63 - Enno

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Offenbar hatte die kleine Bohne meine Worte gehört und sich entschieden mir zu antworten.

Von gestern auf heute war mein normaler Hunger wieder zu penetranter Übelkeit umgestiegen. Diesmal so heftig, dass ich mich nicht einmal in der Nähe der Küche aufhalten konnte.

Die Toilettenschüssel war an diesem Morgen mein bester Freund, der mir in dieser schweren Zeit Halt bot, und sich ohne zu meckern mein Gekotze anhörte.

»Ach Gottchen, Finn.«
Mona kam überrascht ins Badezimmer und kniete sich sofort zu mir. Beruhigend strich sie mir über den Rücken bis mein Magen endlich entschieden hatte komplett leer zu sein und ich mich wieder von der Schüssel lösen konnte.

»Gehts?« Sie half mir auf die wackligen Beine und sofort spülte ich mir den Mund aus.

»Ja, geht schon, danke. Ich hab wohl was gegessen, was mir nicht ganz gut bekommen ist.« Schwach lächelte ich sie an und hoffte, dass sie meine Lüge kaufen würde.
Gott sei Dank nickte sie schnell und strich mir ein letztes Mal über den Rücken.

»Leg dich vielleicht nochmal ein bisschen hin und schlaf. Dann kann sich dein Magen wieder beruhigen.« Sie lächelte mich sanft an und begleitete mich noch bis in Eliahs Zimmer.
»Ich mache zum Mittagessen eine leichte Suppe, ja?«

Ich bedankte mich bei ihr und mit einem letzten schiefen Lächeln trat ich zurück ins Zimmer.
Tatsächlich erschöpft, obwohl ich eine erholsame Nacht hinter mir hatte, zog ich meine Hose aus und schlüpfte unter die Bettdecke.

Ich wünschte Eliah an meine Seite, vermisste seine Nähe und seine Wärme und während ich einschlief wanderte meine Hand automatisch unter meinem Shirt auf meinem Bauch.
Langsam driftete ich weg, während mein Kopf bereits von einem dicken Babybauch träumte.

Ich zuckte erschrocken aus dem Schlaf und sah mich im ersten Moment verwirrt um.
Schnell realisierte ich, wo ich war und zog die Decke enger um meinen Körper. Ich hatte einen lebhaften Traum von unserem Baby und Eliah.
Eliah, der mit einem breiten Grinsen, mit unserem schwarzhaarigen Baby auf dem Arm auf dem Sofa saß.

In meinem Traum wirkte er glücklich und zufrieden.

Die harte Realität erschlug mich nach diesem Traum umso stärker und schluchzend holte ich das Ultraschallbild aus der Nachttischschublade.

Mit meinen Baby fest vor Augen rutschte ich wieder tiefer ins Kissen, zog die Decke über meinen Kopf und genoss den wärmenden Schutz unter dem Lacken.
Hier waren mein Baby und ich sicher.

Ich wusste nicht, wie lange ich einfach so dalag unf mein Kind betrachtete.

Ich wollte es nicht töten. Ich wollte es austragen und zur Welt bringen. Ich wollte ihm eine schöne Kindheit ermöglichen und zwei liebevolle Eltern geben.
Ich wollte mit Eliah eine Familie gründen.

Fahrig strich ich mir die übrigen Tränen aus dem Gesicht, versteckte das Ultraschallbild wieder sicher im Nachttisch und legte mich noch ein letztes Mal auf den Rücken, bevor ich aufstehen wollte.

Genau in dem Moment klopfte es an der Tür und in der Annahme, dass es Mona wär bat ich sie herein.

Doch statt Mona trat ein großer, blonder Mann ein. In seinen Händen hielt er ein volles Tablet, welches gefährlich wackelte als er versuchte die Tür richtig aufzustoßen, doch die wollte nicht so wie er.

Ich sprang schnell aus dem Bett und half dem Fremden, bevor er noch die köstlich riechende Suppe fallen ließ.

»Danke.«, lächelte er höflich und stellte das Tablett am Schreibtisch ab.

Degradierung - vom Beta zum Omega ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt