Raban schüttelte mit einem Zittern seine Hand. Der kleine Junge hasste Feuer. Er erinnerte sich noch sehr gut an das Ereignis. Er drehte den Kopf weg und versuchte an etwas anderes zu denken.
»Ist alles ok?«, fragte Linnea besorgt während sie aufmerksam auf ihren Mitschüler schaute.
»Ja, alles gut. Lass uns nur schnell wieder hier raus!«, antwortete er und spurtete aus dem Gehege, ohne auf Batshevas Abschlussworte und die anderen Teenager zu warten. Linnea rannte ihm hinterher und blickte immer noch misstrauisch.
Ich kann das einfach nicht...
»Raban, warte.«, rief das Mädchen.
Doch der Junge hörte erst auf zu laufen, als er vor einem anderen Gehege stand. Es war ein sehr seltsamer Raum, der wie das innere eines japanischen Dojos aussah. Dort drinnen bewegten sich tumulthaft kleine äffchenähnliche Wesen umher.
Der kleine Junge stockte und fragte ernst: »Linnea, siehst du das auch?«
Die Teenagerin war gerade angekommen und musterte nun ebenfalls die eigenartige Runde.
»Was machen die da?«, fragte sie verblüfft und näherte sich dem Geschehen.
Raban streckte die Hand aus, um das Glas zu berühren und stolperte plötzlich, als seine Finger einfach weiterglitten.
AAH!
Das Gehege war offen gewesen, ohne dass sie es bemerkt hatten. Der kleine Junge fiel ein paar Meter vor und fing sich dann wieder auf. Schnell rappelte er sich auf und hob seinen Blick zu den kleinen Wesen. Diese hatten aufgehört Lärm zu machen und starrten alle fassungslos den Einbrecher an.
Raban analysierte die Situation. Die Kreaturen waren zwischen 30 und 50 Zentimeter hoch und hatten dunkles Fell. An Teilen der Extremitäten, dem Rumpf und dem Kopf waren härtere Platten zu sehen, die wie eine Rüstung aussahen. Doch das markanteste Merkmal dieser Kampfäffchen waren lange scharfe Klingen, die aus den Knochenplatten an den Armen und Beinen ragten. Das interessanteste dabei schien jedoch zu sein, dass diese Waffen sowohl über die Finger und Zehen hinaus ausgestreckt sein konnten, als auch eingezogen und sogar auf die andere Seite, über Knie oder Ellbogen, hinausgefahren werden konnten.
Die Äffchen bemerkten, dass der Junge selbst verwirrt war und widmeten sich wieder mit Pfiffen und Schreien der Mitte der Runde. Dort standen kampfbereit einer der kleineren dunkelgrünen Klingenkämpfer und eine andere seltsame Figur, die Raban noch nie gesehen hatte. Sie erinnerte ihn an eine Figur eines kleinen menschenähnlichen Wesens bestehend aus einem...
»Seil? Sehe ich das richtig?!«, flüsterte Linnea, die nun vorsichtig in das Gehege getreten war.
Raban nickte nur.
Was für ein skuriler Tag... Ist das ein Straßenkampf?!
Bei letzterem Gedanken spürte Raban Enthusiasmus in sich aufkommen. Der kleine Junge liebte Kampfsportarten und war der Meinung, dass jegliche Kampftechniken nur nützlich waren, wenn sie in einem wahren Konflikt auf der Straße helfen konnten.
Der Junge beobachtete nun aufmerksam den Kampf. Das Seilmännchen war etwa anderthalbmal so groß wie das Klingenäffchen, doch Raban fragte sich, ob es gegen die Klingen des Gegners ankommen konnte.
Plötzlich sprang der Dunkelgrüne mit den Klingen zuerst nach vorne und versuchte das Seil am Arm des Wesens zu treffen. Linnea atmete stark auf und folgte den Kämpfern aufmerksam mit den Augen. Das Seiltier sprang jedoch zur Seite und packte den vorbeifliegenden Kämpfer am Rumpf. Mit einem schnellen Tritt versuchte das Klingenäffchen den Gegner zu treffen, doch dieser war schneller und begann sich zu verformen. Er faltete seinen Seilkörper auseinander und wich damit dem Hieb aus. Dann wand es sich schnell um die Extremitäten des Äffchens und fixierte den Gegner kampfunfähig.
Die Runde jubelte und schrie und der Kämpfer selbst schien seine Niederlage freundlich anzunehmen.
Das war aber unfair... Wie hätte er denn gewinnen sollen?!
Plötzlich ertönte Batshevas Stimme hinter ihnen und Raban schreckte zusammen.
»Ich sehe ihr habt die Todesklingen gefunden!«, sprach sie heiter und der kleine Junge sah, dass die anderen Schüler ebenfalls hinter ihnen standen.
»Todesklinge?«, fragte Linnea unsicher.
Batsheva lachte und trat näher.
»Ja, aber keine Sorge, das sind ganz freundliche Wesen. Man sollte sie nur nicht kränken. Das mögen sie gar nicht.«, erklärte die Lehrerin, »Sie sind hervorragende Kämpfer und alle uns bekannten menschlichen Kampfkünste wurden in enger Zusammenarbeit mit diesen Wesen entwickelt. Ich sehe auch, dass sie wieder ein Turnier aufgebaut haben.«
Raban blickte wieder zum Ring und sah, dass nun zwei andere Todesklingen einen Kampf begannen. Die zwei vorherigen Kämpfer waren aus der Mitte getreten und schienen freundschaftlich miteinander umzugehen.
»Oh, Ich sehe, dass Daman und Dhakshya wieder kämpfen.«, merkte Batsheva lachend an und fragte dann: »War das Gehege offen?«
Raban nickte und Batsheva lachte noch einmal.
»Dieser Bengel Daman. Er wird immer intelligenter.«, äußerte sie.
Plötzlich zupfte etwas an Rabans Seite und der kleine Junge wehrte sich instinktiv mit einer defensiven Pose, die er aus seinem Kampfsporttraining kannte. Er drehte sich um und erkannte, dass der kleine dunkelgrüne Kämpfer neben ihm stand und ihn interessiert musterte. Dann, mit einem Mal, holte er aus und schlug mit der Faust aus, um den Jungen zu schlagen.
Was passiert gerade?!
Raban wich aus und packte die Todesklinge am Arm. Glücklicherweise hatte es das Messer eingezogen. Dann ließ er das Wesen los, doch er blieb weiterhin wachsam. Das Kämpferäffchen blickte ehrenvoll auf und verbeugte sich dann tief.
Raban war verblüfft und verbeugte sich symbolisch auch.
Batsheva hatte ein breites Grinsen auf dem Gesicht und sprach schließlich: »Dhakshya ist von dir beeindruckt. Er möchte dein Kinsorpartner sein.«
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Ich freue mich über jede/n Theorie, Like und Kommentar.

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Kinsormagie: Der Wandel zur Klarheit
FantasyDies ist das erste Buch der Kinsormagie-Reihe! ************************ Auf der Welt existieren, neben uns normalen Menschen, die Kinsor, eine antike Gesellschaft, bestehend aus magisch und technologisch weiterentwickelten Personen. Sie haben die A...