42 - Good Times - Bad Times

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Sam war nach dem Vorfall in Valeries Zimmer auf die Suche nach seinem Bruder gegangen. Als er ihn endlich fand saß er in sich gekehrt mit einer Flasche Whiskey im Studierzimmer an einem Schreibtisch.


Keiner der beiden wusste so recht, was da eigentlich passiert war, aber ausnahmsweise waren sie sich einig, dass es so nicht weiter gehen konnte.
Dean sah es ein, ohne das sein Bruder ausgiebig argumentieren musste, was den jüngeren Winchester überraschte.
Sie beschlossen die Propheten in Dean's Nähe unterzubringen. Sam sollte in das Zimmer neben Valerie ziehen. Weit weg von Dean und den Propheten.

„Meinst du das reicht, Sam?", fragte Dean etwas skeptisch und spielte dabei mit dem Whiskey Glas, das vor ihm stand. Wieder versuchten ihn die brutalen Bilder, doch er widerstand.

NUR EIN TRAUM!, maßregelte er sich selbst.
Denk wieder NORMAL!

Er saß gegenüber seines Bruder an dem alten Schreibtisch. Die Schreibtischlampe aus den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts verbreitet ein angenehmes warmes Licht auf dem Holz des Tisches.
Es spiegelte und vertiefte die goldene Farbe des Inhalts von Dean's Glas und der halbvollen Flasche, die direkt daneben stand.

Vor Sam stand ebenfalls ein Glas mit der hochprozentigen, goldenen Flüssigkeit. Doch im Gegensatz zu seinem Bruder, hatte er es nicht angerührt.

„Ich ... ich weiß es auch nicht, Dean!"
Sam klang niedergeschlagen und ratlos.
„Wir wissen nicht, was mit ihr ... mit euch geschieht, wenn ihr zusammen seid."

Dean öffnete den Mund, um es seinem Bruder zu erklären. Wenigstens teilweise.
Doch dieser nahm an er würde ihm widersprechen wollen und kam ihm zuvor.

„Dean, das du auch davon betroffen bist kannst du nicht leugnen! Da ist ETWAS zwischen euch und bis wir nicht genau wissen was, müssen wir es eben so versuchen und hoffen es hilft."

„Und wenn es nicht hilft?", fragte Dean skeptisch. „Was dann, Sam?"

„Dann müssen wir uns was anderes einfallen lassen."

Dean's Mine verdüsterte sich, als er einen seiner ersten Vorschläge wieder auf den Tisch brachte.

„Wir haben immer noch den Kerker ...", gab er zu bedenken.

„Das ist jetzt nicht dein Ernst, Dean, oder?" Sam wirkte aufrichtig überrascht.

Der Ältere antwortete ihm darauf aber nur mit einem Achselzucken.

„Nach allem, was sie für uns getan hat, kannst du das doch nicht wirklich in Erwägung ziehen?"

Dean sah seinen Bruder nur eindringlich an, hob eine Augenbraue, beantwortete aber seine Frage mit keinem Wort.

Nicht für SIE!, durchzuckte ihn dieser Gedanke. Oder doch?
Vielleicht wäre es die bessere Lösung. Für uns alle.

Vielleicht hat er doch recht, dachte Sam und seufzte.
„Ähm ... wir sollten das vielleicht als ... letzte Alternative im Auge behalten."

„Unsere wirklich letzte Alternative, wie du es schön formulierst, sieht für mich anders aus, Sam."

„Was meinst du?"

„Nun, der Kerker ist keine Lösung von Dauer, nicht war? Wir müssen etwas ... sagen wir mal, endgültigeres ins Auge fassen, falls ...", antwortete Dean ohne jede erkennbare Regung.
Die Gräueltaten des Traums hatte er nun erfolgreich weggeschlossen.

Wir müssen an die Propheten denken!
Und daran Abbadon zu töten und Metatron zu finden.
Ein Problem nach dem Anderen.
UND DAS WAR NUR EIN TRAUM, VERDAMMT!
NICHT MEHR.
Also konzentrier' dich auf's Wichtige!


Sam versuchte seinem Bruder geistig zu folgen.
Er brauchte einige Sekunden, bevor ihm bewusst wurde, was Dean damit wohl meinte.
Entsetzt sah er seinen Bruder an.

„Dean!"

„Ich sag ja nur! Wir sollten das nicht von vornherein komplett ausschließen, oder Sam?", antwortete Dean plötzlich wieder eiskalt.

Sam blickte Dean immer noch schockiert an.

„Immerhin wissen wir nicht mal ansatzweise, was ihr in den letzten Jahren zugestoßen ist und wie sie das verändert haben mag. Und sie HAT sich verändert, Sam!
Sie könnte alles Mögliche vor uns verbergen. Sie könnte alles mögliche SEIN!"

Der jüngere der Winchester Brüder atmete tief ein.

Vielleicht hat er auch hier recht.
Bin ich zu blind, um das zu sehen?
Lass ich mich bei ihr zu sehr von meinen Gefühlen leiten?
Oder er sich etwa von seinen?


„Ähm ... ich denke wir sollten erst mal sehen, wie das mit den neuen Quartieren funktioniert. Zusätzlich werde ich Valerie unter Beobachtung halten.
Sie keine Sekunde aus den Augen lassen, wenn es dich beruhigt."

Dean schien zwar immer noch nicht besonders zufrieden mit dieser Lösung zu sein, doch schließlich nickte er.

„Besser als nichts, denke ich."

„Ok, dann verkünde ich mal unsere Entscheidung und mache mich schon mal an die Vorbereitungen für den morgigen Umzug."

Mit diesen Worten stand Sam auf und ließ Dean allein zurück.

Am Schreibtisch sitzend starrte der in sein Glas.
Als sei es der heilige Gral.
Als könnte es ihm sagen, was das Richtige sei.

Ich wollte doch immer nur ... das Richtige tun!
Seine linke Hand fuhr an seinen rechten Unterarm.
Das Richtige?
Was ist eigentlich Richtig?
Was Falsch?
Das war schon oft schwierig genug zu entscheiden.
Und jetzt auch noch dieser kranke Traum!


Er berührte das Mal auf seiner Haut.
Es hat sicher damit zu tun!

Es brannte wie Feuer, sobald Valerie in seiner Nähe war.

Valerie!
Hätte ich damals doch nach ihr gesucht.


Sam's Schritte hallten immer noch leise durch den Raum, als sich etwas anderes darunter mischte.

Musik.



Sie holte den grübelnden Dean wieder ins Studierzimmer zurück.

Natürlich!, dachte Dean missmutig.

Eine einsame E-Gitarre mit harten Beats unterlegt machte den Anfang.
Gefolgt von einigen einprägsamen Keyboard Akkorden.

Well I'm so above you
And it's fine to see

But I came to love you
Anyway
So you tore my heart out

Abschiedsfete, dachte Dean.

Sein Mund verzog sich zu einem leichten Grinsen.
Außer der Musik drängte sich nun aber auch zunehmend der Text in sein Bewusstsein.
Wie eine tödliche kleine Schlange sich ihren Weg unter die Bettdecke sucht, bereit dem Schläfer das verheerende Gift zu injizieren.

Oh, I've got a love that keeps my waiting
Oh, I've got a love that keeps my waiting
I'am a lonely boy
I'am a lonely boy
Oh, I've got a love that keeps my waiting

Well your mama kept you
But your Daddy left you
And I should've done you
Just the same

Das macht sie absichtlich!, kam es ihm in den Sinn.
MISTSTÜCK!

Der Zorn auf Valerie wuchs in ihm erneut von Sekunde zu Sekunde.
Je länger er darüber nachdachte.
Je länger er zuhörte.

Hatte er Anfangs das Glas noch locker in der Hand gehalten, mit ihm entspannt gespielt, so drohte es jetzt zwischen seinen Fingern zu zerspringen.
Das zerbrechliche Gefäß bekam erste Risse und gab ächzende Laute von sich.
Flehte um Gnade zwischen seinen kräftigen Fingern.
Seine Hand war weiß geworden.
Die Anspannung übertrug sich auf den Rest seines Armes.
Aktivierte fast von selbst Sehnen und Muskeln.
Plötzlich flog das Glas wie von einem Katapult abgeschossen gegen die nächste Wand, wo es in tausend funkelnde Teile zerbarst.
Der goldene Inhalt ergoss sich über die Steine und die Scherben bedeckten den Boden darunter.

Seine schweren Stiefel ließen sie knirschen, als Dean darüber hinweg schritt und erneut Bilder von blutverschmierten Händen in ihm hochgespült wurden.

Eines Tages ....
Ich schwöre dir, eines Tages ...

SeelenQual - Dark Heroes Rising || Supernatural FanFiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt