50 - ein Freund

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Mein Körper wurde von unkontrollierten Schluchzern geschüttelt und nur schwer kam ich dazwischen zu Atem, während Bernard überfordert neben mir stand.
Aufgrund der späten Uhrzeit hatte ich den Krieger unfreundlicherweise aus dem Schlaf gerissen, was man ihm auch deutlich ansah, denn nur in Boxershorts bekleidet stand er mit kleinen Augen und umgemachten Haare vor mir.

Ich wollte ihm erklären, was los war, aber jedes meiner Worte wurde von den Schluchzern verschluckt und erhöhte das Risiko schlussendlich wirklich an meinen Tränen zu ersticken.

»Bitte beruhig dich etwas. Bitte hör auf zu weinen.«, murmelte Bernard, dem die Situation gerade sichtlich über den Kopf wuchs.

Er hatte recht. Ich musste mich beruhigen. Weinen würde mir in meiner Situation nicht weiterhelfen. Wobei mir momentan wahrscheinlich gar nichts weiterhelfen würde.
Außer, wenn Eliah zur Besinnung kommen würde.

Mit zitternden Händen versuchte ich meine Tränen aus dem Gesicht zu wischen und atmete tief durch.
Tatsächlich funktionierte es etwas und schon bald stoppten die Tränen.

»Gut so.«, lobte mich Bernard und strich mir zaghaft über den Arm.
»Was ist denn passiert?«, fragte er zögerlich, anscheinend hatte er Angst, ich würde gleich wieder losweinen, wenn er etwas falsches sagen würde.
»Hat er etwas von unserem Ausflug mitbekommen?« Er versuchte ruhig und gefasst zu wirken, aber die Panik konnte man klar in seinen Augen erkennen. Er wusste, was ihm blühen würde, wenn Eliah davon Wind bekommen würde.

Ich schüttelte schnell den Kopf. »Ne-ein. Er... hat bemerkt, dass ich etwas geändert habe.« Meine Stimme war brüchig und ich schämte mich beinahe für meine Schwäche. Ich verfluchte den Omega in mir. Mein ehemaliges Beta-Dasein würde jetzt nicht heulen hier stehen.

Die Entfernung zu Eliah machte sich bereits bemerkbar und der Streit nagte ungemein an mir.
Ich wollte ihm das alles nicht so an den Kopf werfen, aber seine Worte hatten mich verletzt. So sehr, dass ich den Trennungsschmerz gerne auf mich nahm um für eine Weile etwas Abstand zu ihm zu haben.

Sah er in der Markierung wirklich nur einen Biss? War sie für ihn wirklich so bedeutungslos?

»Oh man, der Sturbock.«, murmelte Bernard schlaftrunken und strich sich die Haare von der Stirn.
»Er hat dir aber nicht wehgetan, oder?« Panisch riss er die Augen auf als ihm diese Möglichkeit bewusst wurde.
Ich schüttelte den Kopf. »Körperlich nicht.«

Mitfühlend zog Bernard die Augenbrauen zusammen. »So ein Idiot.«, murrte er mehr zu sich als zu mir, ehe er sich umsah. »Was hat er denn gesagt?«

»Das... das ich kein Recht dazu hatte und, dass die Markierung nur ein Biss ist.« Bernard zog augenblicklich zischend die Luft ein. »Nur ein Biss?«, wiederholte er mit großen Augen.
Ich nickte. Das nächste Schluchzen steckte bereits in meiner Kehle.

»Bah, er soll froh sein, seinen Gefährten gefunden zu haben. Einer, der es zur Abwechslung mal gut mit dem Rudel meint.« Bernard schüttelte den Kopf. »Hoffentlich kommt er bald zur Besinnung.«

Ich konnte abermals nur nicken. Hoffentlich würde Eliah wirklich bald zur Besinnung kommen. Ich wollte nicht länger mit ihm gestritten sein und nicht in seiner Nähe sein können. Ich wollte, dass wir zusammen - als Team - dieses Rudel leiteten. Von mir aus, könnte die Verteilung auch 70/30 sein, solang er sich meine Meinung anhört und sie zumindest etwas in seine Entscheidung mit einbezieht.

»Ich habe leider kein Gästezimmer, ab–« »Die Couch ist vollkommen in Ordnung.«, unterbrach ich ihn schnell. »Ich möchte dir keine Umstände machen und vor allem will ich dich nicht aus deinem Bett verscheuchen.«

Degradierung - vom Beta zum Omega ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt