KAPITEL 45

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CATALEYA

Mein Wecker riss mich am Morgen aus meinem unruhigen Schlaf. Ich hatte kaum geschlafen und war mehr als nur müde. Mein Kopf dröhnte und ich spürte wie mein ganzes Gesicht angeschwollen war. Murrend hievte ich mich aus meinem Bett und schleifte mich ins Badezimmer. Ich erschrak als ich mein Spiegelbild sah. Meine Augen waren angeschwollen und knallrot. Ich sah total fertig aus. Meine Haare standen überall ab und waren völlig zerzaust. Die Erinnerung an gestern überkam mich und die Tränen nahmen wieder ihren Lauf. Ich zog mir meine Sachen aus und stellte mich unter die heiße Dusche. Meine Muskeln entspannten sich und die Kopfschmerzen verschwanden langsam. Ich verdrängte die Tatsache das ich mich von Diego getrennt habe und drehte das Wasser wieder zu. In Handtuch bekleidet lief ich in mein Zimmer und zog mir irgendwas an. Im Badezimmer föhnte ich mir meine Haare und zog mir dann meine Winterjacke an. Nachdem ich meine Tasche geschultert hatte, lief ich die Treppen runter und zog mir im Flur meine Schuhe an. Heute musste ich wieder im Diner arbeiten. Es kam mir so vor als wäre ich eine Ewigkeit nicht mehr dort gewesen. Mein Blick wanderte rüber zu Diego's Haus als ich auf unserer Veranda stand. Sein Auto war immer noch weg und auch das einst so vertraute Haus sah verlassen aus. Ich lief wie gewohnt zur Schule und verdrängte den Klos in meinem Hals.
In der Schule war alles wie immer. Ich lief zu meinem Spind und achtete nicht aufzufallen was nicht schwer war. Ich fiel all die Jahre sowieso nie auf also wieso jetzt? Als ich an meinem Spind war, holte ich meine Schulbücher raus. Mein Blick blieb an dem Bild von mir und Diego hängen.

»Babe schau mal«. Diego machte schnell ein Selfie von uns und grinste dabei in die Kamera. »Diego«, murrte ich und musste über unsere Situation lachen. Wir lagen eng umschlugen in seinem Bett und sahen uns irgendeine Doku an. Ich hatte seinen Hoodie an und völlig zerzauste Haare. Er hingegen lag Oberkörperfrei neben mir und hatte seinen Arm um mich geschlungen.

»Cata!«. Ich zuckte auf und sah in Ethan's Gesicht. Ich knallte schnell die Spindtüre zu und zuckte bei dem Knall auf. »Ich stehe hier schon seit fünf Minuten und rufe nach dir. Hast du mich nicht gehört?«, fragte er mich. »Nein tut mir leid. Ich war völlig in Gedanken«, stotterte ich und klammerte mich an meine Bücher. »Wir müssen reden! Was ist letzte Nacht zwischen dir und Diego passiert?«, flüsterte er und sah kurz nach links und rechts. Einige Schüler sahen kurz zu uns und vertieften sich dann in ein Gespräch.
»Ich hab mich von ihm getrennt«, murmelte ich und spielte mit dem Bund von meinem Buch. »Was?! Aber wieso?«, zischte er jetzt und kam einen Schritt näher. »Es ist das beste Ethan! Für ihn, für mich und für meine Mom«, sagte ich und drückte mich an ihm vorbei. »Warte! Was meinst du damit? Diego würde alles für dich tun! Wir beschützen euch Cata!«. Ich lief in schnellen Schritten durch den Schulflur und floh regelrecht vor Ethan's fragen. »Jetzt warte mal!«, rief Ethan und stoppte mich indem er mich am Arm fest hielt. »Diego hat gestern Nacht seine Sachen gepackt und ist abgehauen! Ich weis nicht wo er ist! Als ich ihn gefragt habe was los sei hat er nur gesagt das alles vorbei ist. Zuerst hab ich es nicht verstanden aber ich sah seinen Blick und bei Gott Cata so habe ich meinen besten Freund noch nie erlebt!«. Ich seufzte kurz und sammelte all meine noch vorhandenen Kräfte zusammen. »Ethan akzeptier es okay? Es ist vorbei und es wird sich nichts daran ändern!«, sagte ich jetzt wütend. Wieso versteht er mich nicht?! »Liebst du ihn?!« »Was? Natürlich liebe ich Diego aber liebe allein reicht nicht!«, antwortete ich ihm auf seine Frage. Ethan sah mich nochmal an, schüttelte seinen Kopf und kehrte mir seinen Rücken zu. Ich sah ihm zu wie er die Schule verließ und ließ stumm meine angestauten Tränen laufen.

»Okay Cata! Was ist los mit dir?«. Ava stemmte ihre Hände in ihre Hüfte und sah mich streng an. Ich legte das dreckige Geschirr in die Spüle und ließ neuen Kaffee aufbrühen. »Ava bitte! Ich will nicht darüber reden«, sagte ich und lief zum nächsten Tisch. Nachdem ich die Bestellung aufgenommen hatte, gab ich den kleinen Zettel in der Küche ab und setzte mich auf den Barhocker. »Du kannst nicht vor mir weg rennen! Glaubst du ich hab nicht gesehen wie fertig du aussiehst und das du geweint hast?«. Ich sah kurz zu ihr und fuhr mit meinen Händen durch mein Gesicht. »So offensichtlich?«, fragte ich sie. »Was ist los?«, fragte sie mich sanft. »Diego und ich haben uns getrennt«, sagte ich. Ava sah mich unglaubwürdig an und setzte sich zu mir. »Was? Wieso? Was hat dieser Arsch getan? Ich schwöre dir ich werde ihn an seinem Wertvollsten Stück packen und ihm seine spanischen Eier raus reißen!«, fluchte sie wütend. »Ava!«, zischte ich und sah sie wütend  an. »Okay ich bin eine scheiß Freundin aber wieso habt ihr euch getrennt? Und wann?«. »Ich hab mich gestern Abend von ihm getrennt. Es ist besser so. Er ist kein guter Umgang aber ich möchte auch nicht darüber reden! Die Wunde ist zu frisch«. Ich war überrascht das ich so locker darüber sprach. Okay jeder geht anders mit Trennungsschmerz um aber wahrscheinlich weine ich nicht weil ich nicht mehr kann. »Ich muss weiter machen«, sagte ich und stand auf. Ich musste mich ablenken! Ich hab mich dafür entschieden also muss ich es auch durchstehen können.
Erschöpft zog ich mich in der Umkleidekabine um und war froh das meine Schicht zu Ende war. Ich packte mein Zeug zusammen und verabschiedete mich von jedem. »Cata da ist jemand für dich«, flüsterte mir Ava zu als ich wieder an der Theke war. Ich drehte mich zur Türe und sah Deven dort stehen. Enttäuschung machte sich in meiner Körper breit. Was dachtest du wer da steht? Denkst du Diego kommt wieder zu dir zurück nachdem du dich von ihm getrennt hast?!
»Hey«, holte mich Deven aus meinen Gedanken. »Hi«, sagte ich und strich mir eine Strähne zurück. »Was machst du hier?«, fragte ich ihn etwas zu Barsch. »Ich kann auch wieder gehen wenn du willst«. Deven sah mich verschmitzt lächelnd an und kratze sich am hinterkopf. »Nein so meinte ich es nicht tut mir leid nur habe ich nicht mit dir gerechnet«, sprach ich ehrlich. Ava warf Deven giftige Blicke zu und verschränkte die Arme ineinander.
»Ich war hier in der Nähe und dachte mir ich komm auf einen Kaffee vorbei aber anscheinend bin ich zu spät« »Ja tut mir leid wir haben grade geschlossen« »Kann ich dich wenigstens nachhause fahren?«. Ich sah kurz rüber zu Ava die prüfend eine Augenbraue hochzog und uns musterte. »Ich will dir keine Umstände machen«, sagte ich und wollte ihn eigentlich abwimmeln. Deven war echt heiß aber ich war nicht an ihm interessiert. »Nein komm lass uns gehen«, sagte er. Ich nickte kurz und verabschiedete mich bei Ava bevor ich mit ihm gemeinsam raus lief.
Die Fahrt verlief stillschweigend. Ich sah immer wieder auf meine Hände und wusste gar nicht über was ich mit ihm sprechen könnte. »Du bist so still ist alles in Ordnung bei dir?«, unterbreche Deven das schweigen. »Ja alles in Ordnung«, stammelte ich die Wörter vor mich hin. »Sicher? Oder hast du Angst das uns dein Freund erwischt?« »Wir sind nicht mehr zusammen«, sagte ich kalt und sah aus dem Fenster. »Oh das tut mir leid«, sagte er einfühlsam und schaltete den Motor ab als wir vor meinem Haus ankamen. »Muss es nicht«, sagte ich bloß und sah wieder rüber zu Diego's Haus. Ich sah wie Ethan uns anstarrte und Sachen in sein Auto verstaute. »Danke fürs heimfahren ich muss los«, sagte ich schnell und stieg aus.
»Ethan was ist los?«, fragte ich ihn und lief über die Straße. »Und hast du Diego schon vergessen und lässt dich von irgendwelchen Typen heim fahren?«, zischte er wütend und schmiss einen Koffer in den Kofferraum.
»Was? Ethan Deven hat mich nur freundschaftlich nachhause gefahren! Denkst du Diego ist mir egal?«, fragte ich ihn verzweifelt. »Gibt es ein Problem?«, hörte ich Deven fragen der auf und grade zu lief. »Verpiss dich von diesem Grundstück«, knurrte Ethan ihn an. »Alles in Ordnung Cataleya?«, fragte er mich und kam einen Schritt auf mich zu. »Komm ihr noch ein Schritt näher und ich schwöre dir ich bringe dich auf der Stelle um!«. Ethan stellte sich vor mich hin und drückte mich leicht hinter. »Deven es ist besser wenn du gehst«, flüsterte ich kleinlaut und sah kurz zu ihm. Er nickte, drehte sich um und stieg in seinen Wagen ein.
»Was machst du du Ethan? Fährst du irgendwohin?«, fragte ich ihn und sah auf die Koffer. »Ich verschwinde von hier!«, sagte er und knallte den Kofferraum zu. »Was? Aber wohin? Du kannst nicht einfach gehen. Erst Diego und jetzt du?«. Ich stellte mich vor ihn hin und stellte ihn zur rede. »Ist das dein Ernst? Du hast dich von Diego getrennt und wegen dir ist er weg und genau das gleiche mache ich jetzt auch! Ich hab hier nichts zu suchen wenn mein bester Freund nicht mehr hier ist«. Ethan sah mich nochmal kurz an, schob mich zur Seite und stieg in seinen Wagen. Er fuhr von der Auffahrt runter und war innerhalb von ein paar Sekunden weg.

Hier stand ich nun. Ganz alleine im Dunkeln. Ich hatte meine Liebe verloren und meinen besten Freund. Ich bereute meine Entscheidung aber ich wusste das ich nichts mehr daran ändern konnte. Diego war weg. Ich hab ihn gehen lassen. Und ich wusste ich würde ihn nie wieder sehen. Der Spuk hatte ein Ende. Meine Mom war in Sicherheit genauso wie ich. Ich liebte ihn trotzdem. Ich liebte einen Killer!
Doch hätte ich gewusst das ich mich auf der dunklen Seite aufhielt, hätte ich Diego nie gehen lassen.

Dark Side Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt