KAPITEL 65

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CATALEYA

»Was hältst du von diesem hier?«, riss mich Ava aus meinen Gedanken und hielt ein grünes, bodenlanges Kleid hoch. Ich nickte bloß und setzte ein Lächeln auf.
Mittlerweile waren zwei Wochen vergangen seitdem wir Ivan beerdigt hatten. Meinen Abschluss hatte ich in der Tasche und der Abschlussball rückte immer näher. Diesen Samstag war der letzte Tag an meiner Schule und dann wartete die Berufswelt auf mich. Ava und ich hatten uns nach langer Zeit wieder getroffen und waren jetzt auf der Suche nach einem perfekten Kleid. Ihre Schule war zwar am anderen Ende der Stadt, aber dadurch das der Abschlussball im Ballsaal des Rathauses stattfinden würde und die Absolventen unserer Schulen gemeinsam feiern würden, würden wir auch zusammen hingehen. Ich hatte gehofft, dass mich Diego begleiten würde, aber er war zurzeit viel beschäftigt. Er musste sich gemeinsam mit Ethan um das Unternehmen von Ivan und seinem Vater kümmern und hatte dementsprechend wenig Zeit für mich. Wir hatten auch noch gar nicht über den Abschlussball geredet denn auch ich hatte ein wenig Stress.
»Ich probiere das auch mal an«, sagte Ava und legte es auf einen Stange wo noch andere Kleider waren die sie ausgewählt hatte.
»Was ist mit dir?«, fragte sie und zeigte auf meine leeren Hände.
»Irgendwie gefällt mir nicht so wirklich was«, sagte ich und sah ava genervt aufatmen.
»Das ist jetzt schon der sechste laden in dem wir sind und hier sind echt schöne Kleider dabei! Du bist einfach nicht motiviert genug! Los setzt sich auf den Sessel und ich such dir einige Kleider aus«, sagte sie euphorisch und rannte auch schon durch den Laden. Wir waren schon seit heute Morgen unterwegs, und allmählich bekam ich Hunger. Ich sah auf mein Handy und hatte eine Nachricht von Diego in der er mich fragte was ich machte. Als ich ihm antworten wollte, wurde mir das Handy aus der Hand gerissen.
»Hey!«, sagte ich empört und sah zu Ava die schon einige Kleider in der Hand hielt.
»Nichts da! Du kriegst dein Handy erst wieder wenn wir ein Kleid für dich haben!«, schnaufte sie und kassierte tatsächlich mein Handy ein.
Die Kleider drückte sie mir in die Hand und schob mich in einer freie Kabine.
»Los zieh die an!«, sagte sie und schloss den Vorhang. Widerwillig tat ich was sie von mir verlangte und zog ein Kleid nach dem anderen an.
Jedesmal wenn mich Ava genau beäugte, schüttelte sie ihren Kopf und schickte mich zurück in die umkleide.
Nach sieben Kleidern, die Ava nicht gefallen hatten, nahm ich das letzte und betrachtete es ein wenig. Es war komplett schwarz und Bodenlang. Das Oberteil bestand aus einem schwarzen samtartigen Stoff und hatte einen leichten Aussicht. Untenrum war der Stoff aus Satin Stoff und wurde etwas breiter. Das Kleid war aufreizend aber dennoch elegant und gefiel mir um ehrlich zu sein. Ich zog es an und öffnete den Vorhang.
»Wir Habens!«, klatschte Ava in die Hand und stand auf. Sie sah sich nochmal alles genau an und schickte mich zurück in die umkleide.
Nachdem auch sie fündig wurde, bezahlten wir die Kleider und entschieden uns noch etwas essen zu gehen.
Als wir bei einem kleinen Italiener ankamen, setzten wir uns ans Fenster und bestellten uns was zu essen.
»Oh man ich kann's einfach nicht fassen. In einer Woche bin ich einfach auf einer Tanzschule in New York«, schwärmte Ava über ihre zukünftigen Pläne.
Ethan hatte sich von ihr irgendwann ferngehalten und traf sie nicht mehr. Die anfänglichen Gefühle die er angeblich hatte, waren auch schnell wieder verschwunden.
Ava liebte das Tanzen und sie wollte schon immer ihren Traum verwirklichen. Als sie die Zusage der Dance-Academy bekommen hatte, hatte sie mich direkt angerufen. Ich freute mich für sie, wirklich, aber jedesmal wenn ich an die Zukunft dachte wusste ich nicht was aus mir wurde.
Früher wollte ich Medizin studieren aber mit den Jahren verlor ich das Interesse.

»Hörst du mir zu?«, fragte Ava und hatte aufgehört über die Schule zu sprechen.
»Klar!«, versuchte ich so überzeugt wie möglich zu klingen.
»Mach mir nichts vor Cata! Also was ist los?«
»Es ist alles gut«, versicherte ich.
Ich nahm etwas von den Nudeln auf meine Gabel und führte sie mir in den Mund.
»Ich weis das etwas nicht stimmt also sag schon!«, sagte sie auffordernd und zog ihre Augenbraue hoch.
Ich atmete kurz aus und legte meine Gabel zur Seite.
»Meine Mom möchte heiraten!«, sagte ich und musste an das Gespräch von mir und meiner Mom denken.

»Mom?«, rief ich durch unser Haus und schloss die Türe hinter mir zu.
Ich lief ins Wohnzimmer und sah meine Mom auf der Couch sitzen. Sie sah nervös aus und knetete ihre Hände.
»Ist alles okay?«, fragte ich und zog mir meine Jacke aus.
»Setz dich mein Schatz. Ich muss mit dir über etwas wichtiges reden«, sagte sie und deutete auf den Sitz gegenüber von ihr.
»Was gibt's?«, fragte ich sie und merkte wie sie immer nervöser wurde.
»Du weist ja das ich mich mit meinem Chef treffe? Es fing ja alles mit der Geschäftsreise damals an«, fing sie an. Ich zog die Augenbrauen zusammen und wusste nicht was sie mir sagen wollte.
»Ja?«, sagte ich.
»Naja das zwischen uns geht schon länger und wir sind auch schon seit einer Weile ein Paar. Er hat mir am Wochenende ein Heiratsantrag gemacht und ich hab ja gesagt«, sprach sie schnell und sah mich erwartungsvoll an.
»Du hast was?!«, fragte ich sie entsetzt und stand auf.

»Und was ist so schlimm daran das sie nochmal heiratet?«, fragte mich jetzt Ava. Ich rollte genervt mit den Augen und trank einen Schluck aus meinem Glas.
»Sie will zu ihm ziehen nach Miami und ich soll mit«, ließ ich die Bombe platzen.
»Okay jetzt verstehe ich dein Problem«, sagte sie einfühlsam und legte ihre Hand auf meine.

»Und was hast du dazu gesagt?«, fragte sie mich nach einer kurzen Stille.
»Ich bin natürlich wütend geworden und das ich auf gar keinen Fall mit gehen werde! Was soll ich in Miami? Hier in Rosewell ist alles!«
»Du meinst wohl Diego ist hier. Apropos weiß er schon davon?«, fragte sie neugierig.
Ich schüttelte meinen Kopf und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
»Nein aber wenn ich nicht mit gehe dann hab ich kein Dach über dem Kopf. Meine Mom hat ein Brief erhalten, wo drinnen steht, dass mein Vater das Haus zum Verkauf freigegeben hat«, seufzte ich und aß zu Ende.
Nachdem wir bezahlt hatten, standen wir auf und verließen das Restaurant.
»Ich muss noch zu meiner letzten Schicht im Diner. Wir sehen uns ja?«, sagte Ava und verabschiedete sich von mir. Ich sah ihr noch kurz hinterher und blieb auf Ort und stelle stehen. Nachhause wollte ich nicht gehen. Meine Mom war im Umzugsstress und bevor es wieder eskaliert zwischen uns geh ich lieber nicht nachhause.
Mein Handy klingelte in meiner Tasche. Ich holte es raus und sah das Diego anrief.
»Hey«, hob ich ab.
»Wo bist du?«, fragte er mich.
»War mit Ava in der Stadt und dann was essen«, antwortete ich woraufhin er einfach auflegte. Verirrt sah ich auf mein Handy und steckte es wieder ein.
Seitdem Ivan's Beerdigung war, war Diego anders. Er hatte wieder seine kalte Art und sprach kaum mit mir. Ab und zu rief er an aber da waren die Gespräche genauso knapp wie grade.
Seufzend lief ich über die Straße und stoppte als ein Auto vor mir hielt.
»Komm Steig ein«, sagte Ethan und hatte die Fenster runtergelassen. Es war relativ warm und dementsprechend war ich auch angezogen.
Ich ließ mich auf den Beifahrersitz nieder und schnallte mich an.
»Woher wusstest du wo ich bin?«, fragte ich ihn.
»Diego schickt mich«, sagte er und drückte aufs Gaspedal.
»Und wieso kommt er nicht selber?«, fragte ich Ethan der bloß mit den Schultern zuckte.
Genervt verdrehte ich die Augen und sagte die ganze Fahrt über nichts mehr.

Vor Ivan's Haus das jetzt Diego und Ethan gehörte, blieben wir stehen und stiegen dann aus.
»Ethan?«, hielt ich ihn auf bevor wir rein gingen.
»Ja?«, fragte er und blieb vor mir stehen.
»Kann ich kurz mit dir reden bevor wir rein gehen?«, fragte ich ihn.
Er nickte und setzte sich auf die Steintreppe. Ich setzte mich zu ihm und erzählte ihm von den Neuigkeiten.
Er hörte mir die ganze Zeit zu ohne mich zu unterbrechen.
Nachdem ich ihm die Situation geschildert hatte, seufzte ich aus und war froh ihm das erzählt zu haben. Er war mein bester Freund und ich weiß, dass ich ihm vertrauen kann.
»Weiß Diego schon davon?«, fragte er mich.
»Wovon soll ich wissen?«, hörten wir eine dunkle Stimme sagen.

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