Selat - Emotionale Entdeckung Teil 2

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Der Kinsormeister begann erneut zu sprechen: »Ich werde dir ein Blatt vorsetzen. Das Ziel dieses Unterrichts ist es, dass du es gezielt in meine Hand führst, bloß mit Luftzügen.«

Mit diesen Worten fing er ein kleines, goldenes Blatt auf, welches zu diesem Zeitpunkt langsam von einem Baum hinunter segelte. Er schritt vor und legte es auf einen Baumstamm vor Selat. Es zuckte von den natürlichen Einflüssen des Windes im Waldbereich.

Der Schüler blickte die kleine Figur an. Er visualisierte wieder die Luftströme und stellte sich vor wie einer von ihnen auf das kleine Blatt gelenkt wurde. Plötzlich schoss eine starke Böe auf das leichte Objekt und ließ es davonfliegen.

»Kontrolle ist hier die Übung. Aerokinese beherrschst du schon so, wie ein kleines Kind laufen kann. Die Kunst ist es, kontrolliert, vom Taumeln zum Schleichen und Rennen übergehen zu können.«, äußerte der Oigon.

Er fing ein weiteres Blatt auf und ließ es diesmal mit Luftmagie auf den Baumstamm gleiten.

»Noch einmal.«

Tief atmete der Junge durch. Er blickte konzentriert auf das Blatt, welches mit dem goldenorangen Lebensraum verschmolz und stellte sich wieder eine Luftströmung vor. Diesmal jedoch passte er auf, nur sehr wenig hinzuleiten. Das Blatt wackelte ein bisschen stärker als mit den normalen Lufteinflüssen. Dann blieb es erneut zuckend und wehend stehen.

»Das war schon besser. Versuch es ein wenig stärker.«, forderte Kumbus motivierend.

Selat blickte auf sein Ziel und ließ eine stärkere Böe auf es zufliegen. Das Blatt erhob sich und wurde weggeblasen. Plötzlich hatte er eine Idee. Der Junge konzentrierte sich schnell auf eine zweite Böe von der anderen Seite, ließ dann noch eine von unten und letztendlich noch zwei von anderen Seiten des Blattes erscheinen. Er manipulierte nun 5 Windstöße auf einmal und hatte das farbige Objekt fest in der Mitte verankert. Dieses Luftgerüst verrutschte er nun fließend zu Meister Kumbus und brachte somit das Blatt schwebend zu seinem Lehrer.

Stolz blickte der Meister seinen Schüler an.

»Gratuliere!«, sprach er und erklärte die Stunde für den Tag zu Ende.

Der Meister lief zum Tor und sprach: »Das war nur ein kleiner Einblick. Der Weg zu wahrer Kinsormagie ist noch weit und steil. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass du es gut meistern wirst, wenn du einfach nicht aufgibst. Ich muss jetzt aber wieder zurück nach Alda Idrion gehen. Möchtest du mich noch bis zum Portalkeller begleiten?«

Selat nickte und lief aus dem Tor des Waldcampus hinaus.

Auf dem Weg zum Jägerstand sagte Kumbus: »Du hast heute etwas Wichtiges gelernt. Es ist leicht deine Angelegenheit mit zu viel oder zu wenig Kraft anzugehen. Diese Extreme bringen dich jedoch nicht an dein Ziel. Du musst lernen beide zu beherrschen und einen Kompromiss zu finden, mit dem du koordiniert und präzise deine Arbeit verrichten kannst. Das Ziel ist Mäßigkeit.«

Sie waren im Portalkeller angekommen und als Selat das Gemälde erblickte fragte er: »Meister, wann werde ich lernen Translokation zu benutzen?«

Der Kinsor schaute ihn an.

Er befestigte den Stab auf dem Rücken und sprach ruhig: »Normale ehemalige Kinsain brauchen rund 6 Monate um bereit zu sein. Das ist aber für jeden unterschiedlich.«

Dann trat er durch das Gemälde und verschwand.

*

Die nächsten Tage waren wie ein Paradies für Selat. Er ging früh aus dem Haus und traf die anderen Schüler im Tierinstitut. Dort brachte Batsheva ihnen Tricks zur Vertiefung der Kinsorpartnerverbindung bei und ließ sie auf den Hindernisläufen sowohl ihre eigene als auch die Geschicklichkeit der Wesen trainieren.

Kinsormagie: Der Wandel zur KlarheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt