44 - Play It Hard

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Sie hatte sich noch nicht einmal ganz herum drehen können, um ihrem Angreifer in die Augen zu blicken, als sie auch schon ein Fausthieb in die Nieren traf.

Schmerz durchzuckte sie und ließ sie Aufkeuchen.
Die Wucht schleuderte sie zudem vorwärts auf den Schreibtisch, so dass sie sich mit ihrer linken Hand abstützen musste, um nicht komplett das Gleichgewicht zu verlieren.
Gleichzeitig drehte sie das Messer in ihrer rechten Hand um und schwang es nach hinten, in der Hoffnung den Angreifer wenigstens von einem weiteren Schlag abzuhalten oder ihn gar zu verletzen.
Kurzzeitig verlangsamte sich die Bewegung der Waffe und sie spürte einen Widerstand. Dies und ein kurzes Schnauben zeigten ihr, dass sie ihren Gegner tatsächlich getroffen hatte.
Die Aktion hatte ihr überdies auch etwas Freiraum verschafft.

Sie hatte nun Zeit sich umzudrehen und eine klassische Kampfposition einzunehmen.
Doch sie starrte nur in die leere Finsternis.
Ihr Gegner hatte sich zurück gezogen.
Wahrscheinlich für die nächste hinterhältige Attacke aus der Dunkelheit, denn während des ersten heimtückischen Angriffs hatte sie die Schreibtischleuchte vom Tisch gefegt.
Jetzt spendete nur noch ihre kleine Taschenlampe, die sie auf dem Aktenschrank abgelegt hatte, ein unzureichendes Licht. Der schmale Lichtkegel schien gegen die graue Wand und wurde von dort nur geringfügig reflektiert.

Sie wollte gerade zur Lampe greifen, als ein Messer die Luft vor ihr zerteilte.
Instinktiv duckte sie doch, doch die Klinge streifte ihren nackten rechten Arm und hinterließ einen brennenden Schmerz.
Überrascht griff sie nach der blutenden Wunde, die sich wider erwarten nicht augenblicklich wieder schloss.

Ein Engelsschwert?
Der verräterische Engel?
Oder Rupert?

Schon hörte sie ein weiteres Zischen zu ihrer rechten.
Doch diesmal konnte sie den Angriff abblocken.
Kurzzeitig kreuzten sich beide Klingen.
Eine kräftige Hand wollte ihr die Waffe entwinden.
Fast wäre es ihr auch gelungen, doch Valerie verpasste ihrem Angreifer einen kraftvollen Tritt.
Den Geräuschen nach zu urteilen beförderte ihn dieser einige Meter nach hinten.
Direkt an die Regale.
Sie wollte diesen kurzen Augenblick der Ablenkung nutzen und aus dem Raum fliehen.
Wer immer das auch war, er war gut und seine Waffe hatte ihr eine Wunde zugefügt, die immer noch brannte wie Feuer und immer noch keinerlei Anstalten machte sich zu schließen.
Nicht einmal jetzt, wo sie sich darauf konzentrierte.

Irgendetwas stimmt hier gewaltig nicht!

Sie hatte die Tür bereits erreicht, die Klinke mit ihren zitternden Händen herunter gedrückt und ein schmaler Spalt hatte sich bereits geöffnet, als zwei kräftige Arme sie packten und zurück in die Dunkelheit warfen.

Jetzt machte sie schmerzvolle Bekanntschaft mit den stählernen Regalen.
Der starke Aufprall presste ihr die Luft aus den Lungen und ließ sie kurzzeitig die Orientierung verlieren.
Diesen Bruchteil einer Sekunde nutze ihr Gegner aus und griff sie erneut an.
Sie ahnte, was er vorhatte und drehte sich zur rechten Seite weg, um ihm möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Doch bevor die Drehung vollendet war durchfuhr sie erneut ein brennender Schmerz.
Diesmal hatte sie Klinge ihre linke Seite in Höhe der Rippen verletzt.

Sie hörte ein zufriedenes Schnaufen zu ihrer Linken.

Da ist er!

Ohne ihr Ziel wirklich zu sehen schwang sie kraftvoll ihr Messer in die Richtung, aus der der Laut gekommen war.
Doch diesmal spürte sie keinen Widerstand, hörte sie keinen Schmerzenslaut, der ihr zeigte, dass ihre Klinge auf Fleisch getroffen war.
Im Gegenteil.
Ein heftiger Schlag traf sie unvorbereitet an der Schläfe und ließ sie taumeln.
Fast wäre ihr das Messer aus den Fingern geglitten.
Mit letzter Kraft hielt sie sich an den Regalen fest.

Ich muss hier raus.
Sofort!

Sie versuchte sich an den metallenen Böden in Richtung Ausgang zu ziehen, doch ihr Gegner versetzte ihr immer wieder schmerzhafte Schläge und Stiche, die sie kaum noch in der Lage war abzuwehren.
Sichtlich geschwächt und aus mehreren Wunden blutend, war sie mittlerweile wieder am Schreibtisch angelangt.

Er hatte sie durch den halben Raum gejagt, dann, plötzlich hörte er damit auf.
Valerie spürte mehr, als das sie im diffusen Licht der Taschenlampe, die immer noch auf dem Aktenschrank lag, wirklich sah, was er vorhatte, denn ihr Gegner hielt sich gerade außerhalb des fahlen Lichtscheins.

Er hatte sie so weit geschwächt, dass er sein Werk jetzt vollenden wollte.
Doch sie würde keinesfalls Kampflos untergehen.

Nicht so knapp vor dem Ziel!

Aus der Finsternis drang ein Geräusch an ihr Ohr.
Ein Knirschen, wie von zertretenen Glasscherben.
Ihr Widersacher lief gerade über die Scherben der zu Bruch gegangen Schreibtischlampe.
Ein leiser Fluch ließ sie seinen Standort erahnen.
Beide reagierten daraufhin gleichzeitig.

In dem Moment, in dem die Klinge des Engelsschwertes aus der Dunkelheit stieß, um ihr die Kehle durchzuschneiden, packte sie die Hand, die es führte und versetze ihrem Gegner einen kräftigen Stoß.
Da aber auch ihre Hand festgehalten wurde, taumelten beide Kämpfer gegen den Aktenschrank.
Valerie spürte den Köper ihres Angreifers, der sich nun schwer atmend gegen sie drückte. Obwohl so nah, konnte sie sein Gesicht nicht erkennen.

Doch durch die Erschütterung vollführte der Strahl der Taschenlampe auf dem Schrank einen wilden Tanz.
Dieser unstete Lichtstrahl blieb plötzlich auf dem Gesicht ihres Gegenübers stehen und ließ sie unwillkürlich zusammenzucken.

Sie sah in ...

... grüne Winchester-Augen.

SeelenQual - Dark Heroes Rising || Supernatural FanFiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt