73 - Puh

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Ilkas Gesichtsausdruck war nicht entzifferbar, während sie weiterhin mit der Gerät über meinen Bauch fuhr und angespannt in den Bildschirm starrte. Alle paar Sekunden warf sie einen prüfenden Blick auf meinen Bauch als wolle sie sichergehen, dass er noch da war.

Sie räusperte sich, sagte jedoch nichts, sondern fuhr weiterhin über meinen Bauch. Was suchte sie da so lange? Letztes Mal hatte sie das Baby auch schnell gefunden. Mittlerweile müsste es doch größer sein, also warum konnte sie es nicht finden?

»Was 'Oh'?«, kam es mehr ängstlich als aufgebracht von Eliah, der meine Hand fest in seiner hielt und die andere weiterhin auf meiner Wange liegen hatte.

Doch auch diesmal kam nur ein leises »Oh...« aus ihrem Mund.

»Was 'Oh'?!« Eliahs Alphastimme hallte unangenehm im Raum wider und obwohl Ilka und ich nicht Teil seines Rudels waren, zuckten wir zeitgleich zusammen.

»I-ich habe so etwas noch nicht gesehen...«, antwortete Ilka nach wenigen Verschnaufpausen und richtete ihre großen Augen auf uns. »Und... ich verstehe es auch nicht.«, fügte sie leise hinzu und begann erneut über meinen Bauch zu fahren.

»Stimmt etwas nicht?«, fragte ich panisch und verschluckte das letzte Wort beinahe unter meinen Tränen.

»D-doch... nur... das ist so un– Ich...«, kam es abwesend von ihr, während ihre Augen sich wieder in den Bildschirm bohrten, und obwohl ihr Satz keinen Inhalt hatte, machte er mir so viel Angst, dass ich Eliah panisch zu mir zog und ich mein Gesicht an seine Brust drückte.

Mein Gefährte legte sofort seine Arme schützend um mich und hielt mich fest bei sich.

»Ilka, bitte sag uns was los ist.« Eliahs Stimme klang müde, die Kraft, die gerade noch durch den Raum gehallt war, war nun weit gefehlt.

»Nichts ist los. Es sieht alles sehr gut aus, nur...« »Nur?!«, zischte Eliah sofort wieder in Alarmbereitschaft. Ich spürte, wie er sich anspannte, wie sehr ihn diese Situation genauso stresste wie mich und welche Angst er hatte. Angst um unser Baby.
Auch, wenn Ilka gerade gesagt hatte, dass es sehr gut aussah, war da diese Ungewissheit, die ihr herumgedruckse nur noch schlimmer machte.

»Es ist nicht nur ein Baby.«

Sofort schoss mein Kopf zu ihr und aus ungläubigen Augen starrte ich ihr entgegen. Nicht nur ein Kind? Zwei? »Zwillinge?«, sprach Eliah im selben Moment meinen Gedanken aus.

Der zweite Gedanke, der gleich darauf folgte, ließ mich erleichtert ausatmen und nahm mir die gesamte Last von den Schultern. Unserem Kind ging es gut. Unseren Kindern ging es gut.
Sie waren wohlbehütet in meinem Bauch und nichts würde ihnen dadrinnen passieren.
Ihnen ging es gut.

Ilkas unergründlicher Gesichtsausdruck wendete sich schnell in ein breites Grinsen und mit einer flinken Handbewegung deutete sie mir an mich wieder richtig hinzulegen.

»Es ist nichts ungewöhnliches, dass Omegas mehrere Welpen auf einmal zur Welt bringen, deswegen hat es mich anfangs etwas gewundert, weil wir beim ersten Ultraschall nur ein Kind entdecken konnten. Ich habe es auf deine Degradierung geschoben, denn für geborene Omegas ist es tatsächlich sehr seltsam, wenn sie nur ein Kind bekommen. Aber das hier. Das ist ein Wunder.« Sie strahlte übers ganze Gesicht, verteilte noch mal etwas Gel auf meinem Bauch und setzte das Gerät abermals an.
Diesmal drehte sie uns den Bildschirm zu, sodass wir beide sehen konnten was sie sah. Auch, wenn wir beide nicht wirklich etwas erkennen konnten.

»Seht ihr das.« Sie zeigte auf eine schwarze Bohne, die sehr der ähnelte, die bereits beim ersten Ultraschall zu sehen war. »Das ist Kind Nummer eins. Es drängt sich sehr in den Vordergrund, deswegen konnte wir letztes Mal außer ihm nichts sehen.«

Degradierung - vom Beta zum Omega ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt