Degradierung - vom Beta zum Omega ✓

20 - Eliah

Stumm saß ich auf dem zerfledderten Sofa und starre auf den Boden. Der fremde Wolf, der mich weggetragen hatte, hat sich als Jim herausgestellt. Er ist der Beta und gleichzeitig der beste Freund von Eliah. Unterwegs hatten wir nicht miteinander geredet, worüber ich auch sehr froh war, und alles was ich bis jetzt wusste, habe ich von seiner Gefährtin Marie erfahren.
Er hatte mich zu sich nach Hause gebracht, wo mich Marie sofort nett begrüßt hat. Sie war so viel netter und sanfter als ihr Gefährte und während Jim sich gleich wieder aus dem Staub gemacht hatte, hat sie sich gleich um Klamotten für mich gekümmert und stand nun in der Küche um mir 'Snacks' vorzubereiten, nachdem ich zu einem richtigen Essen nein gesagt hatte.

»Finn, komm doch zu mir in die Küche. Das Sofa kann man keinem zumuten.« Den letzten Satz sprach sie etwas geknickt aus. Ich erhob mich sofort erleichtert, das Sofa war tatsächlich eine Zumutung, und ging zu ihr in die Küche. Das Haus sah von außen sowie innen ordentlich und sauber aus und auch Marie und Jim wirkten sauber, nur das kaputte Sofa trübte den Schein irgendwie.

»Entschuldige das bitte. Mein Sohn ist zurzeit in der Pubertät und kann seine wölfischen Triebe nicht ganz unter Kontrolle halten.« Traurig lächelte sie. »Er und Jim haben gestern Abend auf der Couch etwas gerangelt und Henrik konnte irgendwann Spaß von Ernst nicht mehr unterscheiden, hat sich verwandelt und jetzt sieht unsere Couch so aus.«, erklärte sie kurz.
Ah, das erklärte einiges.

»Oh man. Die Jugend.«, lächelte ich etwas und versuchte dadurch die Situation etwas aufzuheitern. Marie begann wieder zu lächeln. »Ja, da hast du recht. Jim war in seinem Alter nicht anders.«

»Wie alt ist dein Sohn?«, fragte ich nach. Jim schien jetzt nicht so alt und Marie erst recht nicht. »Frische 16.«, lächelt sie und stellt ein Brett voller Obst und Kräcker vor mir auf den Küchentisch. Damit war er nur zwei Jahre jünger als ich. Überrascht hob ich die Augenbraue.

»Darf ich fragen wie alt du bist?« »33. Jim und ich sind uns schon sehr früh begegnet und nachdem er schon älter und erfahrener war wie ich musste es natürlich passieren, dass ich mit 17 schwanger wurde. Damals war es wirklich schlimm für uns, aber meine Eltern haben uns unterstützt wo sie nur konnten und jetzt kann ich mir mein Leben gar nicht mehr anders vorstellen.« Verliebt lächelte sie und sah dabei in die Ferne. »Meine Jungs.«, murmelte sie und bemerkte dann das sie etwas abgeschweift war.

»Greiff zu.« Ich bedankte mich und griff nach einer Himbeere, die mich schon die ganze Zeit angelächelt hatte. »Erzähl was über dich, Finn. Wie alt bist du? Was machst du so in deiner Freizeit?«

Anscheinend wusste Marie über mich Bescheid, denn sie kam mir mit so viel Freundlichkeit und Gastfreundschaft entgegen, obwohl sie mich erst seit vielleicht fünfzehn Minuten kannte.
Dieser Gedanke erfreute mich etwas. Das bedeutete, dass Eliah von mir erzählt haben musste. Oder zumindest von meiner Existenz.
»Ich würde viel lieber etwas über Eliah erfahren.«, murmelte ich schüchtern und stecke mir eine weitere Himbeere in den Mund.

Kurz konnte man Besorgnis auf ihrem Gesicht sehen, doch diese hat sie so schnell gegen ein Lächeln ersetzt, dass ich mir nicht mal sicher war, ob ich mich nicht getäuscht hatte.

»Ich denke, dass Eliah dir viel lieber selbst von sich erzählen möchte, deswegen werde ich mich kurzfassen.«
Ich war mir nach Eliahs zweimaliger Ablehnung nicht sicher, ob er mir jemals von sich erzählen würde. Geschweige denn, dass wir jemals miteinander sprechen würden.
Ich sehnte mich so sehr nach ihm und seinen Berührungen, doch er stieß mich andauernd von sich.
»Jim und Eliah sind seit dem Sandkasten beste Freunde und sind zusammen aufgewachsen. Als ich in Jim meinen Gefährten gefunden habe, wurde ich indirekt ein Teil der Zweiergruppe. Eliah ist ein richtig lieber Mann, der mit fester, ruhiger Hand über sein Rudel herrscht. Jeder hier ist zu hundert Prozent von ihm überzeugt und steht hinter ihm. Er hat wahrlich alle Führerqualitäten.«