MAGNUS
Nachdem Alec sich wieder einigermaßen beruhigt hatte hob ich ihn von der Mauer herunter und trug ihn zurück zum Wagen, wo ich ihn auf dem Rücksitz absetzte. Erst jetzt bemerkte ich, dass er auf meinem Arm eingeschlafen war. Ich schnallte Alec vorsichtig an und deckte ihn danach mit seiner Decke zu. "Glaubst du er wird jemals wieder so wie früher sein?" fragte Lydia leise. Als ich mich zu ihr herum drehte sah ich, dass sie Tränen in den Augen hatte. "Ich will meinen besten Freund zurück. Er hat mich immer aufgemuntert wenn ich traurig war, wenn wir zusammen waren konnte uns nichts und niemand aufhalten...bis zu dem Unfall. Danach war alles anders, Alec hat weniger gelacht und es ging immer weiter Berg ab. Gerade als ich dachte, dass ich ihm helfen konnte wieder auf die Beine zu kommen...da passiert so ein Mist! Warum musste Mr. Brown sich ausgerechnet Alec aussuchen! Er war doch gerade auf dem Weg der Besserung!" schniefte sie und wischte sich ein paar Tränen weg, die ihre Wangen hinunter kullerten."Ich weiß du vermisst den alten Alec, ich verstehe das. Aber er wird nie wieder so sein wie er mal war. Wir alle verändern uns...manchmal merkt man das nicht einmal. Aber wir wachsen an den Dingen die uns passieren, wir werden dadurch stärker. Er wird zwar nicht wieder der alte sein, aber zusammen schaffen wir das ihn wieder auf die Beine zu kriegen." versicherte ich ihr und zog sie in meine Arme. "Ich habe Angst, dass er wieder aufgibt." schniefte sie und ich sah sie fragend an. "Er hat schonmal versucht sich umzubringen. Das war kurz nach dem Tod von Isabelle und Maryse. Er hatte wochenlang kein Auge zu gemacht und nichts gegessen...duschen war für ihn der Horror, selbst Händewaschen war ein Kampf. Robert hat Monate gebraucht um Alec wieder unter die Dusche zu bekommen...ohne Panikattacke. Mittlerweile geht es und er kann duschen und sich die Hände waschen, aber er geht weder in Pools noch in Badewannen. Er bekommt Panik und dann geht gar nichts mehr. Er wäre vor ein paar Wochen fast ertrunken, weil es jemand lustig fand ihn in den Pool zu schubsen." erklärte Lydia betroffen und nahm Alec's Hand.
Der Junge der vor mir im Wagen schlief verbarg mehr als man zu Anfang vermuten konnte.
"Zusammen schaffen wir das! Wir sorgen dafür, dass er wieder normal leben kann, versprochen." versicherte ich ihr und gab ihr ein Taschentuch. Lydia nahm es dankend entgegen und legte das Sandwich in seiner Tüte auf den Sitz neben Alec, ehe sie sich die Tränen abwischte. Kurz darauf kamen auch schon Robert und Sarah zu uns. "Alles ok?" fragte Robert besorgt, als er Lydia sah. "Ja...alles gut." murmelte sie und ging zusammen mit Sarah zu dem anderen Wagen.Robert hingegen sah mich fragend an. "Ich erzähle dir alles im Wagen, aber wir haben alles wieder unter Kontrolle." entgegnete ich kurz angebunden und sah noch ein letztes Mal zu Alec, ehe ich die Autotüre schloss und auf der anderen Seite einstieg. Robert setzte sich hinter das Steuer und es ging wieder los. "Halten wir wirklich an einem Hotel oder fahren wir durch?" fragte ich Robert nach einer Weile. "Ich bin mir noch nicht sicher. Eigentlich möchte ich Alec nicht noch mehr Stress aussetzen, als nötig." antwortete Robert nachdenklich. "Wir können uns auch abwechseln und ich fahre ab dem nächsten Stopp weiter. Das ist kein Problem. Ich glaube es wäre gut für Alec, wenn er nicht noch in ein Hotel müsste." sagte ich und sah auf Alec hinunter, der sich an meine Schulter kuschelte. "Ok...wir besprechen das beim nächsten Stopp mit Sarah und Lydia." entgegnete Robert gelassen und konzentrierte sich wieder auf die Straße.
Ich erzählte ihm danach was während unseren Stopps passiert war und auch er wirkte sehr beunruhigt. Nach einigen Minuten bewegte Alec sich leicht und ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf ihn. Langsam schlug er seine Augen auf und sah sich erstmal um. "Wir fahren wieder. Ich hab mir gedacht, dass du erstmal etwas Schlaf brauchst." sagte ich leise und nahm seine Hand. Müde lächelte Alec und schob sich mit einer Hand ein paar Haare aus dem Gesicht, seine Hand versank fast in dem Ärmel seines Pullovers. "Was ist los?" fragte ich ihn leise und fuhr ihm durch die Haare. "Ich...Ich hab nur Kopfschmerzen." murmelte er heiser und runzelte vor Schmerz die Stirn. Vorsichtig zog ich ihn in meine Arme. "Versuch noch etwas zu schlafen, vielleicht geht es dir dann besser." schlug ich vor, doch Alec schüttelte nur leicht den Kopf. Er vergrub seinen Kopf in meiner Schulter. "Also lieber kuscheln?" murmelte ich amüsiert und Alec brummte zufrieden.
Ich strich ihm beruhigend über die Seite und er seufzte zufrieden. So blieben wir eine Weile lang sitzen bis ich merkte wie meine Augen immer schwerer wurden irgendwann schlief ich einfach ein. Das letzte was ich mitbekam war, dass Alec mich in eine bequeme Position lehnte und meinen Kopf auf seiner Schulter ablegte. Danach schlief ich tief und fest ein.
ALEC
Ich merkte langsam wie Magnus neben mir müde wurde, er hatte nach der ganzen Hilfe die er mir in den letzten Wochen gegeben hatte auch mal etwas Ruhe verdient. Während Magnus friedlich schlief und mein Vater auf die Straße achtete fiel mein Blick auf die Tüte mit dem Sandwich auf meinem Schoß. Ich hatte Lydia versprochen etwas zu essen, außerdem hatte ich schon etwas Hunger. Ich hatte nur Angst, dass ich mich wieder übergeben musste. Ich schluckte nervös und öffnete mit zittrigen Fingern die Tüte um das Sandwich herum. Ich nahm eine Gurkenscheibe und versuchte vorsichtig sie zu essen, zu meiner Überraschung funktionierte es und ich konnte sie sogar schlucken.
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Call it hell
Fiksi PenggemarKann man in einem Leben voller Dunkelheit überhaupt noch das Licht sehen? Kann eine Person dafür sorgen, dass man wieder lacht, wieder weint, wieder lebt?