Der Kinsorlehrling hatte es endlich geschafft, seine Eltern zu überzeugen, dass er auf ein Fest eingeladen war und hatte seinen Kinsormantel mit Glubschaugen vom Arguskostüm bestückt. Diese waren jedoch nicht allzu fest angebracht, da der Mantel sowohl Schmutz, Wasser als auch Kleber abwies.
Selat lief nun froh durch das Südportal hinaus, auf die Straßen Alda Idrions. Ein kurzer Blick zurück offenbarte ihm einen schönen Blick des Portalhauses und er erkannte den Wächter, der Laryssa vertrat. Neben ihm leuchteten die Verschattungsanzeigen und Kontrolllichter der Wächterautomata, von dem immer noch das eine Licht rot blinkte.
Der Junge drehte sich wieder um und rannte los in Richtung des Drachenplatzes. Als er fast dort ankam rannte ihm eine rothaarige Gestalt in schwarz vorbei und er glaubte, Tränen zu erkennen.
»Samira?«, äußerte er verblüfft, doch das Mädchen war bereits abgebogen.
Selat wusste nicht was passiert war, und konnte nicht sicher sagen, dass es sich tatsächlich um Samira handelte, deswegen beschloss er weiter zu laufen, um pünktlich zum Treffpunkt zu gelangen.
Die roten, blauen, gelben und orangenen Lichter leuchteten die Glühwürmchen am Himmel verteilt. Der Junge hatte die Stadt bisher nur an seinem ersten Tag im Dunkeln gesehen und damals hatte es ihn schon verzaubert, die leuchtenden Straßenkonturen und Lichtmuster an den Häusern zu sehen, die der Stadt ein surreales Neonleuchten verlieh und leicht an Tiefseefische erinnerte. Jetzt an Vulnog war es noch prachtvoller, mit den schwebenden bunten Gedenklichtern.
Als der Teenager an den Drachenplatz gelangte, erkannte er Kinnay in einer bronzefarbenen Verkleidung, die der Junge nicht kannte, und das Mädchen Hanefi, von dem Selat wusste, dass sie mit Samira befreundet war. Sie schien sich als Mantikor verkleidet zu haben.
»Was ist los?«, fragte Selat, als er bemerkte, dass die Stimmung bedrückend war.
»Ich versteh's noch nicht ganz, aber Samira ist wütend auf die Familie Tejoman...«, sagte Kinnay nachdenklich.
Dann war das wirklich Samira? Ich hätte ihr hinterherrennen sollen...
Hanefi sprang vor und mischte sich ein: »Das ist doch klar, oder? Du weißt schon... wegen dem 48. Drachenkrieg.«
Sowohl Selat als auch Kinnay schüttelten den Kopf und Kinnay sprach: »Wovon redest du? Wir Tejoman haben doch nichts gemacht!«
Hanefi verdrehte die Augen und rief laut ein einziges Wort: »Osvatra!«
Selat verstand immer noch nicht, aber er sah, dass Kinnay unzufrieden auf- und ablief.
»Aber das waren doch nicht wir... Das waren ein paar korrupte Tejoman und Telet.«, murmelte er scheinbar gekränkt, »Meine Großeltern waren sogar diejenigen in der Weisheitsgarde, die den Verrat aufgedeckt und die Kriminellen verbannt haben!«
Hanefi beäugte ihren Freund und langsam wich ein Lächeln in ihr Gesicht.
»Dann müssen wir das nur Samira erklären!«, rief sie froh und schaute hoffnungsvoll zu Kinnay.
Dieser blickte zurück und erweichte bei dem Anblick der Braunhaarigen.
»Du hast vollkommen Recht, meine Süße!«
Selat war immer noch nicht zufrieden. Die beiden schienen sich zwar einig zu sein, aber er verstand noch nichts von der Situation.
»Ich unterbreche euch Turteltäubchen nur ungern, aber ich brauche Kontext bitte.«, sprach er laut.
Kinnay schlug mit der Hand an die Stirn und begann dann: »Sorry, mein Fehler. Also es war so. Während dem 48. Drachenkrieg, also ungefähr zu der Zeit, die bei euch der Zweite Weltkrieg ist, haben sich ein paar Verräter aus der Tejoman-Familie ein paar anderen Feuerblutslinienmitgliedern aus der verschatteten Familie Telet angeschlossen. Das Problem ist, dass diese Tejoman sehr wichtige Leute in ihren Städten waren, inklusive hier in Alda Idrion und die haben begonnen Lügen zu verbreiten, um den Ielgzeh zu helfen.«
Der Schmiedelehrling schien vor Wut zu kochen. Selat vermutete, dass es damit zu tun hatte, dass sein Nachname dadurch beschmutzt wurde.
Hanefi sah, dass der Junge eine Pause eingelegt hatte und fuhr selbst fort: »Naja, die Wastos waren damals wichtig und reich. Sie haben gemerkt, dass irgendetwas bei diesen Leuten nicht stimmte, also haben sie begonnen die Weisheitsgarde auf die Verräter aufmerksam zu machen. Die verschatteten Tejoman bemerkten das und begannen selbst, Lügen über die Familie Wasto zu verbreiten: dass sie die Ielgzeh unterstützten, dass sie die Macht innerhalb der Kinsorstädte an sich reißen wollten und noch viele andere grausame Sachen.«
Kinnay sprang wieder ein und fuhr fort: »Aber schließlich hat die Weisheitsgarde die Verräter gefunden und verbannt. Sie sind geflohen und haben zusammen mit den Telet, die sie unterstützt haben, eine neue verschattete Feuerblutslinie erschaffen, Osvatra. Die Wastos bekamen eine offizielle Entschuldigung.«
Hanefi schaute den Schmiedelehrling böse an: »Ja, aber das reicht nicht. Die Wasserblutslinie wurde richtig niedergemacht, auch wenn sie jetzt offiziell nicht mehr angeklagt werden haben sie zu der Kriegszeit alles verloren. Ihre Leute wurden degradiert und ihr Besitz wurde weggenommen. Jetzt sind die Wastos eine sehr arme Familie und das hat Samira schon sehr verletzt. Sie hat mir schon mehrmals erzählt, dass sie wichtige Chancen aufgeben musste, einfach weil sie das Geld nicht hatte. Jetzt wird es zwar besser, da sie sehr fähig in ihrem Studium ist und Stipendien kriegt, aber das hat sie schon sehr oft in ihrem Leben verletzt.«
Kinnay hatte den Kopf gesenkt und sagte: »Das wusste ich nicht. Wir müssen sie unbedingt finden.«
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Also, jetzt wisst ihr, warum Samira so schockiert/wütend war.
Und auch im realen Leben rückt Halloween immer näher! Was habt ihr morgen vor? Verkleidet ihr euch? (Vielleicht sogar als Argus? xD) Nur Vorsicht mit den Akephalen. xD
Heov veîmon siniuv!
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Kinsormagie: Der Wandel zur Klarheit
FantasyDies ist das erste Buch der Kinsormagie-Reihe! ************************ Auf der Welt existieren, neben uns normalen Menschen, die Kinsor, eine antike Gesellschaft, bestehend aus magisch und technologisch weiterentwickelten Personen. Sie haben die A...