Selat - Fast Festivität

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In den nächsten Tagen nach dem Fest lernte Selat nachmittags sehr viele neue Techniken und konnte bald Wasserklingen und Strömungen herstellen. Des Weiteren konnte Selat bald das Wasser verhärten um über es zu laufen oder zu rennen. All dieses Training führte der Junge in einem großen Raum mit beheiztem Schwimmbad im Waldcampus durch.

Morgens konzentrierte er sich auf den Unterricht und interagierte mehr mit seinen neuen Freunden. Er war sehr froh, dass er sie hatte und fühlte sich zum ersten Mal als Teil einer Freundesgruppe.

Das Wetter begann kälter zu werden und es dauerte nicht lange, bis der Schneefall verstärkt auftauchte. Meister Kumbus nutzte dies als Vorteil und lehrte seinem Schüler unzählige neue Techniken. Selat lernte viele Arten der Manipulation von Schnee und Eis.

»Aquakinese ist eine eigenartige Magie.«, erklärte Kumbus schließlich. »Schnee und Eis ist eigentlich Festkörpermagie, aber Udensuí, Königin des Wassers, ist die beste der vier Kseros in der Anpassung und kann daher bedingt Magien im Bereich von Lokzemia, Königin der Erde, nutzen.«

Selat nickte anerkennend und war froh, dass seine Frage schließlich doch noch beantwortet wurde.

Also doch Anomalie des Wassers...

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Ansonsten verbrachte der Kinsorneuling sehr viel Zeit mit Kinnay. Am 6. Dezember, Nikolaustag, gingen sie zum Schokoladenkli und besorgten sich jede Menge Süßigkeiten. Ein paar dieser Zuckereien nahm Selat später nach Hause und gab sie seinem Bruder, welcher diese ─ so wie Kinnay ─ verschlang.

Madoc und Olina nutzten Selats Geschenk in vollem Umfang aus und tuschelten miteinander über die Kommunikationsfunktion der Würfel oder erzeugten seltsame Töne und künstlich generierte Sätze mit ihnen.

Die Zeit verging und Weihnachten rückte näher. Selat lernte ein paar Techniken zum schnelleren Schwimmen, ähnlich denen zum schnellen Rennen an Land. Eine Woche vor dem 24. schloss er das Aquakinesetraining ab.

Jeden Tag vermisste er Samira mehr und jedes Mal, wenn sie irgendwo im Ausbildungszentrum auftauchte, ging er ihr aus dem Weg, bevor sie ihn sah, um sich nicht dazu verführen zu lassen mit ihr zu reden.

Ich muss sie beschützen. Noch bin ich nicht stark genug.

Mittlerweile hatte der Junge mehr über das Winterfest der Kinsor gelernt. Es handelte sich um eine Feier der Geburt und Auserwählung von Homo Sapiens als Wächter der Welt. Die Kinsor nannten es »Tag der Menschen« und feierten ihn am 25. Dezember, vier Tage nach der Wintersonnenwende, als Zeichen für die 400 Jahre zwischen der Auserwählung der Menschen und dem Zeitpunkt, an dem sie die Kinsormagie bekommen haben.

Selat verstand nun, dass die Tradition dem Weihnachten der Kinsain sehr ähnlich war. Die Straßen, Häuser und Wohnungen wurden mit roten, grünen und goldenen Pflanzen, metallischen fliegenden Kügelchen und Lichtern geschmückt. Die Automata der Stadt zogen sich ebenfalls um und trugen die Festfarben mit Glückwünschen. Weihnachtlich klingende Lieder ertönten angenehm durch die Stadt und überall begannen zwei Arten neuer Automata aufzutauchen. Die einen waren kleine Leute aus rot-goldenem Metall mit grünen Winterjacken und Spitzhüten, die den menschlichen Weihnachtselfen vage ähnlich sahen und die anderen waren lebende Pflanzen, meist Tannenbäume und Stechpalmen. Diese liefen umher und schienen die zuständigen für die Lieder und Dekorationen zu sein.

*

Meister Kumbus rief Selat am letzten Freitag vor dem Tag der Menschen in seinen Verwaltungsraum im Ausbildungszentrum. Selat war dort schon einmal hingegangen. Es war ein kleines Zimmer über dem planetariumartigen Saal und war gefüllt mit alten Büchern, biologischen Proben und technologischen Magiegeräten.

Als der Junge beim Meister ankam, war dieser gerade vertieft mit dem Kinsorstab in der Hand und Selat vermutete, dass er mit irgendjemanden über das Dhimana kommunizierte. Als er den Jungen sah blickte er auf und lächelte froh.

»Hallo Selat. Gratuliere zu deinem Erfolg. Du hast einen neuen Rekord aufgestellt. Zwei Elemente in weniger als zwei Monaten gelernt.«

Ruhig lachte der Meister und bat den Schüler, sich zu setzen.

»Aber Meister... Habe ich die Elemente tatsächlich gemeistert?«, fragte der Kupferhaarige verwundert.

»Gemeistert nicht.«, antwortete der Oigon. »Du hast alle nötigen Grundlagen gelernt. Aber zur wahren Meisterung musst du alle Übungen, die ich dir gezeigt habe wiederholen und einüben. Die wahre Erfahrung wirst du erst im Kinsoralltag sammeln.«

Selat nickte und Kumbus fügte gleich etwas hinzu: »Ich werde die nächste Zeit ein wenig reisen; eine alte Freundin besuchen.«

Der Teenager starrte den Mann gespannt zu und wartete auf mehr Details, aber der Kinsor blieb stumm und Selat beschloss einfach zu nicken und nach etwas anderem zu fragen: »Meister Kumbus, soll ich in der Zwischenzeit etwas üben?«

Der Oigon zog seinen Mundwinkel zu einem Lächeln und gab dann zu hören: »Trainiere deine Aero- und Aquakinese weiter, damit wir nach meiner Rückkehr die Prüfung für das Grundlagenabzeichen machen können.«

Kumbus stand auf und sammelte einige Notizen und Zeichnungen vom Tisch auf. Dann legte er dem Kupferhaarigen eine Hand auf die Schulter und fügte hinzu: »Ich bringe dir noch kurz bei, wie du Translokation benutzen kannst, damit dir in der Zeit nicht langweilig wird.«

Mit diesen Worten zeigte er Selat völlig entspannt den Trick, mit welchem sich Translokation ganz einfach zu beschwören ließe. Er sagte, dass man sich leicht fühlen musste und alle Probleme für einen Moment beiseitelegen solle. Dann müsse man sich einfach durch das Objekt durchdrücken.

Der Meister lobte den Jungen noch einmal, zog einen wärmeren Mantel an und sprach ruhig: »Frohes Menschheitsfest, Selat!«

Dann ging er aus dem Büro hinaus in den Korridor und verschwand in die Dunkelheit der Dämmerung.

*

Heilig Abend und Weihnachten verbrachte Selat mit seiner Familie und entspannte ein wenig vom Training des letzten Monats. Die Giarbs hatten ein üppiges Festmahl und der riesige Tisch war gefüllt mit Spezialitäten aller Arten. Sie aßen, tranken und unterhielten sich stundenlang.

Schließlich, als alle satt waren und die Geschenke geöffnet hatten ─ Selat und Ykia hatten eine neue Spielkonsole und viele interessante Bücher bekommen ─ gingen sie zu Bett.

Selat konnte nicht gut schlafen. Er musste immer wieder aufwachen und es war, als ob ihn etwas verfolgte. Zuerst waren es Hirschgeweihe, danach wechselte die Landschaft und er war erneut am Loreleyfelsen.

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Die Weihnachtszeit ist gekommen (beziehungsweise die Menschheitsfestzeit xD)

Seid ihr bereit für den 24.12? (:

Wen glaubt ihr, besucht Meister Kumbus/was schätzt ihr macht er sonst so auf seiner Reise? :p

Heov veîmon siniuv!

Kinsormagie: Der Wandel zur KlarheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt