»Ich muss dich etwas bitten.« Überrascht sah ich auf. Eliah saß mir gegenüber und nachdem er heute den ganzen Morgen schon seltsam still gewesen war, wusste ich, dass ihm etwas auf der Seele lag. Ich hatte nur gewartet bis er es endlich aussprach. »Was denn?«, fragte ich neugierig nach und rührte in meinem Tee.
»Kannst du heute Nacht bei Jim und Marie bleiben?«, fragte Eliah leise nach. Seine Stimme war matt und zum Ende hin wurde er immer leiser. »Wieso?« »Einfach so. Bitte.«, flehte er und legte seine Hand auf meine um sanft mit dem Daumen kleine Kreise auf meine Haut zu zeichnen.
»Ich will nicht bei Jim und Marie bleiben. Ich will hier in unserem Haus sein. Bei dir.«, knurrte ich aufgebracht. Eliah wollte mich von sich schieben? Das konnte er getrost vergessen.Eliah seufzte. »Bitte. Morgen früh hole ich dich gleich wieder ab.«, versuchte er es wieder.
»Nein Eliah. Ich bin doch kein kleines Kind mehr. Entweder du redest mit mir oder du lässt es bleiben, dann bleibe ich aber auch zuhause.« Sein ewiges Hin und Her nervte mich mittlerweile so und ich konnte nicht nachvollziehen warum es ihm oft so schwer fiel einfach mit mir zu reden. Er erwartet immerhin auch andauernd, dass ich meine Gedanken laut ausspreche. Eliah seufzte abermals.»Heute ist Vollmond.«, sprach er das Offensichtliche aus.
Jeder Wolf spürte die Mondphasen und wusste daher auch, wann Vollmond war. Auch ich als mickriger Omega war dessen mächtig. »Ach, sag bloß.«, murmelte ich sarkastisch und nahm einen Schluck von meinem Tee.Es waren zwei Tage vergangen seit Emilia uns gestört hatte und Eliah mir veröffentlich hatte, dass er Kinder hasst. Seit dem konnte ich mich einfach nicht beruhigen. Seine Worte schmerzten immer noch ungemein in meiner Brust und eine ungewollte Wut ihm gegenüber brodelte in meinem Bauch.
Ich wollte ihm nicht böse sein oder mich so bitchig benehmen, aber er ließ mir gar keine andere Möglichkeit.»Finn.« Er drückte meine Hand und ließ mich unweigerlich zu ihm aufsehen. Seine Augen wirkten fahl und glanzlos, generell seine ganze Haltung war schmächtig. Meine Wut ihm gegenüber war ihm natürlich nicht entgangen und ich wusste, dass er sich keinen Reim daraus machen konnte, was los war. Er ertrug still meine Ausbrüche, ohne sich dagegen zu wehren und ohne ein Drama daraus zu machen. Insgeheim war ich ihn dafür dankbar, denn eigentlich wollte ich mich gar nicht mit meinem Gefährten streiten.
»Bitte. Ich habe mich bei Vollmond nicht unter Kontrolle und ich möchte dich nicht verletzten. Bitte bleibe bei Jim. Es ist nur diese eine Nacht. Es ist zu deiner Sicherheit.« Er flehte mich regelrecht an, aber ich wollte nicht nachgeben. Einfach aus dem Grund nicht, weil ich nicht bei Jim und Marie bleiben wollte.Der Vollmond hatte seine besondere Wirkung auf Wölfe, aber anders als in den Schauergeschichten verwandeln wir uns nicht in blutrünstige Bestien, die ihre Wut nicht zügeln können. Die Meisten - mich eingeschlossen - waren in dieser Nacht einfach nur ruhelos und konnte keinen Schlaf finden. Viele streifen einfach planlos durch den Wald und wieder andere genießen ein Bad im Licht des Vollmonds. Irgendwelche krassen Auswirkungen hatte der Vollmond nicht auf uns, deswegen beeindruckte mich Eliahs Begründung auch nicht.
Meine Antwort war klar. »Nein.«
Abermals seufzte Eliah und nickte zögerlich. Mit fahrigen Handgriffen deckte er den Tisch ab und räumte die Küche etwas auf. Kaum war er damit fertig, legte er seine Arme um mich und drückte mich gegen seine Brust.
»Lass uns später noch einmal darüber reden, ok?«, bat er und strich mir liebevoll durch die Haare.
Müde lehnte ich mich gegen seinen Körper und genoss die Nähe zu ihm.Durch meine Wut kapselte ich mich etwas von ihm ab und in Momenten wie diesem fehlte mir seine Nähe ungemein.
»Ich werde heute früher zuhause sein, ja?« Ich nickte nur und lehnte mich in den Kuss, den er mir auf die Wange drückte. »Bis später, Finn.«
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Degradierung - vom Beta zum Omega ✓
Lupi mannariDer junge Beta Finn hat mit seinen gerade mal 18 Jahren schon viel im Rudel erreicht. Er hatte sich nach oben gearbeitet und ist durch und durch zufrieden. Einzig, seine Gefährtin fehlt ihm noch, doch er ist zuversichtlich sie bald zu finden. Als F...