10.🖇

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JACE
Als ich kurz in der Küche stand um meinen Freunden und mir etwas zu trinken zu holen, hörte ich wie jemand durch die Haustüre kam. Waren unsere Eltern etwa schon wieder da? War etwas passiert? Ich lief kurz in den Flur um zu sehen wer dort kam und zu meiner Überraschung war es Alec. „Wann bist du gegangen?" fragte ich ihn verwirrt, als er seine Jacke und seine Schuhe auszog. „Ist nicht so wichtig." brummte Alec nur und wollte schon an mir vorbei laufen, doch ich hielt ihn zurück. „Bleib doch bitte hier, unsere Eltern wollen doch, dass wir uns vertragen. Aber so funktioniert das doch nicht, ich würde doch auch gerne mehr über dich wissen. Verkriech dich doch nicht wieder da oben." bat ich ihn und sah ihn flehend an. „Wenn mich einer nervt, dann bin ich weg." brummte Alec genervt und auf mein Gesicht schlich sich ein breites Grinsen.

„Kannst du die schonmal mit raus nehmen?" fragte ich ihn dann und schob ihn drei Gläser mit Wasser zu. „Jetzt bin ich auch noch Kellner, danke." brummte er nur und schnappte sich die Gläser, wenig später war er auch schon aus der Küche verschwunden. Das war doch schonmal kein schlechter Anfang, vielleicht konnte ich Alec ja wirklich noch dazu bringen mich zu mögen. Ich machte noch schnell mein Getränk fertig und lief dann auch wieder zurück zu den anderen. Mitten in der Eingangshalle angekommen hörte ich von draußen schreie und kurz darauf ein Platschen, vermutlich war einer meiner Freunde wieder in den Pool gesprungen, also hetzte ich mich nicht ab sondern setzte meinen Weg entspannt fort.

Draußen angekommen erwartete mich allerdings das Chaos. „Was ist passiert?" fragte ich einen völlig verwirrten Raphael. „Ich...also die beiden haben ihn einfach gepackt und in den Pool geworfen. Ich wollte die beiden noch aufhalten, aber....er hat total panisch geschrieen." stammelte er total durch den Wind und zeigte auf den Pool. Als ich dort hin sah erkannte ich Alec. Er schwamm bewegungslos im Pool. „Raphael!" rief ich und wir reagierten sofort. Ich sprang hinein und Raphael hockte sich an den Rand. Ich schwamm sofort zu Alec und musste ein Stück tauchen, ehe ich ihn zu fassen bekam. Als ich ihn endlich hatte, zog ich ihn mit an die Oberfläche. Sofort begann er zu husten und spuckte Unmengen von Wasser aus. Er verkrampfte sich und klammerte sich panisch an mir fest, während er noch immer stark hustete und nach Luft schnappte. „Alles gut, ich hab dich." versicherte ich ihm und schob ihn Richtung Beckenrand, wo Raphael sich uns entgegen lehnte. Er fasste unter Alec's Arme und zog ihn mit aller Kraft hoch, sodass er wieder im Trockenen landete. Auch ich zog mich selbst aus dem Pool direkt neben Alec.

„Spinnt ihr oder was?! Ihr könnt ihn doch nicht einfach da rein werfen!" keifte ich meine beiden Freunde an. „Ja! Habt ihr überhaupt nicht gesehen was für eine Panik er hatte?!" merkte Raphael noch ziemlich wütend an. Als Alec erneut hustete richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder voll auf ihn. Er zitterte am ganzen Körper und  hustete unerbittlich, als würde er keine Luft bekommen. „Was ist los?" fragte ich ihn panisch doch er antwortete nicht. Er ließ einfach nur seinen Kopf nach hinten fallen und schloss seine Augen. Was tat er da?

ALEC
Ich hatte solche Panik, als ich von Jace's Freunden hochgehoben wurde. Ich schrie und flehte sie an das nicht zu tun, doch sie hörten nicht auf mich. Warum taten sie mir das an? Als ich im Wasser landete schnappte ich erschrocken nach Luft, doch das einzige was ich einatmeten war Wasser. Ich versuchte mit aller Kraft an die Oberfläche zu kommen, doch ich konnte es einfach nicht. Wieder und wieder erschienen die Bilder vom Unfalltag in meinem Kopf, irgendwann hörte ich auf zu kämpfen und gab auf. Kurz bevor ich das Bewusstsein verlor merkte ich, wie jemand zu mir ins Wasser sprang und zu mir schwamm. Die Person tauchte zu mir und jetzt erkannte ich ihn. Es war Jace! Er umklammerte mich und zog mich mit an die Oberfläche. Sofort spuckte ich das verschluckte Wasser aus und begann zu husten. Ich war so in Panik, dass ich mich an ihm festklammerte und ihn erst durch Raphael, der mich aus dem Wasser hob los ließ.

Auf dem Steinboden liegend hatte ich noch immer das Gefühl keine Luft zu bekommen, genauso wie damals. Ich durfte jetzt auf keinen Fall ausflippen. Weder Jace noch seine Mutter wussten Bescheid und ich wollte meinem Vater nicht dazu zwingen es ihnen zu sagen. Ich schloss meine Augen und zählte langsam von 30 runter und bei 10 hatte sich meine Atmung wieder etwas beruhigt. Ich richtete mich vorsichtig auf und merkte, wie etwas Wasser meinen Rücken hinunter lief. Sofort bekam ich Gänsehaut.  „Alles ok?" fragte Jace mich bereits zu zweiten Mal und ich nickte nur automatisch. "Das sah aber nicht so aus..." entgegnete Jace leise und sah mich besorgt an.

Warum konnte er nicht ein Mal einfach glauben was ich sagte? War das so schwer einfach wie alle anderen darüber hinweg zu sehen? "Das nächste mal lässt du mich einfach in Ruhe." brummte ich nur und verschwand im Haus. Zurück ließ ich einen verwirrten Raphael und einen besorgt aussehenden Jace. Ich lief so schnell es ging nach oben in mein Zimmer, dort angekommen kramte ich frische Kleidung aus meinem Kleiderschrank und ging erstmal ins Bad. Ich musste auf jeden Fall erstmal duschen. Ich stellte das Wasser auf eine angenehme Temperatur und zog meine komplett durchnässte Kleidung aus. Danach stellte ich mich direkt unter die Dusche.

Ich hatte zwar auch eine Badewanne, aber die benutzte ich nie. Ich hatte es ein paar mal versucht, doch ich bekam Panik. Es war immer das gleiche, es fühlte sich so an als würde ich wieder in dem Auto sitzen und zusehen wie meine Schwester starb. Als würde ich wieder in die leeren Augen meiner Mutter sehen um festzustellen, dass sie tot war. Ich hasste es! Wenn ich unter der Dusche stand war es nicht so, es fühlte sich nicht so an, als würde mich etwas erdrücken. Es war eher wie Regen und das entspannte mich. Ich hatten den Regen schon früher geliebt, es beruhigte mich dieses Plätschern zu hören und sie frische Luft einzuatmen.

Call it hellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt