57 - Helplessly Hoping

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„VERDAMMT!", hörte Mandy Dean durch Sam's Telefon fluchen.
Trotz der schlechten Verbindung war DAS glasklar zu verstehen.

Beide hatten sich zum Telefonieren aus dem Korridor zurück gezogen und sich an einen Tisch im Studierzimmer gesetzt.
Sam hatte seinen Bruder über die im Bunker herrschende Situation kurz ins Bild gesetzt und diese, für den Älteren nicht untypische farbige Metapher, war seine erste Reaktion darauf.

„Dean, hat Rupert dir gesagt, wie man die Barriere wieder deaktiviert?", fragte Sam seinen Bruder, der sich offensichtlich im Auto befand, denn er hörte lautes Hupen.

„SCHEIßE! Nein, hat er nicht!", war Dean's kurz angebundene Antwort.

Da Sam sein Telefon auf Lautsprecher gestellt hatte, bekam Mandy aus erster Hand die ungeschönte Wahrheit vorgesetzt. Tränen begannen ihre Augen zu füllen.
Sam bemerkte es und versuchte sie mit den nächsten Worten zu beruhigen.
„Wir werden eine Lösung finden, Mandy. Bis dahin bringen wir ihr eben alles, was sie benötigt. Du kannst ihr ja auch Gesellschaft leisten so oft du willst."
Er berührte kurz beruhigend ihr Schulter. „Ist doch dann alles nicht so schlimm."

Mandy schniefte und lächelte ihn gleich darauf an. „Du hast ja recht!"

Sie begann sich gerade wieder zu beruhigen, als sich Dean über das Telefon wieder zu Wort meldete. Auch er hatte natürlich Sam gehört.

„Ähm ... ich mach euch echt ungern diesen netten Plan kaputt, aber so wird das nicht funktionieren, Leute!", antwortete Dean. Seine Stimme klang verzerrt.

Überrascht sah Sam auf das leuchtende Display seines Handy's.
„Was meinst du?"

Wieder ertönte eine Hupe aus dem Lautsprecher des Telefons, dann Dean's genervte Stimme: „Ich meine, dass Rupert mal was von einer Sicherung gefaselt hat.
Irgendwas damit ... VERDAMMT FAHR ZUR SEITE IDIOT! ... damit Hilfe von außen eben nicht ..."

Die Verbindung wurde plötzlich unterbrochen. Mehr als Rauschen übermittelte der Lautsprecher nicht mehr.

„Verdammt!", fluchte Sam und sah auf das Display seines Telefons. „Kein Funknetz!"

Mandy, die Sam am Tisch gegenüber saß, sah ihn traurig an.
„Oh, Sam. Das kann doch jetzt echt nicht sein, oder?" Sie seufzte und vergrub ihr Gesicht in den Händen.

Sam war versucht sie zu trösten, in dem er ihr eine Hand auf die Schulter legte, doch im letzten Augenblick überlegte er es sich anders und erstarrte in der Bewegung.
„Mandy, es gibt trotzdem etwas, das wir tun können."

Hoffnungsvoll blickte sie ihn an.

„Wir werden in Ruperts Zimmer alles auf den Kopf stellen. Vielleicht finden wir etwas. Irgendeinen Hinweis muss es geben. OK?"

Für die junge Frau war zustimmend nicken und aufstehen eins. Kaum hatte Sam diese Worte ausgesprochen stand sie auch schon vor dem Tisch und wartete ungeduldig auf den jüngeren Winchester.

„Worauf warten wir dann noch?", drängte sie Sam.

* * *


In Ruperts Zimmer staunten die zwei nicht schlecht, denn dort herrschte das reinste Chaos. Überall lagen Bücher, alte in Leder gebundene Folianten und beschmierte Zettel.
Auf dem Bett, dem kleinen Schreibtisch, dem Stuhl und fast auf dem gesamten Fußboden verteilt.
Sam kam das alles sehr merkwürdig vor, doch er sagte nichts. Es wirkte so, als ob Rupert den Bunker überstürzt verlassen hätte.

Was hat ihn bloß dazu veranlasst?, fragte er sich.

"Oh, Mann. Was für ein Saustall!", stellte Mandy treffend fest.
Sie wollte sich gerade bücken und einige der losen Blätter in der Nähe der Tür aufsammeln, als Sam sie zurück hielt.

„Nicht! Wir sollten erst mal alles so lassen, wie es ist. Vielleicht ...", ließ er den Satz unvollendet.

Doch Mandy verstand ihn auch so. Sie hatte Rupert als eigenbrötlerisch, äußerst seltsam, aber hoch intelligent und unkonventionell kennen gelernt.
Es wäre ihm zuzutrauen, dass dieses Chaos doch auf eine verschrobene Art und Weise einem seltsamen Plan folgte. Sie durften sich keiner Möglichkeit verschließen, sei sie auch noch so abwegig.
Sie ahnte, dass sie Valerie so schnell wie möglich befreien mussten, denn Rupert hatte nicht gerade Sympathie für sie empfunden.
Sie traute ihm zu, dass er dies in die Konstruktion der Barriere hatte mit einfließen lassen.

Sam machte einen großen Schritt in den Raum hinein, indem er auf eine freie Stelle trat. Diese Freiräume nutzend arbeitete er sich langsam zum Schreibtisch vor.
Dort betrachtete er erst die Bücher auf dem Tisch, bevor er vorsichtig die auf dem Stuhl verteilten Papiere aufnahm und sich setzte.

„Wo soll ich anfangen, Sam?", fragte Mandy, begierig ihrer Freundin zu helfen.

Sam seufzte. Er würde sie wohl kaum daran hindern können. Also konnte sie ihm auch genauso gut helfen.
„Ähm ... ich denke du könntest bei den Unterlagen auf dem Bett anfangen. Aber sei ..."

„Vorsichtig! Ja ich weiß, Sam", antwortete sie und machte sich ohne Umschweife auf den Weg.
Vorsichtig, einen Fuß vor den Anderen setzend, genauso wie Sam eben, überwand sie die Entfernung von der Tür zum Bett.

* * *


Nach ungefähr einer Stunde hatte sich Sam erst durch den Wust an Büchern und losen Blättern auf dem Schreibtisch durchgekämpft.
Jedes der Bücher behandelte ein anderes Thema.
Weder diese, noch die Blätter, die zwar mit Ruperts Handschrift übersät waren, aber nichts als Schwachsinn auf Latein enthielten, schienen in irgendeinem Zusammenhang mit der Barriere zu stehen.
Es schien fast so als sei dies alles nur ein Ablenkungsmanöver. Eine Finte, um sie auf eine falsche Fährte zu locken oder ... ein Doppel-Bluff. Rupert war alles zuzutrauen.
Enttäuscht und frustriert legte er alle Blätter auf einen Stapel und klappte geräuschvoll das letzte Buch zu.

Wenn das in dem Tempo weitergeht, dann ...

Er drehte sich zu Mandy um, die an dem kleinen Nachtisch zu Gange war, statt die Papiere auf dem Bett zu sichten. „Ich dachte du wolltest ...", setzte er an, aber Mandy unterbrach ihn.

„Ja, ja, ich weiß. Aber ich ... glaube ich hab hier was, Sam!"
Triumphierend hielt sie einen kleinen Notizblock in die Höhe.

Er war versucht sie anzufahren, dass dies nur ein leerer Block ohne jede Bedeutung war, als sein Blick auf etwas fiel, das seine Meinung änderte.
Halb unter dem Bett verborgen lagen die Reste des Blocks, aus dem alle Blätter stammten, die so kunstvoll mit absolutem Blödsinn beschmiert waren. Er erkannte es an der Farbe des Papiers und an dessen Abmessungen.
Doch von dem Notizblock, den Mandy jetzt in Händen hielt, fehlten nur wenige Blätter.
Er winkte sie heran. „Zeig mal her!"

Vorsichtig zirkelte Mandy um die Inseln aus Büchern und beschriebenen Papier herum, bis sie Sam erreichte und ihm den Notizblock aushändigte.

Sam riss ihr den Block fast aus der Hand und hielt ihn schräg gegen das Licht.
„Bingo!", rief er aus und begann sofort nach etwas auf dem Schreibtisch zu suchen, was er aber offensichtlich nicht fand.

„Was suchst du, Sam?", fragte Mandy.

„Bleistift. Ich brauch einen Bleistift!", antwortete Sam und fuhr mit seiner hektischen Suche fort. Er zog die Schreibtischschublade auf und kramte wild darin herum.

Plötzlich erschien wie aus dem Nichts der gesuchte Stift vor seinen Augen.

„Hier", sagte Mandy. Sie hielt den Bleistift direkt vor sein Gesicht.

Sam riss ihr den Stift geradezu aus der Hand und begann damit, ohne Zeit für eine Erklärung zu verlieren, die Mine flach und mit viel Gefühl über das Papier gleiten zu lassen.

SeelenQual - Dark Heroes Rising || Supernatural FanFiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt