KAPITEL 64

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CATALEYA

Drei Tage waren vergangen, seitdem Ivan gestorben ist. Am Montag schrieb ich meine Prüfungen und war froh das dieser Teil meines Lebens endlich vorbei war. Diego hatte sich komplett zurück gezogen und wollte für sich alleine sein. Ich hatte ihn schon seit drei Tagen nicht mehr gesehen und war total fertig mit meinen Nerven. Heute ist die Beerdigung von Ivan. Ich strich nochmal über das schwarze Kleid und sah mich in Spiegel an. Das klingeln an der Türe, ließ mich aufschrecken und holte mich wieder in das hier und jetzt. Die Sonne ließ sich heute nicht blicken und es war so, als würde sie mit uns gemeinsam trauern.
Ich nahm mir meine kleine schwarze Tasche und lief die Treppen runter. Anstatt hohe Schuhe hatte ich mich für schwarze Sneaker entschieden und öffnete die Haustüre wo schon Ethan auf mich wartete. Er hatte eine schwarze Hose und ein schwarzes Hemd an.
»Bist du bereit?«, fragte er mich woraufhin ich nickte und mich bei ihm einhakte. Ich hatte Diego geschrieben und auch angerufen aber er hatte nie darauf reagiert.
Ethan öffnete mir die Beifahrertüre und wartete bis ich eingestiegen bin, bis er selber zum Fahrersitz lief.
Er startete den Motor seines Wagens und fuhr durch die kleine Stadt bis wir außerhalb waren. Die Beerdigung würde neben der Lagerhalle von Diego stattfinden. Als wir durch den bekannten dichten Wald fuhren sahen wir vom weiten schon mehrere Autos die neben der Halle standen. Ethan parkte hinter einem der Autos und gemeinsam stiegen wir aus. Die Türe der Lagerhalle stand offen was sonst nicht der Fall war. Innen hörte man schon verschiedene Stimmen die immer lauter wurden.
Im großen Saal waren eine Menge Menschen versammelt. Alle waren in schwarzer Kleidung und hielten Gläser in den Händen. Ich sah mich nach Diego um doch konnte ihn nicht auffinden. Sein Mustang stand auch nicht draußen bei den anderen Autos.
»Weist du wo er ist?«, fragte ich Ethan.
»Keine sorge er wird kommen! Das ist die Beerdigung seines Bruders«, sagte er und strich mir über meinen Rücken. Ich nickte bloß und sah mich in der Menge um.
Ich erkannte die Jungs von letztens und auch einige Mädchen waren unter ihnen.
Einer der Mädchen sah zu uns rüber und lief dann lächelnd auf uns zu.
»Ethan endlich sehen wir uns wieder«, sagte die Blondine und fiel ihm um den Hals. Ethan grinste überrascht und schloss sie in die Umarmung.
»Als ich das mit Ivan gehört habe, war ich untröstlich. Mein Beileid«, löste sie sich von ihm und strich ihm über den Arm.
»Danke Lucía«.
Die blonde drehte sich von Ethan weg und sah mich von unten nach oben an und schenkte mir dann ein gekünsteltes Lächeln.
Grade als sie was sagen wollte, hielt sie inne und riss die Augen auf.
»Diego!«, schrie sie regelrecht auf und rannte an uns vorbei. Ethan und ich drehten uns gleichzeitig um und sahen Diego im Eingang stehen. Er hatte tiefe Augenringe und sah total fertig aus. Seine Augen waren blutrot und das Hemd das er trug falsch zugeknöpft.
Diego ignorierte Lucía und blickte mir tief in meine Augen. Er lief auf uns zu und nickte kurz Ethan zu bevor er mich am Arm packte und hinter sich her zog. Vor seinem Auto blieb er stehen und lehnte sich an seine Motorhaube. Mit seinen zwei Händen, packte er mich an der Hüfte und zog mich näher an sich ran.
»Du hast mir gefehlt«, nuschelte er und zog mich in eine Umarmung. Das erste mal seit Tagen fiel ein last von meinen Schultern.
»Es tut mir leid das ich deine Anrufe ignoriert habe«, unterbrach er die Umarmung und sah zu mir hoch.
»Ich weis das du Zeit gebraucht hast«
»Ja Zeit und ganz viel Whiskey«, lachte er kurz auf und ließ die Schulter hängen.
»Alkohol ist keine Lösung das weist du«
»Ja aber er lindert ein wenig den Schmerz. Er ist tot und ich realisiere es erst jetzt«, raunte er dunkel und fuhr sich durch das Gesicht.
»Diego es ist soweit«, sagte eine Stimme hinter uns. Ethan hatte die Hände in seine Hosentasche gesteckt und sah uns auffordernd an.
»Lasst uns meinem Bruder die letzte Ehre erweisen«, sagte Diego und stieß sich von seiner Motorhaube ab.
Gemeinsam liefen wir rein in die Halle und stellten uns zu den anderen Mitgliedern. Ivan lag vor uns auf der kalten Metallplatte und sah friedlich aus. Er hatte einen schwarzen Anzug an und zwischen seinen Händen war ein Wappen geklemmt.
Einer der Los Grandes stand neben der Metallplatte und sprach ein paar Worte die ich aber nicht wahrnahm. Diego hatte seine Hand mit meiner verschränkt und drückte leicht zu. Die Tränen fanden ihren Weg und tropften auf den Betonboden unter meinen Füßen.
»Lasst uns alle Ivan Salvatore ehren und ein Schluck seines Blutes nehmen!«, drangen die Wörter wieder in mein Ohr und ließen mich aufschrecken. Es wurden Gläser mit roter Flüssigkeit rum gereicht und auch in meinen Händen befand sich ein Glas.
»Du musst das nicht tun«, flüsterte Diego und sah sich kurz um. Die Los Grandes sahen uns kritisch an und warteten bloß auf eine falsche Bewegung von mir.
»Ich gehöre zu dir Diego!«, flüsterte ich zurück und schluckte den Kloß in meinem Hals runter.
»Auf unseren Bruder!«, riefen alle im Chor und hielten die Gläser hoch. Ich schloss meine Augen und setzte das Glas an meine Lippen. Kurz atmete ich noch einmal durch, bevor ich meinen Arm etwas hoch hob und den Inhalt exte.
Als ich meine Augen öffnete sah mich Diego stolz an und gab mir einen Kuss auf den Kopf. Ich hätte gedacht, dass ich mich ekeln würde und mich übergeben muss aber nichts dergleichen geschah. Ja irgendwie schmeckte es metallisch aber auch süßlich.

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