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ALEC
Plötzlich schlug der Lehrer mit dem Buch auf das Pult, alle Schüler zuckten zusammen und es wurde still. Selbst die Gruppe um Jace wurde leise. Ich legte mein Kinn auf meinen Händen ab, sodass ich mach vorne sehen konnte, ließ meine Kapuze allerdings auf. "So langsam reicht es mir! Sie sind hier, um etwas zu lernen. Santiago, Wayland. Ab mit ihnen in die letzte Reihe, dann lenken sie wenigstens niemanden mehr ab." motzte der Lehrer und sah mich entschuldigend an. Ich zuckte nur entspannt mit den Schultern. Er hatte ja irgendwie Recht, ich hörte ihm sowieso nicht zu. Die meiste Zeit sah ich einfach nur aus dem Fenster und tat nichts. Die beiden standen auf und liefen nach hinten, während sie weiter herumalberten. Zu meinem Entsetzen setzte sich Jace direkt neben mich. "Na? Hast du mich schon vermisst?" fragte er mich und zwinkerte mir zu. Ich beschloss es einfach zu ignorieren und legte meinen Kopf wieder auf dem Tisch ab. Den Rest der Doppelstunde bohrte Jace seinen Finger immer wieder in meine Seite, damit ich reagierte, doch ich tat es nicht. Ich hatte einfach keine Lust auf seine Spielchen. Nicht heute.

Als es dann endlich klingelte schnappte ich mir meine Tasche und wollte gerade gehen, als Jace mir den Weg versperrte. Bevor ich reagieren konnte drückte er mir einen Kuss auf die Wange. Ich versuchte ihn von mir weg zu drücken, doch er war stärker als ich. Er grinste mich noch ein letztes Mal an, bevor er mit Raphael ging. "Alec, ich würde mich gerne noch mit dir unterhalten." sagte der Lehrer, bevor ich noch irgendetwas tun konnte, ich war noch viel zu geschockt, von Jace Tat. "Wir treffen uns gleich auf der Mauer." verabschiedete sich Lydia von mir und ging schonmal in die Mittagspause.

Der Lehrer schloss hinter sich die Türe. Ich stand mittlerweile am Pult und sah den Lehrer abwartend an. "Alec, was ist los? Du wirkst momentan so abwesend." fragte er, während er auf mich zu kam. Allerdings hatte ich absolut kein gutes Gefühl dabei. "Ich... nichts, mir geht's gut." log ich. "Du bist ein schlauer Junge, warum lügst du mich an?" sagte er nur und kam noch näher. Instinktiv wich ich zurück, bis ich gegen das Pult stieß. Er machte mir Angst. Ich versuchte das Zittern meiner Hände so gut, wie möglich zu unterdrücken, doch es war fast unmöglich. "Du brauchst doch keine Angst vor mir zu haben. Ich werde dir nicht weh tun, ganz im Gegenteil." sagte er leise und kam immer näher.

Er ließ seine Hand unter mein Shirt wandern, ich versuchte sofort ihn von mir zu Stoßen, doch er packte mich und drängte mich gegen die Wand. Als ich gerade schreien wollte hielt er mir den Mund zu. "Überleg dir gut, ob du schreien willst. Denk doch mal weiter... ich werde allen sagen, dass du dich in mich verliebt hast und mein nein nicht akzeptieren konntest." sagte er lachend, während er mich mit dem Gesicht zur Wand drehte. Er hatte Recht, wem würden wohl alle glauben? Wohl kaum einem Schüler... Langsam ließ er seine Hand in meine Hose wandern.

LYDIA
Alec war schon ziemlich lange bei dem Lehrer drin. So langsam machte ich mir Sorgen. Was besprachen die beiden nur? Ich saß schon eine geschlagene Dreiviertelstunde hier auf der Mauer. Selbst Jace und seine albernen Freunde saßen schon essend auf den Fahrradständern und die waren nun wirklich langsam. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam Alec dann auch mal aus dem Gebäude. Er wirkte irgendwie anders. Unsicherer und erschöpfter als sonst. Er war total verstört. Als er sich zu mir setzte sah ich ihn prüfend an. "Ok, was ist los?" fragte ich direkt. "Nichts." entgegnete Alec nur und schob mir seine Brotdose zu. "Ok, wenn du nicht reden willst... aber du solltest wirklich was essen." entgegnete ich vorsichtig.

Alec schüttelte nur den Kopf und zog mit zittrigen Fingern etwas aus seiner Hosentasche. "Alec! Willst du das wirklich hier vor allen machen?" fragte ich überrascht. "Ist doch egal... was interessieren mich die anderen." murmelte er nur und steckte sich eine Kippe in den Mund. Normalerweise tat er das nur, wenn niemand hin sah. Ganz selten rauchte er in der Öffentlichkeit, nur, wenn er wieder eine Panikattacke hatte... aber danach sah er nicht aus. Ich spürte, wie viele Schüler uns ansahen, darunter auch Jace und seine Freunde sahen ihn überrascht an. "Dir ist schon klar, dass dich jetzt alle anstarren, oder?" sagte ich zu ihm, als er seine Kippe anzündete. Er zuckte nur mit den Schultern. "Manchmal bist du echt komisch." entgegnete ich nur und aß weiter.

ALEC
Als mein Lehrer mich alleine im Raum zurück gelassen hatte zog ich mich schnell wieder an. Wie automatisch wischte ich mir die Tränen weg, schnappte mir meine Tasche und ging zu den Toiletten. Ich schloss mich in einer Kabine ein und ehe ich mich versah übergab ich mich. Nach endlichen Minuten hatte sich mein Magen endlich beruhigt. Ich verließ die Kabine und spülte mir an einem der Waschbecken den Mund aus.

Sofort viel mir das Armband wieder ins Auge, was mein Lehrer mir gegeben hatte. "Damit du dich immer schön an unser kleines Geheimnis erinnerst und wenn du es jemandem verrätst, dann werden es alle erfahren." hatte er gesagt. In den Armband war ein kleiner USB- Stick, der als Verschluss diente versteckt. Er hatte uns gefilmt. Schon bei dem Gedanken daran wurde mir wieder schlecht. Ich hatte mich mit aller Kraft gewehrt, doch ich hatte keine Chance gehabt, er hatte nur noch fester zugeparkt, was die Blutergüsse an meinen Handgelenken und meiner Hüfte deutlich zeigten. In ein paar Stunden würde ich noch an ganz anderen Stellen welche haben. Ich stand noch eine Weile vor dem kleinen Spiegel und wischte mir immer wieder Tränen weg, bis keine neuen mehr meine Wangen hinunter liefen, danach atmete ich noch einmal tief durch und ging dann zu Lydia.

Sie hatte sofort gemerkt, dass etwas nicht stimmte, aber ich konnte nicht darüber reden. Niemand durfte es erfahren, nicht sie, kein anderer Lehrer und vor allem nicht mein Vater. Ich konnte alles ganz gut unterdrücken, bis auf das zittern meiner Hände. Das wollte einfach nicht weggehen. Intuitiv holte ich mir einen Zigarette aus meiner Schachtel. Erst, als Lydia mich darauf ansprach, bemerkte ich, was ich gerade tat, doch es war mir egal. Ich brauchte das jetzt. Nicht nur sie bemerkte die erstaunten Blicke, die auf mir lagen, doch ich hatte jetzt keine Nerven für sowas und blendete sie einfach aus.

Call it hellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt