44 - Vollmond

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Das Gespräch mit Luise war einerseits sehr erhellend, andererseits verunsicherte es mich ungemein.
Sollte ich wirklich die Nacht bei Eliah verbringen? Würde ich ihm helfen können sich in Zaum zu halten? Oder würde er gnadenlos auf mich losgehen, wenn ich ihm zu nahe kam oder ihn einengte?

Fragen über Fragen tummelten sich in meinem Kopf und bereitet mir starke Kopfschmerzen.
Ich saß zuhause auf dem Sofa, hielt eine dampfende Tasse Tee in den Händen und versuchte Ordnung in meine Gedanken zu bringen.

Eliahs Wolf war das Problem.
Eliahs Wolf war ein Teil von Eliah, also war Eliah nicht indirekt auch ein Problem? So gesehen?

Nein!

Ich schüttelte den Kopf um diesen absurden Gedanken zu verwerfen.

Eliah war so ein lieber Kerl und ich wusste von Anfang an, dass er nicht der Typ war, der ein Rudel so behandelte.
Für mich klang alles was Luise gesagt hatte logisch.
Ich konnte nur nicht nachvollziehen, warum sein Wolf über derartige Kraft verfügte und woher dieser Schmerz kommen sollte von dem Luise geredet hatte.

Eliahs Wolf handelt aus Schmerz?
Woher kam dieser Schmerz? Es muss etwas sein, was in seiner Jugend passiert war.
Wahrscheinlich kurz nach seiner Verwandlung ansonsten hätte Eliah große Probleme mit seinem Wolf gehabt, aber nachdem Eliah erzählt hatte, dass er schnell den Bogen raus hatte, musste es danach irgendwann passiert sein.

Irgendwann zwischen seiner ersten Verwandlung und seiner Ankunft hier im Rudel.

Ob ich ihn einfach danach fragen sollte?

Ja natürlich Finn, sehr sensibel. Einfach direkt danach fragen, was ihm schmerzen bereitete und warum er leidete. Ganz clevere Idee.

Kopfschüttelnd wand ich mich wieder meinem Tee zu.

Es war mittlerweile Nachmittag geworden und mit jeder Minute, die verstrich erwartete ich Eliahs Heimkehr sehnlicher.
Ich wollte mich an ihn kuscheln und ihm nah sein, wollte seine Wärme spüren und seine Lippen auf meinen haben.

Leise seufzte ich.
Eliah konnte noch so ein blutrünstiges Monster sein, ich wäre ihm dennoch absolut verfallen.
Außerdem war der Eliah, der mich umwarb, sowieso kein Monster.
Sein Wolf war es und der hielt sich anscheinend in meiner Gegenwart zurück.

Wenige Augenblicke später öffnete sich tatsächlich endlich die Haustür und ruckartig stellte ich die Tasse auf den Tisch und sprintete in die Richtung in der ich Eliahs kräftiges Herz hören konnte.
Ohne lange zu fackeln, sprang ich ihm in die Arme, schlang meine Beine um seine Hüfte und drückte mein Gesicht in seine Halsbeuge.

Sein raues Lachen hallte angenehm in meinen Ohren wieder und sanft legte er seine Arme um mich und hauchte mir einen Kuss auf die Haare.
»Hat mich da jemand vermisst?« Ich konnte nur nicken.

Als er Richtung Wohnzimmer ging, klammerte ich mich fester an ihn und seufzte wohlig auf als ich realisierte, dass er mich dort nicht einfach absetzten wollte, sondern sich mit mir auf das Polster legte und die Kuscheldecke über uns zog.

»Wie war dein Tag?«, fragte er leise und begann durch meine Haare zu kraulen. »Ganz ok.«, antwortete ich ausweichend - er brauchte nicht gleich von meinem Besuch bei Luise erfahren -, inhaliert seinen betörenden Duft und schmiegte mein Gesicht an seine Brust. »Und deiner?«

Eliah seufzte kaum hörbar, drückte sein Gesicht in meine Haare und zog mich mit der Hand auf meinem unteren Rücken fester an sich. »Wir haben immer noch Probleme mit einem anderen Rudel, aber das sollte sich bald erledigt haben.«

Sein warmer Atem kitzelte an meiner Kopfhaut und ungeniert schob ich eine Hand unter sein Oberteil um auf seiner erhitzten Haus liegen zu bleiben.
Ich liebte es seine nackte Haut auf meiner zu spüren.
Diese Nähe gab mir Kraft und ließ mich gut fühlen.

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