Fidane Roth lief durch die Gassen Alda Idrions in Richtug des Ausbildungszentrums. Sie hatte die Nachricht bekommen, dass die Schulleitung mit ihren Eltern einen Wechsel auf eine neue Schule verhandelt hatte, sodass sie nun Zeit hatte, voll in die Kinsorlehre einzusteigen.
Sehr intelligent organisiert, überlegte sie, während sie mit verschlossener Miene in den Innenhof ihres Zielortes lief.
Am Tag zuvor wurde von den Lehrern Bescheid gegeben, dass an jenem Tag eine Vorbesprechung für die Kinsorunterrichte und ein Willkommensessen organisiert war. Von daher war sie direkt nach der Schule in die wunderbare Stadt gekommen.
Als sie in den planetariumartigen Hörsaal lief, erkannte sie, dass die Lehrer schon ein großes Buffet aufbauten und Raban, Linnea, Okko, Madoc und Olina bereits versammelt waren. Die Mitschüler saßen auf den Bänken und unterhielten sich miteinander. Fidane war sehr gut mit Namen und konnte sich auch generell viele Details über Menschen merken, doch im Umgang mit Gruppen war sie nicht sehr geschickt und jedes Mal dauerte es nicht lange bis sie genervt wieder von den Ansammlungen weglief. Deswegen setzte sie sich, wie immer, abseits der Gruppe und beobachtete alles.
Die Tür ging auf und der Junge, der so lange bei dem Ritual gebraucht hatte, Selat, lief in den Saal. Er blickte das Mädchen mit weißblonden Strähnen an und lächelte ihr zu, doch sie blieb nur mit verschlossener Miene sitzen. Der Junge schien verunsichert und lief dann schließlich zu den anderen Schülern. Fidane tat es kurz leid. Sie wollte niemanden verletzen, doch sie wusste, dass das Gruppenleben anstrengend war und sie aus Langeweile eventuell ebendies tun würde. Also schluckte sie das Verlangen, mit den anderen zu interagieren runter und starrte weiter auf das lecker aussehende Buffet.
Während sie die unzähligen Essensvariationen musterte, hatte sich jemand neben sie gesetzt und stupste sie nun an. Erschrocken zuckte das Mädchen zusammen und drehte sich zur Seite. Das Mädchen mit langen schwarzen Haaren und türkischem Aussehen, Aynur, hatte sich neben sie gesetzt und lächelte ihr mit einem warmen Gesichtsausdruck entgegen. Die beiden hatten einmal kurz beieinandergestanden, während der Zeremonie, da sie beide Meister Keala zugewiesen waren.
»Hi!«, sagte sie froh und mit sanfter Stimme, »ich hab' gesehen, dass du immer abseits sitzt, willst du nicht zu uns kommen?«
Fidanes Schreck verwandelte sich schnell in Vergnügen und sie erwiderte das Lächeln mit einem leichten, einseitigen Grinsen.
»Hi Aynur.«, erwiderte sie, »Naja, ich bleibe lieber hier.«
Das schwarzhaarige Mädchen sah sie an und schien zu überlegen. Dann sprach sie nach einer Weile: »Ist es ok, wenn ich hierbleibe?«
Fidane war überrascht, willigte aber ein: »Von mir aus.«
Aynur atmete erleichtert auf und setzte sich auf den Platz neben das Mädchen mit der verschlossenen Miene.
»Und, wie war das Ritual für dich?«, fragte sie aufgeregt.
Fidane musterte ihre Begleiterin und musste wieder leicht Grinsen. Sie fand Aynurs Enthusiasmus äußerst niedlich.
»Ganz ok.«, begann sie, »Ich war in dieser seltsam langweiligen Einöde und hatte ganz dringend das Gefühl von dort fliehen zu wollen. Also hab' ich den Morgenstern genommen, der da lag und die Mauer eingerissen. War ein wenig ekelhaft, aber es hat sich gelohnt.«
Aynur hatte aufmerksam gelauscht und als sie bemerkt hatte, dass die Sprecherin fertig war sagte sie: »Du hattest einen Morgenstern? Bei mir war es eine Kettensäge und die Mauer war ein großer hartnäckiger Busch und nachdem ich dort hineingegangen bin wurden mir ganz viele Szenen gezeigt. Ich weiß nicht genau von was, aber es war unglaublich. Ganz viele Sachen, die ich mich nie trauen würde zu machen. Hattest du auch sowas?«
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Kinsormagie: Der Wandel zur Klarheit
FantasiDies ist das erste Buch der Kinsormagie-Reihe! ************************ Auf der Welt existieren, neben uns normalen Menschen, die Kinsor, eine antike Gesellschaft, bestehend aus magisch und technologisch weiterentwickelten Personen. Sie haben die A...