Selat - Erfreuliche Energien

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Ist das zu glauben? Nordosten Brasiliens? Nilar Mesta?

Irgendetwas klingelte in Selat, doch er wusste nicht, was es war. Zusammen mit Kumbus lief er auf das Südwestportal zu.

»Willkommen!«, sprach ein überfreundlicher Wächter, als sie dort ankamen. »Wie kann ich euch helfen?«

Wow, sein Lächeln ist ja gruselig. Niemand kann so freundlich sein...

»Wir wollen nach Nilar Mesta. Habt ihr hier noch einen Durchgang?«, erkundigte Kumbus sich.

Der Wächter erstarrte und lief umher während er überlegte.

»Ich glaube, ich habe das Gemälde im Speicher aufbewahrt. Einen Augenblick«, sprach er

und raste eine Treppe hoch.

Selat blickte zu Kumbus. Dieser schien nie aus der Ruhe gebracht werden zu können.

»Meister? Warum ist die Stadt verlassen? Und wo liegt sie?«, fragte er neugierig.

Der Oigon sah den Jungen an und antwortete: »Sie liegt auf einer Insel ein paar Kilometer von der Küste des Staates Bahia in Brasilien. Eigentlich ist es keine normale Kinsorstadt. Es ist ein ehemaliges verborgenes Reservat für bedrohte Spezies.«

Der Wächter kam zurück. Er entschuldigte sich und meinte, dass er das Gemälde nicht mehr besaß. Kumbus meinte, dass dies in Ordnung sei und rief Selat um durch ein anderes Portal zu gehen.

*

Der Portalkeller, in dem sie gelandet waren, führte auf einen gepflasterten Platz.

»Willkommen im Pelourinho in Salvador.«, grüßte Kumbus und wies Selat an, ihm zu folgen.

Während sie eine steile Straße hoch liefen, erklärte der Meister seinem Schüler, dass dieser als Nächstes ein paar Techniken zur Manipulation von Information lernen würde. Somit könne er andere Sprachen einfacher erlernen und auch bei Meister Keala effizienter mitmachen können.

Die Hitze schlug dem Jungen ins Gesicht. Es war ein gewaltiger Temperaturunterschied zum kalten Januar in Deutschland und der Junge begann sofort zu schwitzen. Der Kinsormantel schien darauf zu reagieren. Die Kleidung war zwar lang, doch sie schien einen eingebauten Kühleffekt zu haben und plötzlich faltete sich der Stoff ineinander, bis der Junge plötzlich eine sportliche Sommerversion des Anzugs trug.

»Dieser Ort ist voller Geisterfragmente.«, erzählte Kumbus schließlich traurig und Selat erkannte, dass auch sein Mantel sich angepasst hatte. »Weißt du, der Platz hier wurde von den Kinsain als Pranger genutzt. Sklaven aus der Kolonialzeit wurden hier öffentlich bestraft und gedemütigt, um die anderen abzuschrecken. Viele der Seelen verirrten sich an diesem Ort und konnten schließlich keinen Frieden finden.«

Sie liefen an einem weiteren, größeren Platz vorbei und schwiegen für eine Weile.

»Kinsain können unheimlich barbarisch sein...«, bedauerte Kumbus mit tiefsinnigem Blick nach vorne.

Dort konnte Selat einen schluchzenden Mann ohne Hemd erkennen, welcher gedankenversunken in den Himmel schaute. Seine dunkle Haut war von Narben übersät und er schien ein klagendes Lied zu summen. Plötzlich verschwand er einfach.

»Kann man ihnen nicht helfen?«, fragte Selat besorgt.

»Das ist leider keine einfache Aufgabe. Aber es gibt Organisationen, die sich dafür einsetzen.«

Sie kamen an ein helles Gebäude, welches über eine geschlossene Brücke an einen Turm gebunden war. Es schien eine Art Aufzug zu sein, welcher den oberen und den unteren Teil der Stadt verband.

Kinsormagie: Der Wandel zur KlarheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt