18 - Siehst du nicht wie schön sie sind?

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Achtung: MUSIK-LINK

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Das Brummen von Sam's Handy durchschnitt die bedrückte Stille im Impala.


Jetzt, da sie wussten, dass ihr Gegner ein mächtiges magisches Wesen sein musste, überlegten die beiden Winchesters verbissen, wie man ihm beikommen könnte.
Doch es wollte ihnen einfach nichts anderes einfallen, als die Taktik, der sie bereits folgten: einfach versuchen so viel wie möglich der zukünftigen Propheten retten und
im Bunker in Sicherheit bringen, bis sie genau wussten, mit was sie es zu tun hatten und wie sie es zu töten war.
Das ihre erste Zielperson bereits tot war, hatte nicht zu einer entspannten Stimmung während der Fahrt nach Tupelo – dem nächsten Ziel – beigetragen.
Dean hatte nicht einmal das Radio angemacht oder eine Kassette eingelegt.
Es herrschte eisige Stille während der gesamten Fahrt durch die Nacht.
Beide Winchesters grübelten stumm vor sich hin, während der Impala Meile um Meile unter die Reifen nahm.

Deshalb war Sam froh endlich etwas Ablenkung in diesem unverhofften Anruf zu finden.
Und er hoffte inständig es wären gute Neuigkeiten, als er sah, dass es der Engel war, der Kontakt mit ihnen aufnahm.

„Hi, Cas!"

Dean sah von der Straße auf und drehte sich interessiert zu Sam.

„Und, hast du den Typ gefunden?"
Langes Schweigen folgte.
Ab und an murmelte Sam ein zustimmendes „Mmhh" oder „Aha".

Dean hielt es kaum noch aus vor Neugier.

„Nein. Wir hatten leider keinen Erfolg. Waren zu spät!", antwortete Sam niedergeschlagen.
Wieder ein paar Mmhh's und Aha's später:
„Ok. Dann treffen wir uns in ein paar Tagen im Bunker wieder, Cas."
Sam legte auf.

„Und?", drängelte Dean.

„Cas hat diesen Rupert in Seattle tatsächlich auf die altmodische Art und Weise aufgespürt. In einem Wohnwagen-Park. Ist das zu fassen?"

„Hat er doch was von uns gelernt!"

„Anscheinend ist aus ihm doch eine ganz passable Spürnase geworden. Die beiden machen sich jetzt auf den Weg zurück. In ein paar Tagen sollten sie da sein."

Dean nickte zufrieden.
Immerhin hatten sie jetzt schon mal einen Überlebenden fast in Sicherheit.
Blieben noch zwei.

„Und jetzt?", fragte Dean vorsichtig.

Sam sah auf die Uhr und auf die Karte, die er wieder auf seinen Knien ausgebreitet hatte.
„Es sind noch ungefähr ... fünf Stunden bis Tupelo."

„Das ist kein Problem für mich!", konterte Dean enthusiastisch.

„Ich weiß, Dean", antwortete Sam wahrheitsgemäß.
Diese ungewöhnliche Energie, die Dean jetzt täglich vorantrieb, hatte ihn etwas misstrauisch werden lassen.
Er beruhigte sich aber immer mit der Annahme, dass es vielleicht einfach im Moment so war und keinen besonderen Grund hatte. Und erst recht keinen über den er sich große Sorgen machen sollte. Denn Probleme hatten sie im Augenblick nun wirklich genügend.
Aus diesen Gründen quittierte er Dean's Antwort einfach mit einem schwachen Kopfschütteln, bevor er fortfuhr.
„Aber ich brauche dringend einen Kaffee und ich denke dir könnte das auch nicht schaden. Immerhin sitzt du jetzt seit ...", er rechnete kurz nach, „neun Stunden ohne Pause hinterm Steuer.
Ein kurzer Stopp wird nicht schaden. Außerdem brauche auch mal ein stabiles W-Lan Netz damit ich die Suche etwas eingrenzen kann. Sonst finden wir diese Amber in Tupelo überhaupt nicht."

„ ... "

„Dean?"

„Ja, is Ok. Am nächsten Truck Stop fahr ich ran", gab er etwas genervt von sich.

Aber es verging noch eine weitere Stunde des Schweigens, bis Dean den Wagen endlich vom Highway lenkte und vor einem kleinen Diner parkte.


Es war tiefste Nacht.

Der Impala stand allein auf dem staubigen Parkplatz vor dem niedrigen Gebäude, an dem ein Neonschild mit dem Namen leuchtete.
Daneel's Diner, hieß es.

Die beiden Brüder stiegen aus dem Wagen aus und reckten sich nach der langen Fahrt.
Sam schnappte sich seinen Laptop von der Rücksitzbank und war fast schon an der Tür zum Diner angelangt, als er merkte, dass er allein war.

Dean stand noch am Impala.
Seine rechte Hand lag locker auf dem Wagendach auf und hielt immer noch die Schlüssel.
Er starrte geistesabwesend in den nächtlichen Sternenhimmel.

„Dean?"

„ ... "

„Dean!"

„Wir haben fast vergessen, wie schön sie sind, nicht wahr?", antwortete er eigenartig ruhig, ohne dabei seinen Blick vom nächtlichen Himmel zu wenden.

„Was meinst Du?"

„Die Sterne, Sammy. Die Sterne."

Was ist nur los mit ihm?, wunderte sich Sam.

„Wann hast du sie dir das letzte mal wirklich angesehen?"

„Weiß nicht. Ist schon ne Weile her ... glaub ich."

„ ... "

„Warum fragst du, Dean?"

„Ich weiß es noch genau!", antwortete er leise verträumt. Seine Stimme klang dabei ungewöhnlich traurig.

Sam bemerkte es stirnrunzelnd und sah seinen Bruder verwundert an.
Der stand immer noch wie angewurzelt neben dem Wagen und blickte in den schwarzen Himmel.

In der Tat wusste er es.
Damals vor einer halben Ewigkeit.
Oben in den Bergen von Montana.
Auf der Veranda von Bobby's Hütte.
Es war eine klare Sommernacht gewesen.
Millionen Sterne mussten am Himmel zu sehen gewesen sein.
Winzige Stiche im Mantel der Nacht.
Die Grillen hatten gezirpt und es roch nach Wald.
Er hatte auf dem noch warmen Holzbohlen gesessen und ein Bier getrunken.
Zusammen mit ... Val!

Warum muss ich ausgerechnet jetzt an sie denken?

„Dean, können wir jetzt rein gehen?", drängte sein Bruder und holte ihn damit wieder in die Gegenwart zurück.

Dean atmete einmal tief durch.
„Klar!"

Er folgte Sam immer noch in seine eigenen Gedanken vertieft in Richtung Diner. Vollkommen automatisch folgten seine Schritte dem jüngeren Bruder.
Aber sein Blick wanderte währenddessen immer wieder zu den Sternen hinauf.

In ihm wütete wieder die Erinnerung an die Frau, mit der er den Rest seines kläglichen Lebens hätte verbringen wollen.
Für eine kurze Zeit hatte er tatsächlich fest daran geglaubt. Hatte an dem Traum festgehalten, obwohl er tief in sich gewusst hatte, dass ihm diese Art von Leben nie vergönnt sein würde.
Bis zu diesem Augenblick, als diese wunderschöne Zukunft in einer gleißenden Explosion verging.
Seitdem schrie sein Herz nach ihr.
Zuerst jede qualvolle Stunde.
Dann jeden schmerzhaften Tag.
Dann später, als die Ereignisse sich überschlugen, Bobby den Tod fand und sie alle Hände voll mit Dick Roman zutun hatten, versuchte er alle Gefühle für sie in den Hintergrund zu drängen.
Es funktionierte mehr schlecht als recht.
Selbst im Fegefeuer hatten sie sich manchmal in seine Erinnerungen gedrängt.
Als er wieder zurück war versuchte er alles unter Alkohol und Arbeit zu begraben.
Diese Taktik war seit geraumer Zeit erfolgreich.
Es hatte etwas erlösendes an sich gehabt, nicht mehr jeden Tag an sie zu denken.

Und jetzt plötzlich meldeten sich diese störenden Gefühle wieder.
Verzehrend.
Schmerzhaft.

Warum nur?

SeelenQual - Dark Heroes Rising || Supernatural FanFiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt