Kinsormagie: Der Wandel zur Klarheit

Samira - Freudloses Fehlen

Mit sehr guten Ergebnissen schritt Samira im Trankbrauertraining voran. Nichtsdestotrotz war sie die nächsten Tage nach dem Holmgang nicht zufrieden. Arkady wollte öfter mit ihr ausgehen als zuvor, was sie schon sehr nervte. Der Athlet besuchte sie jeden Tag und lud sie zu diversen Orten ein. Sie hatte schon versucht, ihm klar zu machen, dass sie keine Lust darauf hatte, doch der Teenager ließ ihr einfach keine Ruhe.

Außerdem schien Sileus sich daran zu ergötzen, allen Leuten der Stadt Selats Niederlage unter die Nase zu reiben. Samira hatte keine Geduld dafür und versuchte jedes Mal die dummen Gespräche so gut es ging zu ignorieren.

Selat dagegen schien sich besonders intensiv dem Training zu widmen und sie hatte gehört, dass er Aerokinese schon komplett zu beherrschen schien. Er vermied Samira jedoch und sie vermutete, dass Arkady dem Jungen irgendetwas Bösartiges gesagt hatte.

Am 23. November ging die Trankbrauerschülerin zu Kinnay und fragte ihn, ob er Selat die letzte Zeit über gesehen hatte.

»Klar, jeden Tag. Wieso?«, fragte er, während er sich haufenweise Gummidrächlein in den Mund schob.

»Er scheint mir aus dem Weg zu gehen...«, erwiderte sie nachdenklich und hoffte, dass Selat nicht das tat, was sie vermutete.

Kinnay blickte sie besorgt an, schluckte die Süßigkeiten runter und antwortete beschwichtigend: »Naja, hat bestimmt viel zu tun... Er hat vor drei Tagen begonnen, Aquakinese zu lernen.«

Samira wurde das Gefühl nicht los, dass der Schmiedelehrling mehr wusste, als er sagen wollte. Sie war ein wenig traurig darüber, dass der Junge ihr nicht selbst davon erzählt hatte.

»Aber ich bin aus der Blutslinie Udensuís. Mit Wasser könnte ich ihm helfen...«, sagte sie und fixierte den Blick auf ein kapselartiges Objekt im Raum, dann äußerte sie abgelenkt: »Ist das ein...«

Der Schmiedelehrling drehte sich um und vervollständigte den Satz: »Ein Erkal, ja. Die kann man ganz einfach aus Qilin-Horn herstellen. Exzellente Reiseoption. Meister Aidan hat mir den hier gegeben für ein Projekt.«

Samira nickte und fragte den Schmiedelehrling, ob er auf Meisterin Ombojis Geburtstagsfeier an jenem Tag gehen würde. Er bejahte und meinte nach einer kurzen Schweigepause, dass auch Selat dort hingehen würde.

*

Abends ging Samira zum Fest im Zentrum des Gartens. Meisterin Omboji hatte, als Ehren-Oigon, sehr viele Freunde und Bekannte und das Fest war gut bevölkert. Die Trankbrauerin lief ein bisschen umher und traf ein paar Freundinnen.

Diese schwärmten von einem Musiker, welcher auf dem Fest spielte. Drachir Leukos hieß er anscheinend und er nutzte seinen Kinsorstab als Streichinstrument.

»Er hat dieses Instrument selbst erfunden! Den Dragnus.«, sprach Hanefi begeistert.

Samira lauschte der Musik. Sie war von der Stimmung und Harmonie der Töne fasziniert. Nach einer Weile entfernte sie sich erneut von ihrer Freundesgruppe und traf auf Meisterin Omboji.

»Alles Gute zum Geburtstag!«, gratulierte Samira.

»Danke, meine Liebe.«, sprach Omboji. »Suchst du Selat? Er ist dort drüben mit Kinnay und Laryssa.«

Mal sehen wie er drauf ist...

Sie bedankte sich und ging auf die drei jungen Leute zu.

»Und dann, habe ich drei Flinkscheiben auf einmal getroffen. Selat, deine Strategie ist perfekt. Wir haben bisher drei inoffizielle Spiele hintereinander gewonnen.«

Kinnay sprach aufgeregt.

»Ich hab' ehrlich gesagt keine Ahnung, was ich da mache... Ich gebe euch nur Ideen. Die Spiele gewinnt ihr mit eurem Talent.«

Selat hörte auf zu sprechen und drehte sich um.

Samira bemerkte ein Glänzen in den Augen des Kinsorneulings als er sie sah.

Was versteckst du vor mir?

Sie begrüßte alle und setzte sich auf eine Bank neben ihnen.

Zögernd kam der Junge auf sie zu und fragte, ob sie ihm ein paar Aquakinese Tipps geben könnte.

»Klar, komm mit«, forderte sie ihn auf und ging auf einen kleinen See zu, welcher das Zentrum des Gartens markierte.

Sie stellte sich vor das Wasser und konzentrierte sich auf die Strömungen. Dann visualisierte sie, was sie formen wollte und ließ es erscheinen. Fünf Wasserberge stiegen nebeneinander aus dem Wasser und formten sich zum Namen Selat. Der Junge starrte neugierig zu und meinte, er würde es versuchen.

Nach mehreren Fehlversuchen ließ er schließlich neben dem aufgetürmten Wasser noch einen Namen erscheinen.

»Samira«

Das angenehme Gefühl der Sicherheit und zugleich Mysterium begann sich erneut in der Tranbrauerschülerin auszubreiten.

»Du bist ziemlich gut! Mal sehen ob...«

Bevor sie zu Ende sprach, packte etwas ihr Bein und sie wurde weggezogen.

Hinunterblickend sah sie einen Mann, zur Hälfte Fisch, mit einem Haken in der Hand. Mit diesem Werkzeug zog er die Kinsor Biorion unter Wasser. Sie nahm ihren Stab in die Hand und wandelte ihn zum Schwert. Dieses Wesen war ein typischer Bewohner des Gewässers, doch Samira wunderte sich, warum er plötzlich angriff.

Auf einmal tauchte eine Figur neben ihr ein und löste den Haken von ihrem Fuß. Als sie schließlich aus dem See gezogen wurde blickte sie auf. Selat schien ins Wasser gesprungen zu sein um sie zu befreien.

Der Junge hatte einen schmerzverzerrten Gesichtsausdruck und Samiras Herz blieb fast stehen. Sie hatte in dem vorigen Moment unter Wasser keine Angst gehabt; so ein Hakemann war eine harmlose Sache für sie, aber in diesem Moment spürte sie wie ihr ganzer Körper zusammenzuckte.

Hat Selat sich verletzt?

Sie untersuchte ihn, doch es schien ihm gut zu gehen, zumindest physisch. Er streitete alles ab und lenkte vom Thema ab.

»Was war das?«, wollte er wissen.

»Ein Hakemann«, erklärte sie langsam. »Aber eigentlich komisch... Die greifen normalerweise nur Nichtschwimmer an.«

Selats Augen füllten sich mit einem seltsamen Blick.

Ist es Hass? Oder Angst?

»Die sind Verwandte der Nixen, oder?«, erkundigte er sich trocken.

Als Samira daraufhin bejahte sagte er einfach: »Noch ein Wasserwesen, welches sein Ziel verfehlt.«

Mit diesen Worten entfernte er sich erneut. Samira versuchte, wieder in seine Nähe zu kommen, doch diesmal schien er sich komplett verschlossen zu haben.

Denkt er, es sei seine Schuld?

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Fröhlicher Nikolaustag!

Wie fandet ihr das Kapitel?

Heov veîmon siniuv!