39 - Eliahs Eltern

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Die Stimmung zwischen Eliah und mir hatte sich etwas gebessert. Er hatte mir versprochen, dass er mir meine Fragen beantworten würde, nachdem wir bei seinen Eltern waren und er würde mich markieren.

Ich war nervös, immerhin lernte ich heute meine Schwiegereltern kennen, aber Eliahs eigene Nervosität und Angespanntheit, ließ viel eher darauf schließen, dass er heute in meinen Schuhen stecken würde. So aufgewühlt war er nicht einmal als er meine Eltern kennengelernt hatte.

Gestern war ich nicht mehr bei den Kindern, aber nach einem langen Gespräch eng zusammengekuschelt in unserem Bett, hatte Eliah mir die Erlaubnis gegeben, die Zeit, die er mit Arbeit beschäftigt war, dort zu verbringen. Nicht, dass mich seine Erlaubnis groß interessierte. Ich wäre auch ohne bei der nächsten Möglichkeit dorthin gegangen.

Ich wollte das Gespräch wieder auf sein Rudel lenken, aber Eliah wirkte meinen Versuchen das Thema zu wechseln gekonnt entgegen.
Ich hatte schlussendlich aufgegeben. Ich würde es zu einem späteren Zeitpunkt wieder versuchen.

Spätestens, wenn Eliah mich markiert hatte und mich damit zur Luna seines Rudels machte, hatte ich sehr wohl ein Mitspracherecht in seiner Rudelführung, welches ich nicht unbenutzt lassen werde.
In Eliahs Rudel mussten schwerwiegende Änderungen vorgenommen werden und ich machte genau dies zu meiner persönlichen Aufgabe, denn so konnte es auf jeden Fall nicht weitergehen.

Mittlerweile saßen wir im Auto. Eliah hatte mir beim Frühstück eine kleine Einführung in seine Familie gegeben und mir erklärt, dass sie gut drei Stunden Autofahrt von hier entfernt wohnten, weshalb wir uns bereits relativ früh auf den Weg machten.

Seine Familie bestand neben seinen Eltern Mona und Rolf aus seinen drei kleineren Brüdern Enno, Elio und Elias. Lachend musste ich dabei feststellen, dass sich seine Eltern bei der Namensgebung ihrer Kinder treu geblieben waren.
Viele Details über die unterschiedlichen Personen, verlor Eliah dabei nicht, weil er wollte, dass ich sie selber kennenlernte. Schlussendlich wusste ich nur ihre Namen und dass Elio und Elias Zwillinge waren, eigentlich in der ursprünglichen Kinderplanung nicht vorgesehen und damit die Nachzügler und Nesthäkchen waren.

Eliah hatte von irgendjemanden einen atemberaubend schönen Blumenstrauß besorgen lassen, welcher für seine Mutter gedacht war.
Aus dem Gespräch heute Morgen konnte ich heraushören, dass seine Familie und er nicht das beste Verhältnis hatten, was wahrscheinlich auch der Grund für seine Nervosität war. Wer weiß wie lange er seine Eltern nicht mehr besucht hatte.

Für diesen Tag hatte ich tief in meine Trickkiste gegriffen und ein Hemd angezogen. Ich wusste nicht, wann ich das letzte Mal ein Hemd getragen hatte und je länger ich darüber nachdachte, desto eher glaubte ich, dass ich noch nie eines an hatte. Zumindest würde mir kein Anlass einfallen.
Eliah war so gütig und hatte es mir gebügelt - ich war tatsächlich verwundert, dass er wusste, wie so etwas ging -, obwohl er der Meinung war, dass ich viel zu viel Aufwand betrieb. Schlussendlich trug er jedoch selber ein Hemd.

Zu meinem weinroten Hemd trug ich eine schwarze Jeans, die locker auf meinen Hüften saß, damit ich nicht allzu spießig wirkte.
Zur Feier des Tages hatte ich sogar meine Haare versucht etwas zu stylen. Zwar konnte man die Mühe bereits jetzt schon kaum mehr erkennen, aber so konnte ich zumindest behaupten, dass ich es wenigstens probiert hatte.

»Wir sind gleich da.«, murmelte Eliah nervös und gespannt beobachtete ich die umstehenden Häuser. Die Siedlung, in die wir vor wenigen Minuten eingebogen waren, war groß und weitläufig. Jedes Haus war größer und pompöser als das davor.
Dieses Rudel musste riesig sein, das zeigte allein die Anzahl der Häuser.

»Finn... kannst du... magst du vielleicht, wenn sie fragen, nicht dein richtiges Alter nennen?« Überrascht riss ich meinen Blick von den vorbeiziehenden Häusern und sah meinen Gefährten an. Sichtlich nervös trommelte er mit dem Fingern auf dem Lenkrad. Kurz lächelte er mich zaghaft an, ehe sein gestresster Gesichtsausdruck wieder erschien. Es verlangte ihm offensichtlich viel ab hierher zu kommen.
»Wieso?« Im Gegensatz zu meinem Geschlecht hatte Eliah mit meinem Alter nie ein Problem gehabt. Zumindest hatte er mir dies nie offen gezeigt. Störte es ihn vielleicht doch?
»Ich weiß nicht, wie sie darauf reagieren werden, wenn ich einen Mann nach Hause bringe. Wenn sie, dann noch erfahren, dass du gerade Mal halb so alt bist wie ich, werden sie wahrscheinlich aus allen Wolken fallen.«, erklärte er sachlich und griff nach meiner Hand. Seine Hand zitterte leicht und war verschwitzt.
Ich drückte seine Hand aufmunternd und schenkte ihm ein Lächeln.
Eliah hatte sich zwar nicht mit Absicht jemand so jungen ausgesucht, dass mussten seine Eltern auch wissen, aber wenn er mich darum bat, dann würde ich das auch machen.
Meine Eltern hatten zwar kein Probleme wegen Eliahs Alter gemacht, da unser Altersunterschied dennoch erheblich war, konnte ich seine Sorgen verstehen.

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