Ykia - Endliche Erleuchtung

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Werden die Straßenlaternen schon angemacht?

Es war schon sehr spät und Selat kam immer noch nicht zurück.

Wo ist er bloß... Er hat mir versprochen, dass wir zusammen spielen würden...

Plötzlich ertönte die Klingel und John rannte an die Tür. Ykia folgte ihm kurz darauf. Als diese geöffnet wurde, sahen sie Selat in Begleitung des rothaarigen Mädchens, welches schon einmal zu Besuch gewesen war, des tollen Kinnays, der immer mit Ykia Süßigkeiten verschlang und eines anderen hübschen, braunhaarigen Mädchens. Der Arm des älteren Bruders war sorgfältig verbunden und schien stark verletzt zu sein. Der Junge selbst hatte ein schmerzverzerrtes Gesicht und blickte schwach in die Runde.

»Was ist mit dir jetzt schon wieder passiert?«, fragte Herr Giarb streng.

Das rothaarige Mädchen trat vor und sprach: »Er ist gestolpert und auf ein paar spitze Steine gefallen. Die Krankenversorgung in der Schule hat schon alle nötigen medizinischen Behandlungen durchgeführt. Der Schnitt am Arm wird jedoch eine Narbe hinterlassen...«

Vor Ykia tauchten plötzlich schwarze Bilder auf. Er schüttelte den Kopf und blickte wieder auf seinen Bruder.

Christine kam angerannt und schrie schrill, als sie den verletzten Sohn sah.

Die Teenager wollte anscheinend nicht in eine Familienkrise hineingezogen werden und verabschiedeten sich schnell. Kinnay zwinkerte Ykia noch hastig zu und warf ihm, kaum merklich ein Päckchen mit Gummibärchen entgegen, bevor die drei Freunde in die dunkle Nacht verschwanden.

»Gestolpert?«, kreischte Frau Giarb. »Ich halte es nicht mehr aus. Dieses komische Verhalten in letzter Zeit... Und du kommst nun immer wieder verletzt nach Hause! Du verheimlichst uns doch etwas!«

»Christine, bitte...«, versuchte John sie zu beruhigen.

Selat hatte in der Zeit ungläubig auf die Eltern gestarrt und rief nun voller Wut in der zittrigen Stimme: »Ach ja? Und was ist mit euch?! Ihr habt doch schon mehrmals herumgetuschelt, irgendetwas erzählen zu wollen? Ich habe es oft gehört. Tut doch nicht so heilig!«

Erschrocken schauten die Erwachsenen einander an und der kleine Bruder beobachtete die Szene nur verwirrt.

Christine trat zittrig vor und sprach unsicher: »Ja, du hast Recht. Wir waren nicht ganz ehrlich bisher.«

Der Familienvater schien der Gedanke der Preisgebung nicht so sehr zu gefallen und er versuchte seine Frau davon abzuhalten, aber sie löste sich abrupt und rief schrill: »Nein, John! Es ist so weit. Selat, Ykia! John und ich möchten euch etwas erzählen.«

Wow, sie ist sogar nerviger als normal.

Kurze Zeit später waren alle vier im Hauptwohnzimmer versammelt und Christine begann zittrig zu sprechen: »Selat, Ykia. Wir haben es euch nie zuvor erzählt, denn... Naja, ihr werdet noch verstehen, warum...«

Selat blickte sie gespannt an und schien immer noch gegen starke Schmerzen zu kämpfen. Die Erzählerin war von tiefen Gefühlen gepackt und zuckte leicht.

»Vor rund elf Jahren«, fuhr sie fort. »hatten John und ich ein Ziel. Wir waren in der Warteliste um dies zu erreichen, doch wurden nie aufgerufen.«

Sie stockte und schluchzte.

Nach einiger Zeit sagte sie leise: »Ich wollte immer Kinder haben. Ich liebe euch! Bitte versteht mich nicht falsch, wenn ich erkläre, was damals geschah...«

Ykia hörte nur halb zu, denn er versuchte sich immer noch gegen die aufbrodelnden dunklen Bilder vor seinem inneren Auge zu wehren.

Christine fuhr fort: »Eines Tages kam ein seltsamer Mann auf uns zu und stellte sich als Iashi Ningar vor. Er meinte, dass wenn wir ein wenig zahlen würden, er uns das besorgen könnte was wir wollten. Ich war leicht skeptisch, doch schließlich beschlossen wir, den Vertrag zu schließen. So wichtig war es mir... Fünf Tage später kam er mit zwei Jungen auf den Armen zu uns.«

Kinsormagie: Der Wandel zur KlarheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt