3 - Erinnerungen

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Sam saß am seinem Laptop an einem der Schreibtische im Bunker. Er suchte immer noch nach einem Hinweis auf den Engel Gadreel.
Ab und zu hackte er lustlos auf den Tasten herum, bevor er mit leeren Blick wieder auf den Bildschirm starrte. Daneben stand eine, mittlerweile kalte Tasse Kaffee.
Seit nunmehr einer halben Ewigkeit hatte das Bild, das der Monitor nun zeigte, sich nicht mehr verändert.
Sam realisierte nicht wirklich, was dort stand.
Irgendwie fiel es ihm schwer sich zu konzentrieren.
Er war nicht bei der Sache, egal wie sehr er sich auch bemühte.
Seine Gedanken flogen immer noch hier und da hin.
Meistens aber dort hin, wohin er sie nun gar nicht haben wollte.
Dahin, wo es am meisten schmerzte.
Immer wieder erschien Kevin vor seinen Augen.

Wie ich ... nein, wie Gadreel ihn tötete.

Wie weder er selbst, noch Dean in der Lage gewesen waren ihn zurück zu halten und damit sein Leben zu retten.
Sam, in seinem eigenen Körper gefangen, hatte laut aufgeschrien, als Gadreel den jungen Propheten getötet hatte.
Aber er hatte nichts ändern können.

Kevin war irgendwann während seines kurzen Lebens als Prophet des Herrn darauf zu sprechen gekommen, dass er noch mal wegen ihnen sterben würde.
Er hatte es damals zwar anders ausgedrückt, aber die Botschaft war die gleiche gewesen.
Als hätte er es geahnt.

Sam wusste auch nur zu gut, dass Dean sich die größte Schuld an Kevins Tod gab. Er war der festen Überzeugung, dass er es hätte sehen, es hätte verhindern müssen.
Sein Bruder hatte ihm versprochen, er sei im Bunker sicher und das er ihn beschützen würde.
Und dann war er, während „seiner Wache", getötet worden.
Ein Grund weshalb Dean jetzt allein unterwegs war, um diesen verlogenen Engel zu finden und zu töten.
Sam hatte ihn nicht aufgehalten.
Er war froh ihn gerade nicht um sich zuhaben.
Immerhin war es sein „lieber" Bruder gewesen, der mit einem miesen Trick dafür gesorgt hatte, dass dieser Betrüger von einem Engel erst Besitz von ihm ergreifen konnte.
Sam war bereit gewesen zu sterben.
Aber Dean wollte ihn offensichtlich nicht gehen zu lassen.
Dabei war es nicht SEINE Entscheidung gewesen.

War Dean im Endeffekt vielleicht einfach nur nicht bereit gewesen allein zu sein?
Allein, ohne mich weiter zu kämpfen?
Oder war es wieder nur eine seiner typischen Reaktionen darauf, dass er meinte das Schicksal und die Bürde der gesamten Welt auf seinen Schultern zu tragen und deshalb alles selbst regeln zu müssen?

Sam konnte es mittlerweile nicht mehr auseinander halten.

Seine Gedanken schweiften weiter ab.
Zu all den Menschen, die sie während der letzten Jahre verloren hatten.
Alles begann mit ihrer Mutter.
Dann ihr Vater, seine Freundin Jessica, Rufus, Frank, Bobby und nun auch Kevin.

Und plötzlich spülte sein Geist eine weitere Erinnerung wieder an die Oberfläche, die er, genau wie sein Bruder, versucht hatte zu verdrängen.

Da war noch jemand, den sie verloren hatten ...
Hellrote Locken, die in einem Meer von Dämonen untergingen.
Valerie!

Warum muss ich ausgerechnet jetzt an sie denken?

Nein, das „Warum" ist jetzt nicht wichtig.

Sein schlechtes Gewissen meldete sich augenblicklich.
Er hatte Dean damals nicht gesagt, dass er ein Lebenszeichen von ihr erhalten hatte.
Ein verschlüsseltes zwar, aber ein Lebenszeichen.

Zu dieser Zeit hatten sie noch an Bobby's Tod zu knabbern gehabt und das Problem mit den Leviathanen war auch noch längst nicht gelöst gewesen.
Er hatte entschieden Dean keine falschen Hoffnungen zu machen.
Wer wusste schon, ob sie wirklich noch leben würde, wenn sie sie dann wirklich irgendwann gefunden hätten?

Was wenn Dean für sie alles hätte stehen und liegen lassen?
So wie für ihn selbst.
Jedesmal wenn er in Gefahr war.

Er hätte wahrscheinlich Dick Roman Dick Roman sein lassen, den Kampf „verschoben" und sich erst mal um Val gekümmert.
Und dann?
Das wäre zu diesem Zeitpunkt wirklich keine gute Idee gewesen.

Insgeheim wünschte sich Sam, Valerie würde wirklich nicht mehr Leben.
Was auch sehr wahrscheinlich war, denn auch seit ihrem letzten Lebenszeichen waren bereits fast zwei Jahre vergangen.
Auch dies hatte er natürlich seinem Bruder nicht gesagt.
Dafür war es bereits zu spät gewesen.
Hätte er ihm davon erzählt, hätte er auch seine erste „Notlüge" gestehen müssen und zur Zeit lief es zwischen den beiden eh nicht besonders gut.
Wieder mal.
Plötzlich fühlte er sich schlecht.

Habe ich mir eben wirklich gewünscht sie sei tot?, fragte er sich schuldbewusst.

Er schüttelte den Kopf.
Nein, das konnte er sich nicht ernsthaft gewünscht haben!

Es würde zwar einiges vereinfachen, aber tief in seinem Inneren empfand er immer noch etwas für sie.
Trotz seiner Zeit mit Amelia.
Wahrscheinlich ging es seinem Bruder genauso.
Würde sie doch irgendwann wieder auftauchen ...

Oh, Mann! Sollte Dean je dahinter kommen, dann ...

Er hoffte inständig, dass dieser Augenblick nie kommen würde!

SeelenQual - Dark Heroes Rising || Supernatural FanFiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt