MAGNUS
Alec war nicht nur psychisch vollkommen am Ende, sondern auch körperlich. Der psychische Stress hatte zu meinem Bedauern auch Auswirkungen auf seine Gesundheit. Alec konnte nicht mehr essen! Das war ziemlich gefährlich, er musste was essen! Als ich damit fertig war den Eimer auszuwaschen ging ich zurück zu Alec, der mittlerweile auf meinem Bett kauerte. Er war fertig! Ich stellte den Eimer neben mein Bett und half Alec dann dabei sich richtig hin zu legen. „Alles wird gut, du wirst sehen. Morgen geht es dir bestimmt etwas besser." sagte ich leise und deckte ihn zu, während er bereits am einschlafen war. Ich machte mir am meisten Sorgen darüber, dass Alec nicht richtig sprechen konnte...würde er es je wieder können? So viele Dinge schwirrten mir durch den Kopf, dass ich kaum noch klar denken konnte! Morgen würde ich zusammen mit Alec und seinen Freunden und der Familie zurück fahren, ich war wirklich gespannt wie Alec so wohnte.Ein leises Klopfen riss mich aus meinen Gedanken, es war Sarah. „Wie geht's ihm?" fragte sie besorgt und setzte sich zu mir. „Er hat vor dem essen gesprochen, nur kurz und ziemlich leise...aber seitdem nicht mehr. Ich mach mir ernsthaft Sorgen, er hat sich krampfhaft übergeben müssen und ist komplett am Ende. Was ist, wenn er das nicht packt?" sprudelte es überfordert aus mir heraus. „Das wird schon! Alec ist stark! Es ist doch ein Fortschritt, wenn er gesprochen hat. Was ich mir aber vorstellen könnte ist, dass er ein Trauma hat und vielleicht nur sprechen kann, wenn er sich wohl fühlt und keine Angst hat. Aber ich kann mir das morgen Früh mal ansehen. Vielleicht kann ich ihm helfen, es ist glaube ich auch besser wenn ich versuche ihm zu helfen. Ich bin zwar Psychologin, aber er kennt mich ja schon, das dürfte ihm etwas von der Angst nehmen. Aber das wichtigste ist, dass er sich selbst nicht so unter Druck setzt!" schlug sie vor und legte mir eine Hand auf die Schulter.
Sarah war wirklich nett und ich hoffte inständig, dass wir Alec zusammen helfen konnten. Sie blieb noch eine Weile bei mir und erzählte mir wie sie Alec kennengelernt hatte, dabei erfuhr ich auch, dass er sie davor bewahrt hatte entführt zu werden. Nach einer Weile verabschiedete sich Sarah dann auch von mir und ging ins Bett. Ich selbst sah Alec noch eine Weile dabei zu wie er schlief, ehe ich mich zu ihm legte und in meine Arme zog. Er brummte zufrieden und kuschelte sich dichter an mich. Mit einem zufriedenen Grinsen auf den Lippen schlief ich ein und Träumte die ganze Nacht über von Alec wie er im Club tanzte und lachte.
ALEC
Früh am Morgen wachte ich auf und merkte, dass ich in Magnus Armen lag. Ich hatte tatsächlich relativ ruhig geschlafen, zu meiner Überraschung war ich auch nicht so erschöpft wie sonst. Vorsichtig löste ich mich aus Magnus Griff und stand auf, ich konnte einfach nicht länger schlafen. Leise ging ich zu meiner Tasche hinüber und suchte mir frische Kleidung heraus, ich verschwand damit im Bad und zog mich um. Als ich fertig war sah ich noch ein letztes Mal in den Spiegel über dem Waschbecken. Ich trug eines meiner schwarzen Shirts und meine schwarze Jogginghose, dazu hatte ich mir eines der Holzfällerhemden angezogen. Als ich allerdings zu meinem Gesicht kam verschwand meine eigentlich gute Laune wieder, meine Augen waren beinahe schwarz unterlaufen und die Blessuren vom Autounfall waren auf meiner bleichen Haut sehr deutlich zu sehen. Schnell wandte ich meinen Blick wieder vom Spiegel, ich ertrug es nicht das alles zu sehen!Möglichst leise ging ich durch Magnus Schlafzimmer ins Wohnzimmer und direkt hinaus auf den Balkon. Mit zittrigen Fingern holte ich meine Zigarettenschachtel aus meiner Hosentasche und zündete mir eine meiner Zigaretten an. Ich sog tief die Luft ein und hielt sie einen Moment an, ehe ich den Rauch ausatmete. „Hi." sagte plötzlich jemand hinter mir und ich zuckte vor Schreck zusammen. „Oh, tut mir leid! Ich wollte dich nicht erschrecken." entschuldigte sie Sarah und trat neben mich an die Hauswand. "Ich wollte fragen wie es dir geht." fügte sie noch hinzu und sah mich besorgt an. Als ich ihr antworten wollte bekam ich allerdings kein Wort hervor, es war nur ein heiseres Krächzen. Frustriert schnaubte ich und zog erneut an meiner Kippe. „Hey...schon ok. Mach dir keinen Druck, wir bekommen das schon wieder hin. Es ist wichtig, dass du dir so viel Zeit nimmst wie du brauchst. Dein Vater und ich haben uns gestern noch lange unterhalten...wir halten es für gut, wenn wir beide über das Geschehene reden. Ich werde dich durch die gesamten Aussagen und Verhandlungen begleiten. Und auch wenn du wieder zur Schule gehst bin ich da, ebenso wie Magnus. Wir machen das alles in deinem Tempo, also nimm dir die Zeit, die du brauchst." versicherte sie mir und strich mir beruhigend über den Arm, danach verschwand sie wieder nach drinnen.
Ich wurde also wieder wie ein rohes Ei behandelt! Das war das letzte was ich wollte! Ich wollte weder mit Sarah reden, noch mit meinem Dad oder Magnus! Ich wollte das alles doch einfach nur vergessen, aber das alles hatte sich in meinen Kopf eingebrannt. Als Sarah wieder nach drinnen ging ließ ich mich an der Hauswand hinunter rutschen und zündete mir eine weitere Kippe an. Ich blieb mehrere Stunden hier draußen sitzen und rauchte eine Kippe nach der anderen.
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Call it hell
FanfictionKann man in einem Leben voller Dunkelheit überhaupt noch das Licht sehen? Kann eine Person dafür sorgen, dass man wieder lacht, wieder weint, wieder lebt?