Sam saß an dem kleinen Schreibtisch in Valeries Quartier und grübelte schon seit einigen Stunden über ein paar der Notizblättern. Immer wieder konsultierte er einschlägige Seiten des Internets.
Aber mehr als Notizen auf einem Block, der neben ihm lag, die sofort wieder durchgestrichen wurden und resigniertes Kopfschütteln blieb nicht zurück.
Valerie hatte es sich auf dem Bett gemütlich gemacht. Um sie herum lagen die restlichen Blätter verteilt. Keiner der Beiden konnte bis jetzt neue Fakten vorweisen. Jedenfalls nicht, was Ruperts Notizen betraf.
Sam's neueste Erkenntnisse über diese Barriere, die nicht einmal Metatron bekannt gewesen waren, machten ihr langsam Angst.
Doch während sie in den losen Zetteln nach einer Lösung gesucht hatte, war ihr etwas anderes wieder eingefallen. Plötzlich und ohne Vorwarnung standen wieder Teile des Textes vor ihren Augen, der vom Kains-Mal handelte.
Sie hatte die wenigen Seiten damals in der Bibliothek des Ordens kurz überflogen. Es schien eine Ewigkeit her zu sein, doch nun erinnerte sie sich in aller schmerzhaften Klarheit daran.
Auch an den Teil der die Verbindung zwischen dem Mal und der ersten Klinge behandelte und an die Auswirkungen auf den Träger.
Verdammt!, realisierte sie.
Dean kann mir wirklich gefährlich werden. Auch, wenn er diesen verfluchten Tierknochen noch nicht hat.
Erschrocken sah sie zu Sam auf, denn sie war nicht sicher, ob sie nicht doch laut gedacht hatte.
Doch der jüngere Winchester saß immer noch an dem kleinen Schreibtisch und arbeite konzentriert.
Die paar wenigen Worte, die Sam zu Beginn hatte entziffern können – die ihn zu der Vermutung geleitet hatten, dass ein anwesender Unschuldiger – hoffentlich hatte er es korrekt übersetzt und der Text meinte nicht doch Opfer - ausreichte, um die zerstörerische Kraft der Barriere zu neutralisieren – waren leider bis jetzt das einzige, was auf den Papieren einen Sinn ergab, denn es waren die einzigen Worte auf Latein. Diese und der wage Fingerzeig auf das Code-Buch, der ebenfalls auf eine lateinische Inschrift oder Prolog hinwies.
Der Rest war in einer Sprache, die Sam mit Hilfe des WorlWideWeb als Sumerisch identifiziert hatte. Eine Sprache, die schon schwer genug zu übersetzen war. Aber trotz aller Versuche erhärtete sich Sam's ursprüngliche Befürchtung, dass sie ohne dieses spezielle Buch trotz allem nicht weiter kommen würden. Keinen einzigen Schritt würden sie vorankommen.
Sam war überzeugt davon, dass es irgendwo in Ruperts Zimmer sein musste, denn alles deutete darauf hin, dass er dieses eine Buch benutzt hatte, um die sumerischen Worte auch noch in einer Art Code anzuordnen.
An den Rändern jedes Papiers hatte er lateinische Zahlen gemalt, die Seiten und bestimmte Wörter in diesem Buch bezeichneten. In der richtigen Reihenfolge gelesen, würden sie dann endlich alles entschlüsseln können.
Das war jedenfalls Sams Theorie.
Er war fest davon überzeugt - nein, es war nicht mehr als ein Gefühl, das, sich aus purer Verzweiflung zur Überzeugung verhärtet hatte -, dass es ein Buch sein musste, das irgendwie nicht zum Rest der in Rupert's Zimmer verteilten Unterlagen passen wollte. Und sobald Mandy es gefunden hatte, konnten sie endlich los legen.
Aber bis dahin ....
Entnervt legte Sam den grauen Zettel, dem er trotz allem versuchte hatte sein Geheimnis zu entreisen, damit er wenigstens etwas zu tun hatte, zur Seite und versuchte ein weiteres Mal seinen Bruder zu erreichen.
Dessen Handy klingelte.
Aber es nahm niemand ab.
Verdammt!, dachte er. Was ist jetzt schon wieder los?
Verärgert warf er sein Telefon achtlos auf die Tischplatte vor sich.
Dieses Geräusch ließ Valerie von ihrem Papier aufsehen.
„Was ist, Sam?", fragte sie vorsichtig.
„Was los ist????", entgegnete er gereizt. „Ernsthaft?"
„Sam, ich ...", erwiderte sie verwirrt und hob abwehrend die Hände.
„JA, DU!", erwiderte er. „Um DICH geht es doch hier!", schrie er sie fast an.
„Um mich, Sam?", sagte sie und stand vom Bett auf.
„Bist du sicher? Denn komischerweise habe ich gedacht ich ... sei dir mittlerweile egal."
Diese verletzenden Worte kamen wie von selbst aus ihrem Mund gesprudelt und sie bereute es gesagt zu haben noch im selbem Augenblick.
Vollkommen überrascht erhob sich Sam vom Stuhl und verließ den Schreibtisch.
„Wie kannst du das nur von mir glauben, Valerie?", fragte er sie ehrlich konsterniert an.
„Ich hatte wirklich zutiefst gehofft auch ohne dieses verdammte Buch hinter Ruperts Code zu kommen. Aber anscheinend war dieser Mistkerl sehr gründlich!"
Als er sich wieder unter Kontrolle hatte, trat er näher an Valerie heran, berührte sie liebevoll an ihrer rechten Schulter.
„Und jetzt hängt ALLES davon ab, ob Mandy dieses Buch findet oder meine Theorie wirklich stimmt. Wenn nicht dann ...."
Valerie sah die Trauer und Angst in seinen Augen. Sie lächelte ihn gequält an als sie antwortete. „Ich weiß was dann mit mir geschieht. Aber das ist nicht deine Schuld, Sam. Es ist ... niemandes Schuld."
Sie erwiderte seine Berührung. Legte ihre Hand auf die Seine, die immer noch auf ihrer Schulter ruhte.
„Und weißt du was Sam? ... Ich komme damit klar."
„Valerie, wie kannst du das nur sagen? Jeder will leben", antwortete ihr Sam entsetzt.
„Das will ich auch, aber manchmal gibt es ... eben doch keinen anderen Ausweg mehr. Ich habe mich damit abgefunden, Sam."
Sie wollte noch „Schon seit langem" hinzufügen, beließ es aber bei ihren Worten, die ehrlicher nicht hätten sein können.
Warum um alles in der Welt bin ich so ehrlich zu ihm?
„Aber ... aber ich nicht, Valerie!", antwortete er ernst und legte auch noch seine andere Hand auf ihre Schulter. „Ich werde mich NICHT damit abfinden. Verstehst du? Ich werde ALLES versuchen dich zu retten."
„Sam, ich ...", begann Valerie, doch sie verstummte als sie das in seinen Augen sah, wovor sie sich immer gefürchtet hatte. Gefühle, die fast so stark waren, wie die für seinen Bruder.
Nur sie würde diese Art von Empfindungen nie erwidern können.
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SeelenQual - Dark Heroes Rising || Supernatural FanFiktion
HorrorFortsetzung zu SeelenFeuer. Die Existenz eines weiteren gefährlichen Gegners wird den Winchester's offenbart, als sie noch mitten im Kampf gegen Abaddon und Metatron stehen. Überdies leidet Sam noch an den Nachwirkungen durch Gadreel's „Anwesenheit"...