Auf Eliahs Couch unter der Kuscheldecke fühlte ich mich zum ersten Mal wieder richtig sicher. Die Decke beschützte mich vor allem außenstehenden und hüllte mich nebenbei in eine angenehme Wärme.
Ich konnte Eliah in der Küche hören, wie er gerade etwas zu essen zubereitete, denn anscheinend schob er mein schlechtes Wohlbefinden auf Hunger. Wobei ich überhaupt keinen Hunger hatte. Mir war nach wie vor zum kotzen zu mute.Ich wollte mit Eliah reden. Darüber, was ich gerade sehen musste. Über die Verfassung seines Rudels. Über den Umgangston, der hier herrschte. Über diese armen Kinder.
Aber ich hatte Angst. Ich wusste nicht, wie Eliah reagieren würde und obwohl ich wusste, dass er mir niemals etwas antun würde, fürchtete ich mich vor diesem Gespräch. Auch, wenn es unumgänglich war.Unweigerlich begann ich Lukas als Alpha mit Eliah zu vergleichen. Während Lukas mit ruhiger, liebevoller Hand über sein Rudel herrschte und jeder zu ihm aufsah, weil er jedem das Gefühl gab wertvoll und ein wichtiger Teil eines großen Ganzen zu sein, hatte hier jeder Angst. Keiner, zumindest nicht die breite Masse, fühlte sich wertvoll und es schien als konnte man sich hier nur mit Brutalität einen Namen machen und Ansehen erhalten. Jeder, der dazu nicht in der Lage war, wie die älteren Menschen auf dem Platz oder die Kinder, musste extrem unter Angst leiden.
Plötzlich bemerkte ich, dass ich nur Wölfe gesehen hatte, die entweder etwa so alt wie Eliah waren, beispielsweise Jim, Emilia und Bernard oder jünger oder schon sehr alt waren. Wie der Doktor oder die Menschen auf dem Platz.
Ich hatte niemanden gesehen, der etwa das Alter meiner Eltern gehabt hatte - Mitte Ende Vierzig, Anfang Fünfzig. Waren sie alle auf Patrouille? In den Häusern? Wie konnte es sein, dass ich nicht einen einzigen in diesem Alter gesehen hatte?
Wo waren sie? Und vor allem, wo kamen dann die etwa zwanzig Kleinkinder her? Wohl kaum von den Jugendlichen.Der Gedanke an Eliahs stolzen Blick als er die Jugendlichen auf der Wiese 'trainieren' hatte sehen, löste bei mir eine Gänsehaut aus. Eliah unterstützte diese Brutalität und insgeheim wusste ich auch, dass er überhaupt erst der Initiator davon war. Ein Rudel handelte so wie sein Alpha.
Fazit, Eliah musste mit brutaler Hand sein Rudel führen.Ich biss mir fest auf die Lippe.
Eliah war so ein lieber Mann. So zuvorkommend und zärtlich. Dato hatte ich noch nicht erlebt, dass Eliah gewalttätig oder handgreiflich geworden war. Ich hatte es nie miterlebt. Ich war zwar dabei, aber meistens war ich ohnmächtig.
Ich erfuhr immer erst im Nachhinein davon und um ehrlich zu sein war ich darüber froh.
Ich wollte den gewalttätigen, angriffslustigen, brutalen Eliah nicht kennenlernen. Allein, wie sein Rudel auf ihn reagierte, zeigte, dass mit diesem Eliah nicht zu spaßen war.Ich konnte kaum glauben, dass mein Eliah, mein Gefährte, zu so etwas in der Lage war. Er erschien mir wie Lukas. Wie ein liebevoller, gerechter Alpha. Doch allein das Ausmaß von Henriks Strafe, welche völlig überzogen war, zeigte, dass Eliah offenbar alles andere als gerecht handelte.
Mag sein, dass es stark mit hineingespielt hatte, dass Henrik auf mich, Eliahs Gefährten, losgegangen war, was ich bis zu einem gewissen Grad sogar noch verstehen konnte, aber momentan zweifelte ich daran, dass Eliah in einer anderen Situation milder reagiert hätte.Unweigerlich kam mir Bernard in den Sinn. Seine Narben. Plötzlich schien es gar nicht mehr so abwegig, dass es Eliah gewesen war.
Schockiert setzte ich mich auf.
Ob Eliah Henrik wissentlich Narben zugefügt hatte? Als Bestrafung? Ob er Henrik genauso gekennzeichnet hatte wie Bernard?
Henrik wollte mir nicht sagen, was ihm alles angetan wurde. Offensichtliche Narben hatte ich keine entdeckt, aber nachdem er angezogen war, konnte es genauso gut sein, dass er dennoch welche bekommen hatte.
Ich atmete tief ein. Das konnte nicht sein. Ich hoffte, dass Eliah ihm keine Narben zugefügt hatte. Das durfte er nicht. Nicht wegen so etwas.
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Degradierung - vom Beta zum Omega ✓
WerewolfDer junge Beta Finn hat mit seinen gerade mal 18 Jahren schon viel im Rudel erreicht. Er hatte sich nach oben gearbeitet und ist durch und durch zufrieden. Einzig, seine Gefährtin fehlt ihm noch, doch er ist zuversichtlich sie bald zu finden. Als F...