39 - Enemy Mine

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Es klopfte an Sam's Tür.
Dieser Ton holte den jüngeren der Winchester Brüder aus der Welt der Akte, in die er gerade vertieft war. Er wollte schon sagen: „Seit wann klopfst du Dean?", als ihm einfiel, dass sie ja nicht mehr allein im Bunker waren.
Manchmal vergas er es einfach.
Eilig klappte er die vergilbten Seiten zusammen, legte sie auf den Nachttisch neben dem Bett und setze sich auf die Bettkante.
Gerade wollte er der Person vor der Tür antworten, als die Tür aufgerissen wurde und doch sein Bruder darin stand.

„Was treibst du hier, dass du so lange brauchst?", fuhr Dean ihn direkt an.

„Seit wann klopfst du an und seit wann ginge dich das überhaupt etwas an?, konterte Sam sofort.

„Ach, vergiss es!", erwiderte Dean und warf die Tür hinter sich ins Schloss.
Mit ernster Mine kam er auf Sam zu. „Wir müssen reden!"

„Das müssen wir in der Tat. Aber über was jetzt genau, Dean?", fragte Sam gereizt.

Dean's Gesicht verdüsterte sich ob Sam's aggressiver Haltung.
Gerade als er den Mund öffnete, um seinem Bruder zu antworten, fuhr dieser ihm in die Parade.

„Darüber, dass sich Cas schon eine Ewigkeit nicht bei uns gemeldet hat? Oder über dein impulsives Verhalten?
Oder über dein beinah krankhaftes Misstrauen? Vielleicht auch über deine ungewöhnliche Feindseligkeit Valerie gegenüber?"

Sam bemerkte an Dean's Reaktion, dass er mit der letzten Frage in's Schwarze getroffen hatte.

„Es geht also um Valerie! Was hat sie angestellt?", fragte Sam etwas genervt. Er konnte einfach nicht glauben, dass sie etwas schlimmes getan haben sollte. Jedenfalls nichts schlimmeres, als ihre Hilfe und ihren Schutz anzunehmen nur um zu überleben.
Sam's Gesicht verdüsterte sich: „Oder ... was hast DU angestellt???"

Dean atmete tief durch, bevor er antwortete.
Er wusste es würde nicht leicht werden seinen Bruder zu überzeugen, bei Valerie vorsichtiger zu sein.

„Du hast recht, Sam. Es geht wirklich um sie. Eben beim Essen ist etwas passiert, das ich dir unbedingt erzählen muss", begann Dean.

Er schilderte Sam die Vorkommnisse der letzten Minuten in der Küche, bevor Valerie den Raum verlassen hatte.

Sam hörte sich alles bis zum Schluss an, ohne seinen Bruder auch nur ein einziges Mal zu unterbrechen.

„Und, Sam, dass ist doch nun wirklich etwas ungewöhnlich, oder?"

Doch Sam antwortete nicht.
Er fixierte nur nachdenklich die Akte, die immer noch auf dem Nachttisch neben dem Bett lag.

„Hast du gehört, was ich eben erzählt habe, Sam?"

„ ... "

„SAM?", schrie Dean seinen Bruder fast an.

„JA, hab ich, Dean!", antwortete er aufbrausend. „Ich bin ja nicht taub!"

„Also warum ...", setzte Dean an, als Sam ihm plötzlich die Akte zu warf.

Er fing sie geschickt auf, ohne dass auch nur ein Blatt darin seinen Weg heraus fand und sah seinen Bruder verständnislos an.

„Was ist das?"

„Eine Akte!"

Dean verdrehte die Augen, als er antwortete. „Seh' ich auch! Aber was soll das jetzt?"

„Lies!", war Sams einzige Antwort.

„Aber ...", begann Dean.

„Lies einfach, Dean. OK?", antwortete Sam.

Der ältere der Winchester Brüder setzte sich an das andere Ende des Bettes, schlug die Akte auf und begann zu lesen.

Nach einigen Minuten klappte er die Aktendeckel wieder zu und starrte ins Leere.
Er brauchte ein Weile, bis er das eben gelesene verdaut hatte.

„Das ist echt ... heftig, Sam. Wenn das hier ...", er wedelte mit der Akte, „ ... auch nur zur Hälfte wahr ist, dann haben wir außer Abbadon und Metatron noch ein drittes gewaltiges Problem am Hals!"

„Ich weiß!", stimmte ihm Sam resigniert zu.
Aber vieles, das in letzter Zeit geschehen ist, deutet leider darauf hin. Besonders, das mit den Propheten. Ich dachte auch erst es sei Metatron, aber das ist nicht seine Handschrift.
Die Art und Weise und die Begleitumstände der Todesfälle sind einfach zu ...."
Er brauchte den Satz nicht zu vollenden. Sein Bruder wusste auch so, was er meinte.
„Dann bin ich gestern zufällig auf diese Akte gestoßen und es hat Klick gemacht. Das ist zwar nur ein Bruchteil der Information, die hier bestimmt irgendwo noch versteckt sind, aber ... ", Sam brachte den Satz nicht zu ende.

Dean kam plötzlich eine Idee, die ihm nicht sonderlich zu behagen schien, aber in sein Bild von ihr passen würde.

„Du denkst, dass es Val ist???", unterbrach er seinen jüngeren Bruder.

„Natürlich nicht, Dean! Ihre Reaktion vorhin war zwar ungewöhnlich, aber ich denke es war wirklich nur ein Schwächeanfall. Wenn man bedenkt, was sie alles durchgemacht haben muss, die Arme!", gab Sam mitfühlend von sich.
„Sie steht eindeutig auf unserer Seite! Ich glaube aber jetzt wir jagen vielleicht wirklich das selbe Wesen und wenn sich bewahrheitet, was da steht, können wir sie das nicht allein erledigen lassen.
Dann sind wir verpflichtet ihr beizustehen. Entweder wir stehen dann bei diesem Kampf Seite an Seite und bieten alles auf, was wir haben oder ..."

„Oder, was Sammy?"

„Oder wir werden untergehen, Dean. Und nicht nur wir, sondern alle Menschen. Denn nur dieses Wesen, hat außer einem Erzengel, oder Gott, noch die Macht Luzifer wieder aus seinem Käfig zu lassen.
Und wahrscheinlich wurde er auch genau zu diesem Zweck erschaffen. Die mächtigste Waffe aller Zeiten, um den Fürst der Finsternis wieder in unsere Mitte zu holen!"

Sam überlief ein Schauer, bei dem Gedanken Luzifer wieder von Angesicht zu Angesicht gegenüber stehen zu müssen.
Ihren größten Feind wieder in Freiheit zu sehen und ihm schlussendlich doch als Hülle im Kampf gegen Michaels Schwert dienen zu müssen.
Der Kampf Engel gegen Engel, Bruder gegen Bruder, Winchester gegen Winchester erlangte somit wieder mehr Wahrscheinlichkeit.

Zutiefst bewegt richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Akte in Deans Händen.

„Wir können nicht alle gleichzeitig bekämpfen. Und ich ... ich weiß nicht mal genau, mit was wir es hier zu tun haben, Dean!"

"Wir werden uns erst mal um Abbadon kümmern. Den Rest ... nun über diese Brücke gehen wir, wenn es soweit ist. Wo das hier herkommt wird sich zu dem Thema bestimmt noch mehr finden lassen.
Und damit auch eine Lösung. Solange die restlichen Propheten hier in Sicherheit sind kann ja nicht viel passieren. Jedenfalls nach dem, was hier drin steht", versuchte Dean seinen Bruder zu beschwichtigen.

Er versuchte dabei so ruhig wie möglich zu klingen, aber in seinem Inneren tobte ein Sturm.
Ein Sturm der verwirrendsten und widerstrebendsten Gefühle.
Und alle kreisten um Valerie.
In einem Moment wollte er sie umarmen, sie liebkosen und nie wieder loslassen und im Nächsten lechzten die selben Hände danach ein Messer in ihr verräterisches Herz zu stoßen.
Immer und immer wieder.
Wieder und wieder.

Wieder und wieder.

Stop!
STOP!

Was stimmt nicht mit mir?

Sam bemerkte, dass Dean etwas beschäftigte. „Dean, was ist?"

Diese Frage holte den Älteren wieder in die Gegenwart zurück.
„Nichts! Alles OK, Sam. Alles OK!", antwortete er hastig.

Noch war er nicht bereit die schrecklichen Bilder in seinem Kopf und seine widerstrebenden Gefühle mit seinem Bruder zu teilen. Zuerst wollte er allein versuchen dem auf den Grund zu gehen.
Oder besser gesagt: OHNE Sam!
Denn in dem eigenbrötlerischem Rupert hatte er jemanden gefunden, der mindestens genauso clever und belesen war wie sein Bruder.
Aber anders als bei ihm, belastete ihn die ganze Sache nicht, würde ihn nicht ablenken und ihn in einem unpassenden Augenblick eine fatale Entscheidung treffen lassen.
Womöglich in der irrigen Annahme Dean nur so retten zu können.
Er hatte, weiß Gott, genug Schuld auf sich geladen und reichlich Fehler gemacht und verursacht. Ab jetzt war Schluss damit!
Sie hatten auch ohne das genug Ärger am Hals! Er würde damit ohne Sam klar kommen!

Um möglichst schnell und nachhaltig das Thema zu wechseln, schlug er die letzte Seite der Akte wieder auf. „Was ist das übrigens für ein komisches Gekritzel hier?"

„Dieses GEKRITZEL, wie du es so eloquent ausdrückst, ist Protoelamisch, Dean."

„Proto ... was?", entgegnete der Ältere verwundert. „Ist das irgend so eine abgedrehte Nerd-Sprache?"

„Ja, so etwas in der Richtung. Sie ist sehr, sehr alt, Dean. So ungefähr fünf tausend Jahre", seufzte Sam. „Dass es sich um diese Sprache handelt habe ich nur erfahren, weil ich den Text bis zu Ende gelesen habe."

„Und? Du hast doch schon früher alte Schriften übersetzt."

Resigniert starrte er seinen Bruder an.
„Schon, Dean. Aber diese Schrift wurde bis jetzt noch nicht entziffert!"

„Oh," war Dean's ganze Reaktion auf diese unerfreuliche Eröffnung seines Bruder.
Doch plötzlich kam ihm eine Idee und er betrachtete die Schrift etwas genauer.
Er drehte das Papier mit dem Textauszug mal in diese Richtung, mal in die andere. Bis er es halb auf dem Kopfstehend seinem Bruder triumphierend vors Gesicht hielt.

„Sieht doch fast so aus, wie auf den Tontafeln, oder, Sam?"

Interessiert nahm er seinem Bruder das Papier aus der Hand und nickte zustimmend.
„Du hast recht! Aber ... warum habe ich das nicht selbst gesehen?"

„Warum lassen wir dann nicht einen unserer Propheten-Anwärter sein Glück versuchen?", fragte Dean und dachte sofort an Rupert.
„Was können wir schon verlieren?"

SeelenQual - Dark Heroes Rising || Supernatural FanFiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt