47 - zurück nachhause

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Bernard hatte mir versteckte Ecken in Eliahs Revier gezeigt, die ich bis dato noch nicht gesehen hatte und nach langem Hin und Her und nur dank meiner einzigartigen Überredungskünste war er widerwillig sogar die Grenze mit mir abgelaufen. Offenbar hatte er von Eliah die Anordnung bekommen mich von eben dieser fernzuhalten, weil es wohl viel zu gefährlich war.
Papperlapapp.

Was soll mir mit Bernard, dem besten Krieger in diesem Rudel, an meiner Seite schon groß passieren?
Außerdem wusste ich mich auch zu verteidigen, auch wenn ich etwas von meiner Kraft einbüßen musste und auch schlechtere Reflexe hatte, wusste ich was ich machen musste. 

Für meinen Omegawolf war anstrengend mit Bernard mitzuhalten, obwohl er sowieso schon versuchte langsamer zu gehen und auch die Länge des Weges hatte ich irgendwie unterschätzt.

Ich hätte nicht gedacht, dass Eliahs Revier wirklich größer war als Lukas, aber aufgrund der Dauer der Umrundung und meinen schmerzenden Pfoten wurde ich eines besseren belehrt.
Insgeheim staunte ich abermals darüber, was Eliah alles erreicht hatte.

Bernard war ein angenehmer Wegbegleiter.
In seiner Wolfsform war seine quirlige Art etwas eingeschränkt, wodurch er so zumindest die meiste Zeit den Mund hielt und nicht andauernd meinen Kopf mit seinen wirren Gedanken zumüllte.

Nach einer Weile kamen wir in ein mir bekanntes Gelände, welches ein aufgeregtes Kribbeln in meinen Pfoten auslöste. Wir kamen Lukas Revier und damit meinem Rudel näher.

Die Grenze schien so leicht überwindbar und plötzlich drängte mich alles in mir dazu hinüber zu treten und meinen Freunden einen Besuch abzustatten.

Noch war unser Revier nicht in Sichtweite, aber gleich.
Ich warf einen abschätzenden Blick zu Bernard.
Was würde er machen, wenn ich die Grenze übertrat? Würde er mir folgen?

Er hatte die Ansage, dass er auf mich aufpassen musste. Dementsprechend ging ich eigentlich davon aus, dass er mir folgen würde.
Würde er versuchen mich zurück zu drängen oder würde er mich meines Weges weiterhin begleiten?

Sein großer grauer Wolf trabte gemächlich neben mir her. Die Schnauze knapp über dem Waldboden und wie ein junger Welpe drückte er diese ab und an in den feuchten Boden.
Wahrscheinlich verlief knapp unter der Oberfläche ein Maulwurf- oder Mäusebau, welcher Bernards Aufmerksamkeit auf sich zog.

Mit langsamen Schritten ging ich auf die Grenze zu, die Eliahs Revier von unserem trennte und streckte meine Schnauze gen Himmel um Gerüche meiner Kollegen aufnehmen zu können.
Vor einiger Zeit war eine Patrouille vorbeigekommen, aber in direkter Nähe war momentan keiner.

Bernard war ebenfalls stehen geblieben und betrachtete mich neugierig, während seine Zunge hecheln heraushing.

Vorfreudig wedelte ich mit meiner Rute, was Bernard mir gleich nachahmte.
Er war doch irgendwie ein Welpe in einem riesen Körper. Der Gedanke erheiterte mich und ließ mich automatisch schneller wedeln.

Ich genoss es hier in meiner Wolfsform im Wald zu stehen und die Gerüche meines Rudels in der Schnauze zu haben. Ich vermisste diese Chaoten schon sehr.

Schneller als ich es bemerkt hatte, traten meine Poften selbstständig über die nur durch Geruch gekennzeichnete Grenze und sofort kam ein warnendes Knurren von Bernard, der davon keinesfalls angetan war.
Natürlich nicht. Ich handelte ihm wahrscheinlich nur Ärger mit Eliah ein und eigentlich wollte ich das gar nicht, aber mein Rudel hatte eine derartige Anziehung auf mich, dass ich kaum dagegen ankam.

Ich verfiel in einen leichten Trab und entfernte mich von Bernard, der nervös an der Grenze auf und ab lief. Offenbar unwissend, ob er mir folgen sollte oder nicht.

Degradierung - vom Beta zum Omega ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt