Selat - Alltags-Abstand Teil 2

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Die Häuser der Stadt wichen Feldern und Lagerstätten für große robust aussehende Behälter, die Selat für Schiffscontainer hielt. Die Straßen schienen auf eine Spitze in der Mauer zulaufen. Der Schutzwall schien sich an der Stelle zu einem Delta zu formen und eine sehr große torartige Schleuse war in der Wand zu sehen, aus der ein Wasserkanal beinahe natürlich in die Stadt floss.

Wow! Das muss extrem stark mit Magie geschützt sein, damit niemand eindringt, dachte Selat, als er dem Wasserweg mit den Augen folgte, der vor dem Eingang schließlich in einen künstlichen See mündete.

»Und du fährst hier jeden Tag vorbei?«, rief Aynur erstaunt Madoc zu.

Dieser nickte, grinste und antwortete: »Jop und Olina auch. Wir sind im gleichen Portalhaus. Und guck mal, man kann es schon sehen!«

Er zeigte mit dem Finger auf ein Gebäude in der Wand, neben der großen Schleuse. Als er dies tat, begann das Schiff auch schon langsamer zu werden, bis es schließlich auf der anderen Seite des Kanals an einer ähnlichen Haltestelle wie zuvor anhielt. Selat hatte die Station zuvor gesehen und war immer noch erstaunt über all die neuen Eindrücke und Erfahrungen des Ausflugs.

Alter, wie um Himmels Willen kann man so eine Stadt in Deutschland verbergen?

Selat stellte sich die Frage immer häufiger. Bei herumwandernden Kinsain konnte er es noch verstehn, da diese alles einfach von alleine ignorieren würden. Was ihn jedoch verwirrte war, wie die Stadt vor Ielgzeh oder sogar einfach auf Sattelitenbildern vertuscht werden konnte. Von dem, was Laryssa ihm erzählt hatte, war Alda Idrion die größte Kinsorstadt Deutschlands, die kein Unbefugter finden konnte oder sollte.

Aber..., dachte Selat und grübelte über die Sattelitenbilder, würden Kinsain Fotos von magischen Wesen oder einer Kinsorstadt überhaupt erkennen?

Der Junge war sich nun auch unsicher, ob die Tarnzauber der Stadt tatsächlich für Ielgzeh unauffindbar waren oder einfach nur einen zusätzlichen Schutz darstellten. Selat konnte sich nicht vorstellen, dass jemand jemals diese massive Mauer durchbrechen konnte und die Tore und Portale schienen durch etliche Schutzmechanismen und Wächterautomata geschützt zu sein.

Doch ehe der Teenager die Gedanken fortführen konnte, gingen die Türen auf und seine Gruppe verließ das Schiff. Sie liefen Madoc hinterher, der sie hinaus aus der Plattform, den Aufzug hinab aus dem stängelartigen Konstrukt herausführte.

Die Gruppe lief stumm weiter und näherte sich einer wunderschönen breiten Brücke über dem Wasserkanal, welche sie schnell überquerten. Seltsamerweise war das Wasser unter ihnen nicht gefroren und sprudelte in einem surrealen tiefen Blauton daher.

»Fast da!«, rief Madoc und tatsächlich befand sich der Eingang des Nordwestportales beinahe direkt gegenüber dem Ende der Brücke.

Als sie schließlich an dem Portal angelangten grüßte Madoc die Wächterin herzlich und geleitete die Schüler zum Gemälde eines Monumentes in einem Park.

*

Als sie auf der anderen Seite ankamen, merkte Selat, dass Madocs Portalkeller größer war als der in Zoberhagen.

Vermutlich gibt es hier einen größeren Verkehr, dachte der Junge und musste auch an das Portal vom Schloss Hohenzollern denken, das auch viel größer als der kleine Raum in seiner Heimat gewesen war.

Madoc öffnete die Tür und lief aus dem Haus hinaus in die helle Umgebung. Die anderen taten es ihm gleich und betraten den Park, den sie zuvor auf dem Gemälde in Alda Idrion gesehen hatten. Der Portalkeller war in das abstrakte Monument eingebaut und perfekt getarnt verschmolzen. Ein großer Zementlöwe saß mit erhobenem Haupt über ihnen und starrte beschützend über den Eingang des Raumes hinweg.

Kinsormagie: Der Wandel zur KlarheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt