35 - Welcome To The ... Bunker

41 2 0
                                    


Es dauerte wirklich nur gut eine Stunde, bis Sam mit dem Impala in einen einsamen, von Bäumen gesäumten Weg einbog.
Es war der gefühlte hundertste kleine, unbeleuchtete Weg, den sie mitten in der Nacht entlang fuhren. Valerie wusste, das sie nicht den direkten Weg genommen hatten.
Sie sollte den Eingang zum Bunker möglichst nicht allein finden können.
Aber bei diesem Weg war etwas anders.
Die Scheinwerfer des Chevi's streiften kurz etwas, das nicht natürlichen Ursprungs war.
Auf der rechten Seite konnte sie für den Bruchteil einer Sekunde die Schemen einer Treppe und so etwas wie eine Tür ausmachen.

Das ist er also ... der vermühte Bunker der Männer der Schriften!

Sam stoppte den Wagen wenige Meter weiter und stieg aus.

Auch Valerie hatte ihr Motorrad angehalten und den Motor ausgestellt. Noch auf der Maschine sitzend wartete sie auf Sam.

„Wir sind da Valerie."

„Wirklich?", tat sie überrascht.
„Ich dachte er sei ... größer."

Sam lächelte, als er antwortete.
„Du wirst dich noch wundern, wie groß der Bunker wirklich ist. Wir sind jetzt schon ... eine ganze Weile hier und ich glaube manchmal, es gibt immer noch Räume, die wir noch nicht entdeckt haben!
„Aber was rede ich hier so lang. Du musst jetzt doch langsam müde sein. Also lass uns endlich rein gehen!", bemerkte er und streckte Valerie eine Hand entgegen.

Doch statt seine Hand zu nehmen, zog sie den Rucksack aus und drückte ihm diesen in die offene Hand. 

Im ersten Moment überrascht, nahm er ihn doch entgegen.
Ein Lächeln stahl sich dabei auf sein Gesicht.

„Ich muss ja immerhin auch noch die Satteltaschen tragen und trotz allem habe ich auch nur zwei Hände, wie jeder normale Mensch auch, Sam", entgegnete Valerie und grinste dabei verschmitzt.

Sam erwiderte darauf nur ein freundliches Lächeln.

Nachdem sie sich vom Helm und das Motorrad auch noch von den Satteltaschen befreit hatte, machten sich die zwei auf den Weg zum Eingang des Bunkers.

Sam beleuchtete die kleine Treppe, die zur eigentlichen Tür führte mit seiner Taschenlampe.
Der größere der Winchester Brüder blieb aber schließlich direkt vor dem Eingang stehen, machte keine Anstalten die Tür zu öffnen.

Valerie stutzte.
Er hat es sich doch nicht anders überlegt?

„Was ist los, Sam?"

„ ... "

„Sam?"

„Ähm, ... alles ok. Komm."

Die Tür zum Bunker öffnete sich mit einem lauten Quietschen und ließ die beiden Gestalten eintreten.
Zu erst in einen kleinen Vorraum, der in ihr den Eindruck in einem alten Luftschutzbunker zu sein nur verstärkte.
Er schien gänzlich aus Metall zu sein, wie auch die zweite Tür – oder besser Schleuse – die in das eigentliche Innere des Bunkers führen musste.
Als die äußere Tür wieder ins Schloss fiel, hallte der Ton unangenehm im kleinen Raum nach.
Bei mittelalterlichen Burgen nannte man den kleinen Hof zwischen dem ersten Tor und dem zweiten Tor – dem eigentlichem Zugang zur Burg – auch Zwinger.
Im Falle eines Angriffs lockte man den Gegner dort hinein, machte ihm vor, er hätte bereits sicheren Zugang zur Burg, um dann das zweite Gitter hinunter zu lassen.
Der Feind saß in der Falle. Ringsherum nur meterhohe Mauern, von denen die Soldaten dann Pfeile oder heißes Öl regnen ließen.
Genauso kam sie sich jetzt vor und genau diesen Zweck sollte wohl auch dieser winzige Zwischenraum im Falle eines Angriffs erfüllen. Oder in dem Fall, dass jemand daraus entkommen wollte.
Sie versucht Einzelheiten zu erkennen, die auf Verteidigungsmechanismen hindeuteten, doch Sam wartete bereits ungeduldig am eigentlichen Eingang.
Sie sollte ihm keinen Grund zum Misstrauen geben.
Deshalb wollte sie ihm zügig folgen, als er voraus durch die letzte Tür ging.

Sie hatte schon einiges über diesen Bunker gehört.
Wie groß er sein soll, das er die vollständigste Bibliothek des Übernatürlichen beherbergte, voller wertvoller magischer Artefakte war und angeblich auch speziell gesichert sein sollte.
Gegen unbefugten Zutritt durch Menschen, jegliche Monster und auch Dämonen.
Da sie einen mittlerweile nicht gerade unerheblichen Anteil an dämonischen Kräften in sich trug, machte sich in ihr nun eine gewissen Unruhe breit.

Was bleibt mir aber anderes übrig, als es zu wagen und ihm zu folgen?

Beherzt trat sie über die Schwelle, einen stechen Schmerz oder Ohnmacht erwartend.
Doch nichts geschah.
Kein Schmerz, kein Schwindel.
Nur ein leichtes Kribbeln, das nicht einmal besonders unangenehm war.

Sie folgte Sam erleichtert mit zwei schnellen Schritten auf den Treppenabsatz aus schwarzem Metall.
Dort blieb sie einen Augenblick stehen. Sie konnte es kaum fassen jetzt wirklich hier zu stehen.
im legendären Bunker.
Alle, die ihr von diesem Ort, dieser Legende, erzählt hatten, hätten ihren rechten Arm gegeben, nur um dort zu stehen, wo sie jetzt stand.
Aber um die Bibliothek zu sehen, hätten sie sogar ihr Leben gegeben oder gar ihre Seele verkauft.
Manche sogar beides.
Wenn sie es geschickt anstellte, würde sie freien und uneingeschränkten Zutritt dazu haben.

Sie sah zum jüngeren der Brüder hinüber, der neben ihr stehen geblieben war.
Sam begegnete ihrem Blick und lächelte sie an.

„Ich bin beeindruckt, Sam. Dies ist wahrhaftig eine außergewöhnliche Zuflucht!"

„Ja ... ja , das ist es", antwortete er stolz und ließ seinen Blick über den unter ihnen liegenden Raum schweifen.

Sam wird kein Problem werden, dachte sie und lächelte in sich hinein.

Valerie folgte Sam's Beispiel und betrachtete vom hochgelegenen Treppenabsatz aus den Raum unter ihnen.
Dieser wurde fast gänzlich von einem großen und ungewöhnlichem Tisch ausgefüllt.
Sie hatte davon schon gehört.
Er war wohl so etwas wie eine Anzeigetafel und mit dem Vorläufer eines Computers verbunden. Doch mehr hatten auch ihre Quellen darüber nicht gewusst.
Und so groß hatte sie ihn sich wirklich nicht vorgestellt.
An diesen Raum schloss sich ein weiterer an, den man über wenige Stufen erreichte. Von ihrem Standort konnte sie wenig mehr als nur diese Stufen und die Tischbeine der vorderen Schreibtische erkennen.

Nun, ich werde bestimmt noch ausgiebig Gelegenheit haben, alles zu erkunden.

Sam unterbrach ihre Gedanken.
„Komm, ich zeig dir den Rest", sagte er und streckte ihr die Hand entgegen.

Zögernd legte sie ihre Hand in die seine und folgte ihm die Treppe hinunter.

Auf dem Weg nach unten betrachte sie ihre Umgebung sehr genau.
Die Wände waren hell-grau gefliest, das metallene Treppengeländer ebenso schwarz, wie die Stufen und beleuchtet wurde alles von Wand- und Deckenlampen, die aus den 30er oder 40er Jahren zu stammen schienen.
Alles hatte diesen gewissen Charme des Alten, leicht angestaubten und mysteriösen.

Sam machte erst vor dem großen Tisch wieder halt und entließ ihre Finger aus seiner Hand. Er machte den Eindruck ihr etwas sagen zu wollen, doch ein Geräusch ließ ihn innehalten.

Schwere Stiefelabsätze auf Stein hallten durch die Luft.
Sie kamen von jenseits des anderen Raumes.
Die Schritte näherten sich unaufhaltsam.
Dem sich veränderten Ton nach, trat die Person anscheinend gerade aus einem Gang, der in den Raum mit den Schreibtischen führte.
Einen Augenblick später bestätigte sich Valerie's Annahme.

Am rechten der Schreibtische vorbei und damit direkt in ihrer beider Sichtfeld trat Dean.
„Hey, Sam. Ich wollte gerade ...", begann er lebhaft.
Dann sah er Valerie und im selben Moment versteinerte sein Gesicht.
„Oh, du bist ... nicht allein!"

Auch Sam hatte den Stimmungsumschwung sehr wohl bemerkt.
„Ganz recht, Dean. Und wir hatten darüber gesprochen, dass ich Valerie hole. Du erinnerst dich?"

„ ..."

„Das tust du doch, Dean. Oder?", fragte Sam.

„Ja sicher!", antwortete Dean mürrisch.
Er warf Valerie noch einen warnenden Blick zu, bevor er sich kommentarlos umdrehte und wieder in den Tiefen des Bunkers verschwand.

„Es tut mir Leid, Valerie!", kommentierte Sam Deans rüdes Verhalten. „Ich weiß nicht, was in der letzten Zeit mit ihm los ist ...", er wollte noch besonders, wenn es um dich geht hinzufügen, hielt sich aber zurück.

„Is'schon ok, Sam. Ich weiß, was er ... von mir hält. Ich komm damit klar", beruhigte sie ihn.
Das wird mir meine Rache nur noch einfacher machen.

Sam atmete tief durch.
„Trotzdem. Es war unnötig!"

Valerie zuckte als Antwort nur mit den Schultern.

„Ok, also ... ähm ... was hältst du davon, wenn ich dir jetzt dein Zimmer zeige, Valerie?", fragte Sam, ohne weiter darauf einzugehen.
Wenn sie nicht weiter darüber sprechen wollte, würde er auch nicht unnötigerweise darauf rumreiten wollen.

Das ist jetzt schon das zweite mal, dass ich ... nein das dritte mal – Rupert eingerechnet– jemanden ein Zimmer hier zuweise. Ich fühle mich langsam wie der hiesige Hotel-Page, dachte Sam und lächelte.

„Gute Idee", antwortete sie, erleichtert das Thema „Dean" nicht vertiefen zu müssen.
Sie spürte, dass dieser Mann noch früh genug zu einem Problem werden würde.
Irgendetwas war anders an ihm.
Das hatte sie schon beim ersten Zusammentreffen bemerkt, konnte aber nicht sagen was es genau war.
Es war weniger ein Gefühl ihn betreffend, als eine ... bestimmte Empfindung, die er auslöste. Immer wenn er in ihrer Nähe war, spürte sie ihre dunkle Seite deutlicher als sonst.
Mit all ihren negativen Eigenschaften.
Sie hatte zwar von Anfang an gewusst, dass sie mit Dean mehr Schwierigkeiten bekommen würde, aber jetzt musste sie noch vorsichtiger sein.
Sie durfte nicht zu lang in seiner unmittelbaren Nähe sein, sonst würde sie sich nicht mehr unter Kontrolle haben und die ganze Mission dadurch unter Umständen gefährden.

Sam hatte bereits die wenigen Stufen, die in das Studierzimmer führten, hinter sich gelassen, als er sich überrascht zu Valerie umdrehte.
Er hatte damit gerechnet, dass die junge Frau hinter ihm war, doch jetzt sah er, dass sie immer noch in der Nähe des Tisches stand.
Sie schien in Gedanken vertieft.

„Kommst du?", fragte er sie freundlich und holte sie damit wieder zurück.
Valerie hatte nicht bemerkt, das Sam sich bereits auf den Weg gemacht hatte und sah in nun verwundert an.

„Ähm, sicher. Klar. Ich folge dir, Sam!"

SeelenQual - Dark Heroes Rising || Supernatural FanFiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt