Carola - Peinliche Peinigung

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»Wird aus dieser Katastrophe noch irgendetwas? Was sollte der Mist?«, donnerte Leonid seinen Sohn an.

Carola hatte immer noch die rote Rüstung an und stand bedrückt neben Maki, wie eine Leibwächterin. Die überlebenden Ielgzeh hatten es geschafft, mit Leonids Hilfe den Drachen vom Tor wegzulocken und zu fliehen. Nun standen Maki, Leonid und zwei Krieger in einem Trainingsgrund.

Der Sohn des Ober-Oigons schien, anders als die anderen Anwesenden, unbeeindruckt von der Wut seines Vaters zu sein. Er schnitt ein paar Runen in ein Messer und warf es dann direkt auf die Mitte einer Zielscheibe. Er hatte sein von der Schlacht verschmutztes und zerrissenes Hemd ausgezogen und Carola starrte fasziniert seinen muskulösen Oberkörper an.

»Glaubst du etwa, es ist einfach, so viel Ressourcen zu besorgen und seinem Sohn zu vertrauen, wenn dieser versagt und sich dann nicht einmal darum kümmert?«, brüllte der sonst so entspannte Ober-Oigon und seine Aura war bedrückend.

Maki ignorierte den Kommentar einfach zog ein zweites Messer aus der Tasche, warf es auf eine weiter entferntere Zielscheibe und traf wieder genau ins Schwarze.

Leonid, der sich über die Verachtung des Sohnes aufregte, lief auf den Jungen zu und Carola befürchtete, dass er ihn schlagen würde. Doch der Mann beruhigte sich und sagte dann in einem furchteinflößend ruhigen Ton: »Nimm' dich in Acht, Junge! Ich unterstütze dich doch nur, weil du großes Talent hast und ich an dein Potenzial glaube. Du weißt ja, was, ich mit meinen nutzlosen Kindern mache.«

Maki schaute gelangweilt seinem Vater ins Gesicht und erwiderte: »Ja ja, du nutzt sie als menschliche Schilde, so wie du es in Nilar Mesta getan hast. Die Geschichte hat schon jeder zu oft gehört.«

Leonid, der von der Antwort nicht erfreut war, schlug dem Teenager hart ins Gesicht. Carola war sofort zu Maki gesprungen, der regungslos mit gesenktem Kopf dastand. Sein Gesicht verzog sich zu einem Lachen und langsam richtete er sich wieder auf. Ein dünnes Blutrinnsal floss über sein Gesicht, doch der Junge schien sich gar nicht darum zu kümmern. Im Gegenteil, er grinste seinem Vater einfach nur entgegen, als wäre all dies so unspektakulär und vorhersehbar.

Manchmal kann er echt gruselig sein...

»Du findest das lustig!«, bemerkte Leonid und wich stockend ein wenig zurück, doch seine Wut war größer. »Alles ist schiefgelaufen. Wir haben die Bücher nicht gekriegt und dieser Mistkerl Bezalel hat den Angriff eines erwachsenen Drachen überlebt, wenngleich schwer verwundet. Er ist mächtiger, als ich dachte...«

Carola war erstaunt, wie sehr der neu aufgestiegene freie Farblose Leonid besorgte. Aber sie konnte es verstehen. Schließlich war der Mann tatsächlich eine Gefahr für seine Regierung. Sie dachte auch darüber nach, wieso der Stadtschef seinen Mischling-Sohn so sehr unterstützte.

Maki wird in ein paar Jahren vermutlich auch so stark oder noch mächtiger sein...

Das Mädchen schaute bisher nur zu. Sie hatte sich wieder von dem Jungen entfernt, da es ihm gut ging und beobachtete die Situation wieder von Weitem.

Langsam blickte Maki mit einem hämischen Grinsen auf.

»Beruhige dich, Vater, wir haben noch nicht versagt.«, sagte er mit furchteinflößender Ruhe.

Voller Wut blickte Leonid auf ihn und setzte sich dann auf einen Stuhl, den er mit Erdmagie aus dem Boden emporsteigen ließ.

»Dann nenne mir ein paar Gründe, warum wir nicht versagt haben. Hast du etwa die Bücher irgendwo bei dir?«, fragte der Vater genervt und verdrehte die Augen. »Oder hast du Bezalels Kopf irgendwo in deinem Rucksack?«

Kinsormagie: Der Wandel zur KlarheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt