42 - neue Ängste

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Seit unserem Tag bei Eliahs Eltern waren mittlerweile eineinhalb Wochen vergangen.
Nach einigen Streitgesprächen und auch vereinzelten geflossenen Tränen meinerseits, hatte Eliah eingesehen, dass er nicht über mich bestimmten konnte und damit hatte ich mir endlich das Recht erarbeitet mich frei im Rudel bewegen zu können, ohne, dass Eliah dabei einen Tobsuchtanfall bekommen würde. Ein Recht, das ich seitdem bis ins Maximum ausreizte.

Auf meine Frage hin, ob er nicht ein Rudelversammlung einberufen wollte, um mich offiziell als Luna vorzustellen, meinte er nur, dass es hier so etwas nicht gibt und sowieso jeder wusste wer ich war.
Natürlich versuchte ich daraufhin ihn gleich zu einer Rudelversammlung zu überreden, aber anscheinend hatte meine Glückssträhne ein Ende, denn außer meiner Bewegungsfreiheit innerhalb des Rudels, schenkte Eliah meinen Verbesserungsvorschlägen keinerlei Aufmerksamkeit.

Er nahm mich noch nicht einmal mit ins Büro.

Die ersten Tage hatte ich deswegen etwas geschmollt, dann hatte ich jedoch erkannt, dass Bitten und Betteln zu nichts führen würde, deswegen nahm ich die Dinge nun selber in die Hand.

Meine erste Amtshandlung als Luna war die brutalen Trainingseinheiten zu stoppen.
Also inoffiziell. Eliah wusste davon nichts.

Ich hatte Bernard - er war derjenige, der das Sagen hatte, wenn es um das Training ging - zur Seite genommen und ihm, in einem überraschenderweise sehr verständnisvollen Gespräch, meine Ansichten erklärt und meine Änderungen vorgeschlagen. Ohne groß einen Aufstand zu machen, hatte mir der Krieger in allen Punkten zugestimmt und mir versprochen, diese sogleich um zusetzten. Was mir dabei jedoch den Boden unter den Füßen wegzog, war die Tatsache, dass es Eliah war, der diese brutalen Regeln für das Training angewiesen hatte.
Bernard war nie dafür gewesen, aber seinem Alpha konnte er nichts entgegensetzten, weshalb er seine Befehle umsetzten musste. Jetzt, da ich jedoch die Luna des Rudels war und damit beinahe genauso wie Sagen hatte wie Eliah, nahm Bernard meine Anweisung gerne an.

Sein Tatendrang gefiel mir und nachdem ich mehrmals probeweise auf der Trainingswiese vorbeigeschaut hatte, konnte ich zufrieden feststellen, dass Bernard sich meinen Rat zu Herzen genommen hatte.
Den Jugendlichen konnte man direkt ansehen, dass ihnen das Kampftraining gleich viel mehr Spaß machte und einige viel besser dahinter waren als vorher. Vereinzelt war ich schon in Gespräche mit den Jugendlichen - die nicht viel jünger als ich selber waren - verfallen und wusste daher aus erster Quelle, dass meine Änderungen gut ankamen.

Insgeheim fürchtete ich mich etwas vor Eliahs Reaktion, wenn er bemerkte was hier vor sich ging, aber ich vertraute weiterhin auf seine Worte, dass er mir nie weh tun würde.
Das war wahrscheinlich auch der Grund warum ich mich so weit aus dem Fenster lehnte.

In meiner Eliah freien Zeit, von welcher ich in den letzten Tagen leider sehr viel hatte, verbrachte ich viele Stunden bei den Kindern. Anfangs waren sie von meiner Anwesenheit nicht begeistert. Sie hatten Angst, wollten nicht spielen, trauten sich kaum sich zu bewegen, obwohl ich ihnen mehrmals versichert hatte, dass ich ihnen nichts tun würde und sie sich normal benehmen konnten.
Erst nach drei Tagen hatten sie sich langsam an mich gewöhnt, aber erst nach einer Woche konnten sie auch in meiner Anwesenheit ungestört spielen und schreckten nicht mehr zusammen, wenn ich den Raum betrat.

Auch die anderen Rudelmitglieder wurden mir gegenüber etwas zutraulicher.
Sie wirkten nicht mehr so eingeschüchtert, lächelten mich an und unterhielten sich sogar mit mir, wenn ich sie ansprach.

Eliah gefiel mein offener Umgang mit seinen Rudelmitglieder nicht - das wusste ich -, aber er sagte nichts dazu.
Er wusste, dass ich sowieso machen würde was ich wollte und es nur in Streit ausarten würde. Insgeheim hoffte ich, dass er tief in seinem Inneren vielleicht selber weiß, dass der Zustand hier katastrophal war und meine Bemühungen ihm nur Vorteile verschafften. Andererseits hatte ich mittlerweile realisiert, dass Eliah es anscheinend als Machtverlust aufnahm, wenn er sich mit seinen Rudelmitgliedern auf eine Stufe stellte. Durch Gespräche auf Augenhöhe fühlte er sich hinabgestuft und ich glaubte, dass er Angst davor hatte, seinen Titel als Alpha zu verlieren.
Was schlicht unmöglich war, denn ein Alpha konnte seinen Titel nicht verlieren. Außer er wird getötet, aber innerhalb seines Rudels war diese Option schlich unmöglich, denn keiner - nicht einmal Bernard - könnte sich mit Eliah messen. Dem war ich mir sicher. Deswegen brauchte Eliah auch keine Angst um seinen Titel haben.

Degradierung - vom Beta zum Omega ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt