Eine ägyptische Klinge.
Diese hatte Selat schon immer interessiert. Während er sich die neue Form seines Kinsorstabes ansah, wartete er auf weitere Tipps.
»Ein Chepesch ist keine schlechte Wahl.«, sagte Meister Kumbus ruhig und fest. »Es gibt ein paar Techniken mit denen du das komplette Potenzial dieser Waffe nutzen kannst.«
Er stellte sich neben seinen Schüler und zeigte ihm, dass das Krummschwert nur an der nach außen gewölbten Seite scharf sein sollte, um das beste aus der Kampferfahrung zu holen. Zudem erklärte er, dass man auf diese Weise die Gegner schneller mit der scharfen Seite treffen oder einfach anders herum den Rivalen packen könne.
Die nächste Stunde trainierte Selat mehrere Schläge und Ausweichmanöver. Seine Koordination war noch nicht ganz gut und er wurde mehrere Male vom Kinsormeister umgeworfen oder entwaffnet.
Kurz darauf setzte sich Kumbus auf einen Baumstamm und wies Selat darauf hin, es ihm gleich zu tun.
»Ich muss dir etwas erzählen.«, begann der Oigon.
Neugierig wartete der Kinsorneuling.
»Ich hatte einmal eine Offenbarung, dass ich den Valdin Inbologir finden und Ausbilden sollte.«, fuhr Kumbus fort. »Und das letzte Mal war eine Katastrophe. Nie zuvor hatte ich einen Kandidaten gefunden. Als Adrian jedoch kam, wurde mir klar, dass dieser Junge der neue Valdin Inbologir sein musste.«
Langsam zeichnete der alte Kinsor ein Symbol in den Boden und begann erneut zu sprechen: »Während der Freischaltungszeremonie Adrians erschien ein Symbol über ihm. Ein umgedrehtes Dreieck mit einer Spirale in der Mitte. Dies ist das Symbol des Valdin Inbologir. Nie zuvor hatte ich Das Zeichen bei der Migration gesehen. Es gab Legenden davon und selbst bei Sileus war es aufgetaucht, aber schon seit über 160 Jahren ist nie wieder eines aufgetaucht.«
Das in den Erdboden gemalte Zeichen lag ruhig und mysteriös vor Selat und Kumbus. Nach einer kurzen Schweigepause begann sich das Symbol im Erdboden zu drehen und der alte Mann sprach erneut: »Er lernte sehr schnell. So wie du. Nach seiner Grundausbildung begann er schließlich eine Lehre, um Stratege zu werden.«
Selat blickte auf den Boden. Das Zeichen drehte sich nun immer schneller.
»Eines Tages«, setzte der Oigon erneut an. »begannen wir eine Operation um eine strategisch wichtige Ielgzehstadt zu erobern. Es hieß, dort wären geheime und wichtige Bücher versteckt. Nach mehreren Versuchen schienen wir zu verlieren. Ich ging zu Meister Sileus und bat ihn darum, Adrian zu schicken um die Lage zu retten. Ich selbst hielt mich aus dem Kampf heraus, um Valdin Inbologir glänzen zu lassen...«
Der Mann schwieg eine Zeit lang und Selat konnte spüren, dass er seine Taten bereute.
»Und tatsächlich«, setzte er erneut an. »schafften wir es, die Stadt zu erobern und die Bücher zu finden. Doch ein mächtiger Ielgzeh namens Leonid, welcher erst kurz davor von den Büchern in seiner Stadt gehört hatte, wollte sie unbedingt besitzen und...«
Das Symbol explodierte plötzlich und hinterließ einen Krater im Erdboden. Als bedauerte er die traurige Situation, starrte Kumbus seinen Stab an.
»Adrian wurde ermordet.«
Eine lange Schweigepause erstreckte sich und Selat schaute traurig zum Oigon, der von der Geschichte ganz klar bedrückt war. Selat konnte die Schuld des Kinsors spüren und musste wieder an den grau-blauen Mann denken.
»Und jetzt habe ich dich gefunden.«, sagte Kumbus schließlich. »Du bist Adrian äußerst ähnlich. Als ich dich fand, setzten wir einen Schutzwall um Zoberhagen und ich wartete.«
Kumbus lächelte den Jungen wieder mit seiner natürlich gruseligen Ruhe an und sprach: »Deine Blockaden waren so stark, dass du nicht einmal als Kinsain leben könntest. Selbst jetzt sind sie noch so groß, dass es ein Wunder ist, dass du überhaupt ein Kinsor bist und Aerokinese benutzen kannst.«
Selat dachte nach.
Bin ich wirklich Valdin Inbologir? Meister Kumbus scheint sich sicher zu sein und er weiß alles und dass, obwohl ich eine farb- und attributslose Seelenkraft habe?
»Ich möchte nicht, dass du mich als vollkommen siehst. Das bin ich nicht.«, sagte der Meister, als hätte er Selats Gedanken gelesen. »Weisheit kommt aus Erfahrung. Und um Erfahrung zu sammeln, muss man sehr viele Male scheitern. Natürlich besteht noch keine Sicherheit, dass du wirklich Valdin Inbologir bist, das wird erst bestätigt, sobald du eine legendäre Magie nutzt und das Zeichen noch einmal auftaucht. Bis dahin kann es jeder aus eurer Generation sein oder gar keiner.«
Selat starrte den Oigon an und sprach, zum alten Thema zurückkehrend: »Ich schätze Ihr habt damals die notwendige Entscheidung getroffen. Was stand denn in den Büchern, welche ihr geborgen habt?«
Meister Kumbus antwortete ruhig: »Informationen über die Quellen der Geister. Jeder Geist mit der Gabe der Materialisation hat eine Quelle. Dort ist ihre Kraft gehäuft und sie sind normalerweise mit Schätzen und Magie gefüllt. Heov zum Beispiel besitzt die Quelle des Lichts und Lebens, Provideros die Quelle der Weisheit, Fisrahim die Quelle des Feuers, und so weiter. Die Quellen sind normalerweise von starken Wesen geschützt. Leonid war definitiv hinter einem dieser Orte her. Je mehr man über sie weiß, desto einfacher ist es, in sie einzubrechen. Aber jetzt sind die Bücher sicher hier in Alda Idrion. Und Leonid Moridor hat diese Information nicht.«
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Wie fandet ihr das (kurze) Kinsorstabtraining? Und die Geschichte von Kumbus altem Fehler? :p
Heov veîmon siniuv!
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Kinsormagie: Der Wandel zur Klarheit
FantasyDies ist das erste Buch der Kinsormagie-Reihe! ************************ Auf der Welt existieren, neben uns normalen Menschen, die Kinsor, eine antike Gesellschaft, bestehend aus magisch und technologisch weiterentwickelten Personen. Sie haben die A...