6.🖇

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ALEC
Ich schnaufte kurz, ehe ich mich wieder in Bewegung setzte und mich durch die Schülermassen auf meinen Platz zu schob. Dort angekommen ließ ich meine Tasche neben den Stuhl fallen und zog mir meine Kapuze über den Kopf. Wie gestern legte ich meinen Kopf auf der Tischplatte ab und schloss meine Augen. Kaum eine Minute später hörte ich, wie jemand seinen Tisch an meinen schob. Ich hob erschöpft meinen Kopf und sah Jace, der sich gerade direkt neben mich setzte. „Was soll das werden, wenn es fertig ist?" fragte ich genervt. „Siehst du doch." entgegnete er grinsend und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. „Siehst müde aus." sagte er noch, als er sich zu mir drehte. Ich rollte nur genervt mit den Augen uns ließ meinen Kopf auf die Tischplatte fallen. Ich hörte ihn neben mir amüsiert lachen. Was war daran bitte witzig?

Kurz darauf klingelte es zum zweiten Mal und der Lehrer betrat den Raum, ich konnte spüren wie sein brennender Blick meine Haut traf. Das konnte ja noch ein langer Tag werden! Dieser Unterricht zog sich wie Kaugummi immer weiter in die Länge, bis das erlösende Klingeln zur Mittagspause mich aus meiner Trance riss. Wie alle anderen Schüler packte auch ich meine Sachen zusammen und wollte gerade gehen, als der Lehrer mich zurück hielt. „Wie immer?" sagte Lydia fröhlich und ich nickte. Als sie gegangen war und nur noch mein Lehrer und ich übrig waren schloss er den Raum ab.

„Wie ich sehe hast du niemandem etwas gesagt." begann er und lief wieder grinsend auf mich zu. „Warum machen sie das?" fragte ich mit dünner Stimme, doch ich bekam keine Antwort. Er zog mich an meinen Haaren zu seinem Bürostuhl. Er setzte sich und machte sich an seiner Hose zu schaffen. Mit einem dreckigen Grinsen sah er dann wieder zu mir und packte mich wieder an den Haaren.    -

Als mich der Lehrer wieder alleine im Raum gelassen hatte blieb ich noch eine Weile sitzen, ehe ich wieder zu den Toiletten lief. Wie auch schon gestern musste ich mich übergeben. Es war die Hölle, da ich die letzten Tage nichts gegessen hatte. Beinahe das einzige was ich erbrach war also Magensäure. Nach ein paar Minuten ging es mir wieder besser und ich kam aus der Kabine. Dummerweise war ich nicht alleine in der Toilette. Vor mir stand Raphael, der mich ungläubig ansah. „Alles ok?" fragte er bleich, doch ich drängte mich einfach an ihm vorbei und spülte mir erstmal den Mund aus. Als ich mir gerade ein Tuch nehmen wollte, um mir den Mund abzuwischen hielt mir Raphael bereits eins hin. Danach warf ich das benutzte Tuch in den Mülleimer.

„Geht's dir denn jetzt besser?" fragte er dann leise. Sollte ich ihn anlügen? Nein, das brachte mir eh nichts. Langsam schüttelte ich den Kopf und ging dann einfach zu Lydia. Ich wusste, dass es nicht nett war ihn einfach stehen zu lassen, aber ich wollte gerade echt nicht reden. Schweigend setzte ich mich zu Lydia und schob ihr meine Brotdose hin, dann holte ich mir eine Kippe raus und zündete sie an. Ich musste erstmal verarbeiten was gerade passiert war...ich meine wer kann das so einfach wegstecken? Mein Lehrer war doch vollkommen durchgedreht! Ich merkte wie meine Hände noch immer zitterten, das war gar nicht gut. Normalerweise konnte ich die körperlichen Auswirkungen meiner Panikattacken gut verstecken, doch irgendwie hatte auch ich mal meine Grenze erreicht. Meine Hände zitterten unkontrolliert, sodass ich meine Kippe kaum festhalten konnte.

„Alec?! Hörst du mir überhaupt zu?" rief Lydia plötzlich und wedelte mit ihrer Hand vor meinem Gesicht. „Sorry..." murmelte ich vor mich hin und drückte meine Kippe aus. „Ich mache mir Sorgen um dich. Wie lange hast du schon nichts mehr gegessen? Ich meine du zitterst und rauchst doppelt so viel wie vorher. Was ist passiert?!" wollte sie dann besorgt wissen. „Ich will nicht darüber reden..." brummte ich nur und starrte auf meine Hände. Sie schnaubte nur. „Ich bin deine beste Freundin...aber ich kann es verstehen, wenn du nicht reden willst. Aber wenn du es willst, dann bin ich da,ok?" versicherte sie mir. „Ok" entgegnete ich müde und ließ mich nach hinten gegen eine Wand fallen. „Willst du nicht doch etwas essen? Es muss auch nicht viel sein." sagte sie dann und schob mir die Box mit dem Essen ein Stück entgegen. Ich schüttelte jedoch nur den Kopf.

„Hi" sagte plötzlich jemand neben uns. Ich machte mir gar nicht erst die Mühe die Person anzusehen, ich wusste sofort, dass es Raphael war. „Was willst du?" fragte Lydia genervt. „Ich will wissen warum sich dein Freund hier eben die Seele aus dem Leib gekotzt hat." blaffte er sie an. „Alec?! Stimmt das?" fragte sie dann überrascht. Ich zuckte nur mit den Schultern. „Warum hast du denn nichts gesagt?" wollte sie dann wissen. "Ist nicht so wichtig." brummte ich nur und zündete mir eine neue Kippe an, dieses Gespräch stresste mich. Die sollten einfach aufhören Fragen zu stellen! Alle! Es ging mir gut, ich hatte alles unter Kontrolle...mehr oder weniger. "Deine Gesundheit ist wichtig." sagte plötzlich eine Stimme neben Raphael. Und wer stand da wohl? Richtig, Jace. Mein Tag konnte wirklich nicht besser werden, oder? Was hatte denn getan, dass ich immer so ein Glück hatte?! "Könnt ihr euch nicht um eure eigenen Angelegenheiten kümmern?" fragte ich in Richtung von Jace und Raphael.

Call it hellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt