16 - Schmerz

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Eliah.

Dieser Name.

Sofort tauchte der muskulöse Mann mit den schwarzen Haaren aus meinen Träumen in meinem Kopf auf.

Das kann nicht sein.

Panik durchzog meinen Körper und ich sprang erschrocken auf.

»Finn was machst du denn hier?« Melinda kam gerade mit einem Tablett aus der Küche und sah mich überrascht an. Mit schmerzverzerrten Gesicht hielt ich mich an der Sofalehne fest und atmete hektisch.

Das kann noch nicht wahr sein. Das kann nicht der Eliah aus meinen Träumen sein. Das geht nicht.

»Finn was machst du hier?« Die Bürotür, welcher ich den Rücken zugedreht hatte, wurde geöffnet und ich konnte Lukas verwunderte Stimme hören. Ich wollte nicht aufsehen.

Ich wollte diesen Mann nicht sehen, der mir aus meinen Träumen schon viel zu bekannt war.

Dieser zauberhafte Duft wurde immer stärker, woran ich erkennen konnte, dass diese eine gewisse Person direkt bei Lukas stehen musste.

Ich hörte sein starkes Herz klopfen und sein Duft vernebelte mir wie schon so oft die Sinne.

Ich schnappte nach Luft und wollte weiter auf Melinda zu gehen, die mittlerweile das Tablett beiseite gestellt hatte, doch ich konnte mich nicht bewegen. Ich stand wie festgefroren an der Rückenlehne des Sofas und krallte mich in dem Stoff fest.

»Mensch Finn.« Melinda kam zu mir und legte ihre Arme sanft um meinen Körper um mich stützen zu können. »Was machst du denn für Sachen? Du sollst doch im Bett bleiben.«
Ich antwortete nicht auf Melinda, da ich ihr ehrlich gesagt nicht zugehört hatte. All meine Sinne konzentrierten sich ausnahmslos auf diese eine Person. Der kräftige Herzschlag, das gleichmäßige Atmen, dieser Duft.

Melinda griff nach meiner Hand und wollte mich in Richtung Treppe ziehen.

Ich entriss mich jedoch ihrem Griff, ließ geistesabwesend die Sofalehne los und wollte mich ganz aufrichten, doch meine Beine gaben wieder unter meinem Gewicht nach.

Ich konnte nicht verhindern abermals wie ein Klappstuhl zusammen zuklappen und machte mich innerlich schon auf den Aufprall mit dem Boden bereit.
Doch ich landete nicht auf dem Boden.

Starke Arme fingen mich auf und retteten mich vor dem schmerzhaften Aufprall. Automatisch krallten sich meine Hände im Oberteil meines Retters fest und an der Kante der Ohnmacht versuchte ich einen Blick zu erhaschen.
Leider vergebens.

Ich spürte nur noch wie ich hochgehoben und gegen eine feste Brust gedrückt wurde. Dieser verführerische Duft umhüllte mich. Ich war dem Herzschlag so nach. Ich konnte den warmen Atem auf meiner Haut spüren.

»Eliah.«, flüsterte ich mit belegter Stimme und konnte spüren wie mein Retter mich fester an sich drückte. Ich fühlte mich wie auf Wolke sieben. Meine Schmerzen waren vergessen. All das Leid, dass ich als Omega verspüren musste war vergessen. In diesem Augenblick zählten nur noch wir. Nur noch Eliah.
Ich inhalierte tief seinen Duft, drückte mich fest an seinen muskulösen Körper, lauschte jedem Herzschlag und jedem Atemzug.

Ich spürte, dass wir irgendwo hingingen. Wohin war mir egal. Hauptsache Eliah war bei mir.
Eliah. Ich wollte ihn sehen, doch mein Körper war zu schwach um die Augen zu öffnen. Viel mehr konzentrierte sich mein Körper auf jede noch so kleine Bewegung meines Retters. Auf jedes Muskelzucken. Auf jeden Atemzug.
Zufrieden konnte ich nur aufseufzen.

Plötzlich wurde ich jemandem anderen in die Arme gedrückt.
Der warme Körper, der nahe Herzschlag, der warme Atem auf meinem Gesicht verschwanden. Zurück blieb ich in den Armen eines Fremden. Augenblicklich wurde mir kalt und ich fühlte mich so unwohl wie noch nie.
Ein kalter Windstoß blies an meinen Körper vorbei, weshalb ich zitternd die Augen aufschlug.
Danke Körper. Jetzt konnte ich plötzlich die Augen öffnen.

Lukas hielt mich auf den Armen, sah mich aber nicht an. Fest drückte er mich gegen seinen Körper und während er mit jemandem sprach. Ich konnte ihm nicht zuhören. Zu sehr kämpfte mein Körper mit der Enttäuschung einfach weitergereicht worden zu sein. Tränen stiegen in meine Augen.
Ich spürte Lukas regelmäßigen Herzschlag, welcher mich aber nicht im geringsten beruhigte.
Meine Augen starrten an Lukas vorbei an die Decke. Nur so konnte ich verhindern, dass meine Tränen über mein Gesicht laufen würden.

Im Augenwinkel konnte ich wahrnehmen wie Lukas nickte und sich dann in Bewegung setzte. Er drehte sich um und schnell merkte ich, dass er Richtung Treppe und weg von Eliah ging.

Panik stieg in mir auf. Ich wollte nicht weg.
Ich wollte bei Eliah bleiben.
In seinen Armen.
Für immer.

Ich griff nach Lukas Hals um mich nach oben ziehen zu können um einen Blick auf Eliah erhaschen zu können bevor wir die Treppen erklommen haben.
Mein Körper schmerzte bei dieser Bewegung, doch ich blendete es aus.

Ein groß gewachsener Mann mit schwarzen kurzen Haaren, die etwas durcheinander waren. Sein breiter Rücken war nur durch ein T-Shirt bedeckt, welches so eng anlag, dass seine Muskeln darunter sehr gut zur Geltung kamen. Seine schlanken Beine waren in eine Jeans gehüllt, die locker an seiner Hüfte hing. Er war gerade dabei die Haustüre zu öffnen. Seine Hand lag schon auf der Türklinke.

»Eliah.«, flüsterte ich.

Ich konnte sehen wie er stockte, jedoch drehte er sich nicht zu mir um.
Ich wollte sein Gesicht sehen. Ich wollte ihn sehen. Ihm nahe sein. Sein Herz an meiner Haut klopfen spüren. Seinen Atem in meinem Gesicht.
Eliah bitte dreh dich um.
Komm zu mir und nimm mich in den Arm.
Bitte.

Doch er tat nichts. Er stand regungslos, noch immer mit der Hand auf der Türklinke, da.

»Bitte.«, flüsterte ich ein letztes Mal, ehe ich sehen musste, wie er die Türklinke hinunterdrückte und ohne weiteres das Haus verließ.

Augenblicklich begannen die Tränen, die ich bis dato zurückhalten konnte, rasant über meine Wangen zu laufen. Ich fing an unkontrolliert zu schluchzen und klammerte mich automatisch an Lukas fest, welcher mich enger an sich drückte und seine Schritte verschnellerte.

Wieso war er gegangen? Er sollte da bleiben. Bei mir.

»Lukas.«, schluchzte ich und drückte mein Gesicht an seine Schulter.

»Shhh Finn. Es wird vorbei gehen.«, flüsterte Lukas sanft.

»Wieso tut es so weh?« Mein Körper wurde durch jedes Schluchzen erschüttert was meine Schmerzen neu aufflammen ließen.

Lukas sagte nicht, legte mich auf seinem Bett ab und zog die Bettdecke bis an mein Kinn. Ich fühlte mich wie ein kleines Kind und Lukas ist mein Vater.
»Versuch etwas zu schlafen.«
Sanft strich er mir durch die Haare.

»Eren.«, hauchte ich und zog die Decke fester an mich.
Lukas verstand sofort und nickte. Er strich mir noch einmal über die Haare und ließ mich dann alleine im Zimmer zurück.

Zum Glück ließ er die Tür einen Spalt offen, wodurch ich mich nicht ganz allein fühlte. Ich drehte mich schwerfällig auf die Seite und vergrub mein Gesicht im Kissen. Lukas Duft umspielte mich, doch ich konnte nicht anders als ihn schon beinahe zu verabscheuen.
Es war nicht der Duft, den ich wollte. Es war auch nicht das Bett in dem ich liegen wollte.

»Finn.«, flüsterte Eren als er das Zimmer betrat. Sofort kam er zu mir und setzte sich an den Bettrand. Ich konnte die Sorge aus seiner Stimme hören.

»Bitte leg dich zu mir.«, flüsterte ich, »Ich will nicht alleine sein.«

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