21.🖇

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ALEC
Unsicher setzte ich mich wieder zu Lydia. Sie war einfach die beste Freundin die man sich hätte wünschen können. Sie hatte nicht einmal gezögert, als ich sie gebeten hatte meine Sachen zu holen und zum Bahnhof zu kommen. Außerdem hätte ich nicht damit gerechnet, dass sie ohne weiteres mitkam. Ich schuldete ihr echt einiges. Sie holte aus ihrer Tasche etwas Verbandszeug und kümmerte sich um meine Handgelenke, wofür ich ihr wirklich dankbar war. „Der Rest ist nicht so schlimm, naja abgesehen von deinen Rippen." sagte sie dann und packte die Sachen wieder weg. „Danke." sagte ich leise und sah sie dankbar an. Sie nickte nur und lächelte mich aufmunternd an.

Aber jetzt musste ich mich erstmal um meinen Laptop und mein Handy kümmern. Ich kramte den Laptop aus meiner Tasche und schaltete ihn an, da ich immer einen Stick an meinem Schlüsselbund hatte steckte ich diesen an den Laptop und zog alle wichtigen Dateien auf den Stick. Danach löschte ich alles was auf dem Laptop zu finden war und schaltete ihm wieder aus. „Ich muss das Teil irgendwo los werden." sagte ich zu Lydia, die mich wissend ansah. „Wir könnten bei einem der Zwischenstopps aussteigen und erstmal dort bleiben. Wir werden den Laptop los und dann fahren wir irgendwann weiter nach L.A.
Bevor wir nach L.A können müssen wir glaube ich auch unser Äußeres verändern, dein Vater wird bestimmt überall nach dir suchen lassen." sagte sie und ich sah Lydia nur frustriert an. „Ok." schnaubte ich und fuhr mit erschöpft durch die Haare.

Danach kümmerte ich mich um mein Handy, ich entfernte die Karte und schaltete das Telefon aus. Ich konnte einfach nicht zurück, ich hatte einfach zu viel Angst. „Ruh dich etwas aus, ich wecke dich, wenn wir aussteigen müssen." sagte Lydia und lächelte mich aufmunternd an. Das letzte Mal hatte ich in Jace's Armen geschlafen, ich vermisste ihn und auch Sarah und meinen Vater aber ich konnte nicht zurück. Nicht, solange Mr.Brown nach mir suchte und vor nichts zurück schreckte. Erschöpft lehnte ich meinen Kopf gegen die kühle Scheibe und sah nach draußen auf die vorbei rasende Landschaft, aber ich bekam kein Auge zu. Sobald ich meine Augen schloss schossen mir die Bilder aus dem Lieferwagen wieder ins Gedächtnis. Ich machte kein Auge zu, bis Lydia mich aus meiner Starre riss. „Wir müssen hier raus." sagte sie leise und ich nickte. Wir nahmen unsere Taschen und stiegen aus dem Zug.

„Ich besorge was, damit wir nicht mehr erkannt werden. Du kümmerst dich um den Laptop und wir treffen uns hier wieder." sagte Lydia und ich nickte ihr zu. Ich machte mich ohne weiter Zeit zu verlieren auf den Weg zu den Schließfächern und steckte meinen Laptop in eines davon. Den Schlüssel nahm ich mit und machte ihn an den gleichen Bund wie den USB-Stick. Was ich Lydia nicht verraten hatte war, dass ich eine Kopie der Videos auf dem Laptop gelassen hatte. Ich wollte auf Nummer sicher gehen. Danach lief ich wieder zu unserem Treffpunkt und setzte mich dort auf eine kleine Bank, ich fühlte mich total unsicher. Ich wusste selbst nicht woran das lag, aber seitdem Mr. Brown im Lieferwagen...ich hatte einfach Angst.

Ich zog mir wieder meine Kapuze über den Kopf und spielte nervös mit den Ärmeln meines Pullovers. Was mein Vater wohl gerade machte? Vermutlich war er gerade total außer sich vor Sorge. Ich war zwar schon 18 und konnte somit machen was ich wollte, doch seit dem Unfall standen wir uns besonders nahe. Ich hatten ein unendlich schlechtes Gewissen, dass ich ihm nichts gesagt hatte...ich wollte ihn doch nicht verletzen. "Hi." sagte plötzlich jemand neben mir und ich erschrak mich extrem. Ich zuckte heftig zusammen und meine Hände fingen unkontrolliert an zu zittern. "Sorry, wir wollten dich nicht erschrecken! Dürfen wir uns hier hin setzten?" fragte ein junger Mann mit dunkelbraunen Augen und schwarzen Haaren. Er sah etwas älter aus als ich und trug eine Militäruniform. Ich nickte leicht, ohne länger zu ihm und seinem Freund aufzublicken. Danach setzten sich die beiden und begannen sich zu unterhalten.

Irgendwann tauchte Lydia wieder neben mir auf, sie hatte eine kleine Plastiktüte dabei. Sie sah zuerst zu den beiden Soldaten und dann wieder zu mir, ich sah nur ziemlich erschöpft zu Boden. "Bist du das Teil losgeworden?" fragte sie dann leise und ich konnte hören, wie die beiden Soldaten aufhörten zu reden und kurz zu uns herüber sahen. "Ja." murmelte ich nur und sah fragend auf die Tüte. "Glaub mir, das wird dir gefallen." sagte sie kichernd und öffnete die Tüte ein Stück. "Sag mir, dass das nicht dein Ernst ist. Das ist alles, aber nicht unauffällig!" murmelte ich darauf bedacht, dass die Soldaten es nicht hörten. "Das ist auffällig unauffällig, verstehst du." entgegnete sie kichernd. "Du bringst mich noch ins Grab." murmelte ich und ließ mich nach hinten gegen die Lehne der Bank sinken. Dabei rutschte meine Kapuze ein Stück zurück und mein Gesicht wurde frei gegeben.

Sofort spürte ich den Blick der Soldaten auf mir und ich wusste genau, was sie dachten. Vermutlich dachten sie irgendwelche Schläger oder gar meine Eltern hätten das getan. Tja, manchmal ist die einfache Antwort nicht die Richtige! "Also, wir haben noch genug Zeit. Komm." flüsterte Lydia und stand auf. Ich nickte erschöpft und stand ebenfalls auf. Gemeinsam verschwanden wir in der Toilette des Bahnhofs und Lydia bedeutete mir mich auf das große Waschbecken aus Stein zu setzen. "Muss das sein? Die Farbe blau ist echt nicht gerade unauffällig." wollte ich dann leise wissen. "Ich weiß, aber sie ist einfach aus deinen Haaren raus zu bekommen...weißt du noch als ich dir mit 12 die Haare blau gefärbt habe. Die Farbe war nach 3 Wochen komplett raus. Ich beneide dich manchmal um deine Haare." sagte sie und fing an meine Haare zu Färben. "Was hast du für eine Farbe?" fragte ich dann neugierig.  "rot." entgegnete sie konzentriert. Toll! Mich würden alle anstarren und sie, sie sah wenigstens natürlich aus. "Warum machen wir das nochmal?" wollte ich dann wissen. "Alec, sie werden nach einem schwarzhaarigen Jungen mit leuchtend blauen Augen suchen!" entgegnete sie und sah mich ernst an.  "Ok, der Punkt geht an dich." murmelte ich resigniert und musste grinsen.

Es dauerte tatsächlich länger als gedacht, bis meine Haare fertig waren. Als ich mich dann im Spiegel ansah war ich überrascht. "Ok, warum kannst du das?" fragte ich sie amüsiert. Es sah zugegeben ganz gut aus, wenn man nur die Haare betrachtete und den Rest von mir weg ließ. "Hab mal ein Praktikum beim Friseur gemacht." meinte sie und begann damit ihre eigenen Haare zu färben. Ich entsorgte den Müll und wartete dann darauf, dass sie fertig wurde. "Wie geht's deinen Rippen?" fragte sie besorgt, als ich eine Hand auf meine Seite legte. "Ganz ok, denke ich." sagte ich und atmete tief durch. Müde schloss ich die Augen und lehnte mich gegen die Wand neben dem großen Spiegel. "Alles ok?" fragte Lydia nach einiger Zeit. "Ja, mir ist nur schlecht." murmelte ich und öffnete müde meine Augen. "Oh, das wird schon wieder. Im Zug kannst du dich etwas ausruhen. Die Fahrt wird etwas dauern." sagte sie und sah mich als sie fertig war aufmunternd an.

"Ich will nicht mehr..." murmelte ich vor mich hin, als sie mich aus der Toilette zog. Meine Kapuze hatte ich wieder über meinen Kopf gezogen. "Willst du zurück?" fragte sie dann überrascht. Ich schüttelte jedoch nur den Kopf. "Lydia, egal wie weit ich weglaufe...er wird mich ja doch finden und wenn nicht er, dann einer seiner Freunde." schnaufte ich müde, als sie mich wieder zum Bahnsteig zog. "Gib doch nicht sofort auf! So kenne ich doch garnicht." sagte sie und versuchte ich aufzumuntern. "Ich weiß, aber egal was ich mache, es wir immer nur schlimmer...nie besser." brummte ich und sah zu ihr hoch.

Call it hellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt