Call it hell

42.🖇

ALEC
Zu meinem Glück machten wir nach knapp anderthalb Stunden eine Pause. Sobald der Wagen auf dem Rastplatz hielt stieg ich aus und atmete einmal tief ein und aus. Ich brauchte jetzt einfach etwas Ruhe! Ohne zu zögern lief ich von den beiden Autos weg und setzte mich ein ganzes Stück entfernt auf eine Bank, endlich raus aus diesem verdammten Wagen! Mit vor Wut zitternden Fingern zog ich mir eine Zigarette aus meiner Schachtel und zündete sie an. Während ich so im Schneidersitz auf dieser Bank saß, schloss ich für eine Weile meine Augen und atmete durch. „So schlimm?" fragte Lydia, die sich zu mir gesetzt hatte. Sie hielt zwei durchsichtige Tüten mit Sandwiches in ihren Händen. „Keine Panik, die anderen sind drinnen und trinken einen Kaffee." versicherte sie mir und gab mir eine der Tüten. „Ist es so schlimm mit den beiden in einem Auto zu sitzen?" wollte sie dann nach einer Weile wissen. Ich nickte nur.
Sie reden dauernd auf mich ein...aber ich will einfach nur meine Ruhe! Magnus hat nach ein paar Versuchen aufgegeben, aber Sarah hört einfach nicht auf! Gott! Es ist so ein Chaos!
tippte ich in mein Handy und gab es ihr, schnell laß sie und schmunzelte dann. „Du kannst gerne bei uns mitfahren, ich glaube das würde dir keiner verübeln. Versprichst du mir was?" fragte sie dann und ich nickte. „Du sagst mir immer Bescheid, wenn ich etwas mache, wobei du dich nicht wohl fühlst, ok?" bat sie mich und sah mich besorgt an, wieder nickte ich und legte meinen Kopf auf ihrer Schulter ab. „Ich hab dich lieb, weißt du das." murmelte Lydia dann und begann damit ihr Sandwich zu essen.

Ich sah das Essen nur skeptisch an und hielt die Tüte weiter fest, bis die Anderen wieder raus kamen. „Können wir weiter?" fragte mein Vater, als er mit den anderen zu uns kam. „Ja, aber Alec fährt ab jetzt erstmal bei uns mit!" stellte Lydia fest und half mir auf. Sie zog mich in Richtung ihres Wagens und schob mich auf die Rückbank. Magnus und Sarah sahen uns verwirrt hinterher, wobei Magnus noch ein leichtes Grinsen auf den Lippen hatte. Er lief zu seinem Wagen und holte die Decke heraus, erbrachte sie zu mir. „Ich hoffe die Fahrt wird für dich jetzt etwas entspannter." murmelte er und gab mir noch einen Kuss auf die Wange, ehe er wieder ging und auf den Beifahrersitz von Sarah's Wagen stieg. Ich merkte wie meine Wangen einen leichten Rotton Annahmen und ich leicht lächelte. Magnus wusste genau, dass es nicht böse gemeint war. „Na! Geflirtet?" witzelte Lydia und stieg zu mir in den Wagen, während mein Vater und Sarah draußen über die Route sprachen. Ich zuckte nur leicht mit den Schultern und grinste. Lydia deckte uns mit der Decke zu und nahm meine Hand. „Du und Magnus...seid ihr jetzt eigentlich zusammen?" fragte sie und sah mich neugierig an. Das war eigentlich eine gute Frage...ich wusste es selbst nicht so genau! Ich hatte bis jetzt noch keine Beziehung gehabt, woher sollte ich wissen wie sowas ablief?

Der einzige Kontakt den ich mit anderen mal gehabt hatte war der Kuss mit Jace und das Küssen mit Magnus, die Körpernähe und das Umarmen! Unsicher sah ich Lydia an. „Verstehe...das findet ihr beide schon heraus." versicherte sie mir und strich beruhigend über meinen Handrücken. Oh! Ich hatte noch gar nicht daran gedacht wie es sein würde, wenn Magnus und ich wussten was wir waren! Musste ich dann auch mit ihm schlafen?! Sofort merkte ich, wie mein Herz anfing zu rasen und mir schlecht wurde. „Was ist los?" fragte Lydia mich besorgt und strich mir ein paar Haare aus dem Gesicht, ohne meine Hand auch nur eine Sekunde los zu lassen. „Hey! Tief durchatmen. Alles ist gut!" versuchte sie erneut mich zu beruhigen, doch irgendwie konnte ich die Panik nicht loswerden. "Soll ich Magnus oder deinen Dad holen?" fragte sie dann hilflos, doch ich schüttelte nur mit dem Kopf. Ich konnte weder Magnus noch meinen Dad oder Sarah gerade gebrauchen, die auf mich einredeten.

Lydia wusste überhaupt nicht was sie machen sollte und das konnte ich ihn auch nicht verübeln, sie bekam meine Panikattacke ja auch meist nicht mit. Krampfhaft nach Luft schnappend lehnte ich mich mit dem Kopf gegen den Sitz vor mich und versuchte meine Atmung wieder unter Kontrolle zu bekommen.

LYDIA
Ich war komplett überfordert! Anscheinend hatte ich mit meiner Fragerei bei Alec irgendetwas ausgelöst und jetzt saß ich hier und musste dabei zusehen, wie er nach Luft rang. Was sollte ich nur machen?! Es sah auch nicht so aus, als würde es besser werden. Unauffällig sah ich nach draußen, Sarah und Robert saßen noch immer auf einer Bank und diskutieren während sie eine Karte betrachteten. Als ich zum anderen Wagen herüber sah, erkannte ich Magnus der bei geöffneter Türe da saß und auf sein Handy starrte. Ich musste ihn irgendwie dazu bekommen hierüber zu kommen. Alec hatte zwar gesagt, dass er es nicht wollte, aber vermutlich wollte er nur nicht, dass Sarah ihn zutextete. Moment! Ich hatte Magnus Nummer! "Alles wird gut, ok! Ich sorge dafür, dass Magnus kommt, ohne die anderen." versprach ich Alec, der kaum noch Luft bekam und zitterte.

Ich zog mein Handy aus der Hosentasche und schrieb Magnus eine Nachricht, dass er sofort rüber kommen sollte, ohne die Anderen. Er hob seinen Kopf und sah mich durch die Scheibe an, ich bedeutete ihm auf Alec's Seite zu gehen und er stand auf. Vorsichtig öffnete er die Türe und sah sofort auf den mehr als nur schwer atmenden Alec. Ohne zu zögern löste er Alec's Hand von der Kopflehne des Fahrersitzes, in die er sich gekrallt hatte und zog ihn in seine Arme. "Was ist passiert?" fragte er und begann damit Alec hin und her zu wiegen. "Ich...wir haben uns nur unterhalten und dann hat das einfach angefangen." stammelte ich perplex vor mich hin und sah ihn nervös an.

"Es ist alles in Ordnung! Ist noch nichts passiert!" murmelte er beruhigend in Alec's Ohr und es schien tatsächlich zu helfen, Alec beruhigte sich wieder etwas und er bekam wieder einigermaßen Luft. Magnus lehnte den mittlerweile erschöpft aussehenden Alec wieder gegen den Sitz und gab ihm einen Kuss auf die Wange. "Was machst du denn für Sachen..." murmelte er und strich Alec beruhigend über den Arm.