung hatte.
Dessen war er sich jetzt vollkommen sicher.

„WIR werden versuchen auch noch den Rest von Ruperts Notizen zu entschlüsseln. Und ich werde weiter versuchen Dean zu erreichen und ansonsten ... warten wir!"

SeelenQual - Dark Heroes Rising || Supernatural FanFiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt