52 - You say Goodbye, I say Hello

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Während Valerie immer noch an Rupert vorbei starrte, geistig irgendwo anders war und wie versteinert schien, zog er langsam das Blatt Papier vom Tisch und versuchte sich dann seitlich vom Stuhl gleiten zu lassen.

Ich muss die Gelegenheit nutzen. Dean warnen und Mandy retten. Vielleicht schaffen wir es zusammen raus ...

Er konnte anscheinend unbemerkt aus seinem Stuhl aufstehen und war bereits einige Schritte weiter gekommen, als er hinter sich ein abfälliges Schnalzen in Verbindung mit seinem Namen hörte.

„Tz, tz, tz! Rupert. Was immer du auch vor hast .... daraus wird nichts!"

Rupert erstarrte in der Bewegung und sah zu Valerie.
Sie war wieder vollkommen in diese Welt zurück gekehrt.
Entsetzt realisierte er, dass ihn jetzt zwei silberne Läufe, die er zu genau kannte, anstarrten

Mit gespielter Überraschung legte sie fragend den Kopf schief. „Du kennst dieses Schmuckstück, nicht wahr?"

Rupert antwortete nicht darauf. Hielt seinen Blick starr auf die außergewöhnliche Waffe gerichtet.

„Oh, ja! Du kennst diese Waffe. Ich sehe es in deinen Augen", antwortete sie für ihn. „Bis eben war ich mir nicht ganz sicher, wer von euch beiden in meinen Sachen herumgeschnüffelt hatte."
Sie betrachtete fast verliebt die silberne, doppelläufige Pistole mit dem Griff aus teurem, fein gemasertem Walnussholz. Sie war schwerer als ihre Glock, ja, aber die Durchschlagskraft war einfach ... unglaublich.
„Mit wem hast du darüber gesprochen?", wollte sie wissen.

„Mit keinem. Ich wollte, aber ..."

„Aber die Winchesters sind aufgebrochen bevor du Dean noch einmal alleine sprechen konntest. Richtig?"

Der ältere Mann nickte nur stumm.

„Rupert, du weißt, was jetzt kommt, oder?"

Natürlich wusste er es. Es stand ihm ins Gesicht geschrieben, das er sich des Endes wohl Bewusst war.

Nichts was ich jetzt noch tun kann, wird mich noch retten. Gegen dieses Monster habe ich nicht die geringste Chance!
Er schluckte schwer.
Kein Haufen Geld. Kein Ruhm. Nichts, was ich mir erträumt hatte, was ich noch geplant hatte werde ich jetzt noch erleben. Gar nichts.
Nicht mal die Genugtuung ihr Ende mitzuerleben wird mir jetzt noch bleiben. Es endet hier und jetzt.
Unausweichlich.
Kein Wunder.
Keine zweite Chance für mich.

Der Kloß in seinem Hals wurde größer.

Aber vielleicht wenigstens für Mandy...

Einen Versuch Zeit zu gewinnen startete er noch. Für Mandy, die ihn nicht leiden konnte.
Das spielt jetzt keine Rolle mehr.
Sie verdiente es eine Chance zu bekommen weiter zuleben.
Wie genau er das anstellen wollte, wusste er noch nicht, aber er hoffte auf eine Eingebung.
Und zwar schnell!

„Und DU weißt hoffentlich, dass sich Dean und Sam in regelmäßigen Abständen hier melden, um sicher zu gehen, dass alles in Ordnung ist?", warf er ihr hin, wie einem hungrigen Hund den Knochen.

Ihr überraschter Blick zeigte ihm, dass sie es nicht gewusst hatte.
Wie auch.

Triumphierend lächelte er sie an. „Wenn du mich also tötest und ich den Anruf nicht entgegen nehmen kann, wirst du bald wieder Gesellschaft bekommen."
In seine nächsten Worte legte er sowohl seinen ganzen Hass als auch seine komplette Angst.
"Und ich hoffe es wird Dean sein, der dich zuerst in die Finger bekommt. Denn dann, SCHÄTZCHEN, wirst du am eigenem Leib erfahren, was das Kains-Mal aus seinem Träger macht!"

Das Kains-Mal?
Das ist es also, was er auf seinem Arm trägt. Ich wusste ich hab es schon mal irgendwo gesehen. In einem Buch in der Bibliothek des Ordens.
Dann wundert es mich nicht, das er so reagiert.
Wie ist das nur auf seinem Arm gelandet?

Aber das Wichtigste zu erst.

„Wann ist der nächste Anruf fällig?", fragte sie und kam einen weiteren Schritt näher. Beide standen sich nun unmittelbar gegenüber.
Um ihrer Forderung etwas mehr Nachdruck zu verleihen, spannte sie den Hahn ihrer Waffe.

Rupert wurde Augenblick etwas blasser und schluckte schwer, bevor er antwortete. „Vergiss es!", spukte er ihr vor die Füße.

„Wie du willst", antwortete sie ruhig, zielte und schoss.

Die doppelläufige Waffe stanzte aus dieser Distanz ein Loch von der Größe eines Apfels in sein Bein. Der Getroffene heulte auf und seine Hände umschlossen sofort seinen rechten Oberschenkel.
Zwischen seinen Fingern begann Blut hindurch zu sickern.
„MISTSTÜCK!"

Die hagere, in schwarz gekleidete Frau kam noch einen Schritt näher. Gleichzeitig versuchte Rupert vor ihr zurück zu weichen, doch die Schmerzen in seinem Bein vereitelten die Flucht.

„Noch mal, Rupert!", fragte sie ruhig. „WANN?"

Der blasse Mann starrte sie nur an und schüttelte mit verkniffenem Mund den Kopf.

„Nein? Wirklich nicht?", hakte sie nach.

„ ... "

„Wie du willst."
Langsam steckte sie ihre AF-2011 wieder in den Hosenbund.
„Hm, was würde ein belesener und kluger Kopf wie du denn wirklich vermissen?", überlegte sie laut.
„Auch in einem Rollstuhl sitzend kann man noch Zauberformeln aushecken, alte Schriften übersetzen und den Körper einem mächtigen Dämonen zur Verfügung stellen ..."

„Ich habe nie ...", entgegnete Rupert entsetzt.

„Natürlich nicht", unterbrach sie ihn. Ihre Stimme war dabei voller Sarkasmus. „Aber weißt du, ich glaube dir kein einziges Wort!", fuhr sie fort.
„Metatron hat mich über alles Informiert, mir alles von eurem dreckigen kleinen Spiel mit Crowley und diesem Engel verraten. Du und deinesgleichen .... ihr seid Verräter an der Menschheit!", spie sie ihm ins Gesicht.

„Wie haben nie das getan, was du uns vorwirfst. Wir sind Propheten und keine ..."

Aber weiter kam er nicht, denn sie fiel ihm aufgebracht ins Wort.
„Genau das würde ich an deiner Stelle auch sagen. Aber dein kleiner Zaubertrick hat dich schon genug verraten. Und dann eben noch deine Äußerung über Dean und seine Rache an mir..."
Sie schüttelte den Kopf.

Ihr Gegenüber schwieg nun.
Vergebens hatte er versucht ihr die Wahrheit näher zu bringen, aber die Gehirnwäsche dieses Engels schien äußerst erfolgreich gewesen zu sein. Sie war tatsächlich davon überzeugt, das sie alle mit Dämonen zusammen arbeiteten.

Nun, Dean's „Arbeitsbeziehung" zu Crowley konnte man wirklich so auslegen, dachte er.

„Oh, mir fällt gerade etwas passendes ein", nahm sie das Thema wieder auf.
„Wie wäre es denn mit deinen ... Augen? Die würdest du doch bestimmt am Meisten vermissen, oder?", erklärte sie und kam noch einen weiteren Schritt auf Rupert zu. Weniger als einen Meter trennten die Beiden noch von einander.

„NEIN. Bitte nicht!", flehte er sie an.

„Ich möchte das auch nicht, Rupert. Glaub mir. Ich bin eher der Typ für ein ... sauberes und schnelles Ende. Aber du hast es in der Hand", antwortete sie gelassen.
„Also, wann ... ist ... der ... nächste ... Anruf ... fällig?"

Das blutende Häufchen Elend vor ihr wandte sich, wie ein Wurm am Haken.

Scheiße! So weit zum Thema Zeit gewinnen.
Sein Blick streifte wie beiläufig die alte Uhr, die an der Wand gegenüber hing. Sie zeigte 23:50.
„In zehn Minuten", würgte er hervor.

Valerie schien erfreut. „Oh, gut. Dann haben wir ja gerade noch genug Zeit."

„Zeit wofür?", fragte er verwundert.

„Für deinen Abschiedsbrief natürlich!", antwortete sie.

SeelenQual - Dark Heroes Rising || Supernatural FanFiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt