63 - The worst that could happen

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Sam raste durch die verlassenen Gänge bis er die magische Barriere erreichte. Der Vorhang aus glühendem Licht hatte eine bedrohlich dunkelrote Färbung angenommen und war mittlerweile permanent in Bewegung.

Eine Veränderung, die Sam mit größter Sorge bemerkte.
Sie zog sich zwar nur wenige Zehntimer pro Minute zurück, aber es würde reichen Valerie in wenigen Stunden in arge Bedrängnis zu bringen.
So wie er es sah hatte Mandy das Buch gerade noch rechtzeitig gefunden.

Diese junge Frau, der sie beide nun so viel zu verdanken hatten, war es auch, die jetzt auf der anderen Seite des leuchtenden Vorhangs auf ihn wartete.
„Sam, hast du den Spruch?", fragte sie neugierig.

„Ja, Mandy", erwiderte Sam. „Das hast du gut gemacht. Wir beide sind dir zu unendlichem Dank verpflichtet."

„Das war doch selbstverständlich. Valerie ist immerhin ... meine Freundin", antwortete sie leicht verlegen und begann unwillkürlich mit ihren langen Haaren zu spielen.

„Sie kann sich glücklich schätzen so eine Freundin zu haben", gab Sam lächelnd zurück. „Jetzt muss der Spruch nur noch funktionieren!."

„Ich dachte ...?", sagte Mandy überrascht und sah Sam verwirrt an.

„Oh, ich bin mir nicht zu 100 Prozent sicher, aber ... so ziemlich."

„Und was ist wenn ... ?, Mandy brachte die Frage nicht zu ende.
Sie wagte nicht diesen schrecklichen Gedanken laut aussprechen.

„Das ...", Sam erinnerte sich daran, was sein Bruder sagen würde, „ ... das sehen wir dann, wenn es soweit ist, Mandy. Ok? Erst mal gehen wir davon aus, dass es funktioniert."
Sam entfaltete das Stück Papier, auf das er den rettenden Spruch notiert hatte.
„Ich denke es ist besser, wenn du hinter der nächsten Ecke wartest", wies er Mandy an.

„Meinst du wirklich, das ist nötig?", fragte sie skeptisch.

„Ich will nur auf Nummer sicher gehen, ok?", drängte er.

„OK", murrte sie. „Aber wenn die Luft rein ist, möchte ich sofort zu Valerie."

„Klar", antwortete Sam und sah Mandy zu, wie sie den Gang zurück ging und um die Ecke verschwand.

„So, jetzt sind es nur noch wir zwei", vertraute er der Barriere vor ihm an und kramte ein kleines Taschenmesser aus seiner Hosentasche hervor.
Damit fügte er sich einen harmlosen Schnitt in der Handfläche zu, denn einen Teil des Spruchs musste er mit seinem Blut auf den Boden direkt vor der Barriere schreiben.

Als er das erledigt hatte, begann er aus sicherer Entfernung die ersten Worte des Zaubers zu sprechen.

Und es geschah ... nichts.
Rein gar nichts änderte sich. Weder das Glühen noch die Zeichen veränderten sich in irgendeiner Form.

Er zweifelte bereits an sich, als ihm schließlich doch ein lautstarkes Knistern des Lichtvorhangs und dessen flackern zeigten, dass er anscheinend doch erfolgreich gewesen war.

Vorsichtig näherte er sich wieder der Barriere, die zunehmend verblasste.
Als außer dem Licht auch die magischen Zeichen zu flackern begannen und ihre körperliche Existenz in dieser Welt aufgaben, hatte er es fast geschafft.
Langsam aber stetig verschwand die komplette Grenze aus Magie vor seinen Augen.

Gleich ist es geschafft, meine Liebe, dachte er.

Doch plötzlich hielt das gleichmäßige Verblassen inne.

Die Barriere blitzte noch einmal mit ihrer ganzen Macht auf und verging in einer stummen Explosion aus Licht, die Sam fast zu Boden geworfen hätte.
Nur mit größter Anstrengung konnte er dem Ansturm standhalten.

Hilflos musste er mit ansehen, wie sich das helle Gleißen weiter durch den Korridor bewegte, als es ihn passiert hatte. Es strömte in die Richtung aus der er gekommen war.
„Oh nein!", realisierte Sam hilflos und schrie wenige Augenblicke später so laut er konnte, „VALERIE, bring dich in Sicherheit. Sie kommt!"

Verzweifelt versuchte er das Licht einzuholen.
Im selben Moment, als er die Warnung herausschrie, wusste er, dass es nichts gab, mit dem sie sich vor dem nahenden Sturm hätte schützen können.

Egal wie schnell er auch durch die Gänge hechtete, die Welle aus zerstörerischem Licht und Magie war nicht mehr aufzuhalten. Er würde niemals rechtzeitig ihr Quartier erreichen.


* * *


Immer noch benommen und geschwächt durch den Blutverlust, versuchte Valerie sich mühsam wieder auf die Beine zu kämpfen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte sie es endlich geschafft, sich hinzuknien, ohne dabei erneut ohnmächtig zu werden. Dabei stützte sie zusätzlich ihre rechte Hand, die neben ihrem rechten Knie auf dem Boden ruhte.

Nun, dachte sie erleichtert, wenn ich so weitermache schaffe ich es auf's Bett. Und wenn die Barriere verschwunden und Sam wieder da ist, wird alles wieder gut.

Durch das immer noch vorherrschende Rauschen in ihren Ohren hörte sie im Moment nicht besonders gut. Doch Sam's Stimme, die leise ihren Namen durch die Korridore wehte, vernahm sie sehr wohl.

Er ist in Schwierigkeiten!, durchfuhr es sie.

Mit dem letzen Rest ihrer Kraft zog sie sich am Türrahmen in die Höhe und taumelte aus ihrem Quartier heraus.
Sie war kaum zwei Schritte in den Korridor hinein getreten und Sam's Stimme gefolgt, als sie außer dem Rauschen auch noch etwas anderes hörte.

Ein Ton ähnlich, dem Geräusch in ihren Ohren, doch viel tiefer und begleitet von einem Wispern, das ihr Angst machte.
Abwartend blieb sie stehen und lauschte.
Es kam aus Sam's Richtung.
Und es kam näher.
Verdammt schnell näher!

Kaum hatte sie dies realisiert, gewahrte sie einen Lichtschein, der den Gang jenseits der Ecke beleuchtete.
Der sonst im Halbdunklen liegende Korridor wurde plötzlich allmählicher immer heller.

Unfähig sich zu bewegen, starrte sie wie gebannt auf die hellgrau gekachelte Abzweigung und das Stück des Korridors dahinter, das sie gerade noch einsehen konnte.

Die Helligkeit nahm zu.

Der Ton wurde immer lauter.
Er erinnerte jetzt mehr an das wütende Toben eines entfesselten Stroms, eingezwängt zwischen Wänden aus Beton.

Und dann sah sie es und wusste sofort, was es war.

Die ungezähmte Kraft der Barriere, die mit all ihrer magischen Energie auf sie zu walzte.
Bereit alles zu vernichten auf das sie konditioniert wurde.
Bereit alles dämonische auszulöschen.
Bereit ... sie auszulöschen.

Oh, Nein!, dachte sie verzweifelt.

Kurz bevor sich nur noch das gleißende Licht in ihren Augen spiegelte, das Dröhnen der Energie ihre Gedanken selbst verstummen ließ und die Magie sie davon spülte, wie eine Marionette, beschwor sie Sam's Bild vor ihr inneres Auge.

SAM!

SeelenQual - Dark Heroes Rising || Supernatural FanFiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt