41 - Fragen und Antworten

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Eliah atmete tief durch bevor er antwortete. »Ja, das sind sie.« Ich hob meinen Blick um meinen Gefährten ansehen zu können. »Und du bist ein Wolf.«, stellte ich das Offensichtliche fest, was Eliah ein Schmunzeln auf die Lippen lockte. »Korrekt.«

»Lass dir nicht alles aus der Nase ziehen.«, lachte ich und stupste ihm mit dem Zeigefinger gegen seine nackte Brust. Eliah begann ebenfalls zu lachen und dieses Geräusch löste eine ungeahnte Zufriedenheit in mir aus.
Ich wollte Eliah am liebsten mein ganzes Leben lang nur noch lachen hören.

»Mum war damals frisch auf dem College als sie plötzlich schwanger wurde. Oder was heißt plötzlich. Sagen wir besser ungewollt schwanger wurde. Sie hat mir nie gesagt, wie mein leiblicher Vater heißt oder woher sie ihn kannte. Angeblich weiß sie seinen Namen nicht mehr. Rolf war auf dem selben College und die beiden sind sich völlig überraschend über den Weg gelaufen. Beide sagen, dass es Liebe auf den ersten Blick war.« Eliah lachte leise und strich mir weiterhin durch die Haare, während ich meinen Kopf wieder auf seiner Brust gebettet hatte und seiner rauen Stimme lauschte.
»Mum hat ihm schon relativ am Anfang gesagt, dass sie schwanger ist und Rolf wollte trotzdem mit ihr zusammen sein und ist tatsächlich bis heute an ihrer Seite geblieben.« Mein Gefährte machte eine kurze Pause und seufzte leise. »Rolf hat mich aufgezogen wie seinen eigenen Sohn. Er hat mich sogar adoptiert damit wir wirklich zusammen gehören. Selbst als Enno auf die Welt kam, hat er mich nicht anders behandelt. Er hat nie einen Unterschied zwischen uns gemacht. Ich bin ihm wirklich dankbar dafür.» Seine Stimme sackte einige Oktaven nach unten und sein Griff festigte sich etwas um mich.
Ich konnte die Dankbarkeit spüren, die er gegenüber Rolf empfand und die Liebe, die mir bereits aufgefallen war als ich die zwei Männer zusammen gesehen hatte. »Er ist vielleicht nicht mein leiblicher Vater, aber er ist mein Papa und ich kann gar nicht in Worte fassen, wie sehr ich diesen Mann liebe.«

Beruhigend drückte ich Eliah einen Kuss auf die Haut und rieb meine Wange gegen seine Brust. »Rolf ist wirklich super und dass er für Mona damals da war, ist nicht selbstverständlich. Ich wusste von Anfang an, dass er ein klasse Typ ist. Er liebt dich genauso. Das kann man ihm ansehen.« Eliah küsste meinen Scheitel und zog mich nochmals fester an sich.

»Wie lange warst du nicht mehr zuhause? Und warum nicht?«, murmelte ich.
Ich wollte meine Fragen beantwortet haben, aber gleichzeitig wollte ich ihn nicht damit überfahren oder traurig stimmen. »Gute zwanzig Jahre nicht mehr.«, antwortete er so leise, dass ich beinahe dachte mich verhört zu haben.
Überrascht hob ich den Kopf. »Zwanzig Jahre?! Wieso?«

Eliah lächelte schwach, strich mir zärtlich über die Wange und drückte seine Lippen sanft auf meine. Es fühlte sich an als würde Eliah sich durch diesen Kuss Mut ansammeln.

Als wir uns lösten, lächelte er mich nochmal betrübt an und deutete mir an mich wieder an ihn zu kuscheln.
Ich schmiegte mich wieder an seine nackte Brust und genoss die Wärme, die von ihm auf mich überging.

»Ich bin wie ein normaler Mensch in einer normalen Familie mit normalen Geschwistern aufgewachsen. Ich wusste nichts von Wölfen oder Gestaltwandlern und war auch überhaupt kein Fan von irgendwelchen Fantasyromanen. Alles war gut bis ich ungefähr sechzehn war, da ging es plötzlich los. Das erste was kam war der unbändige Drang zu laufen und die Sehnsucht nach dem Wald. Dann haben sich meine Sinne verschärft - ich meine, ich hatte von Geburt an schon bessere Sinne als jeder normale Mensch, dem war ich mir im Vergleich zu meinen Brüdern bewusst -, aber die schlagartige Veränderung, also die wirklich extreme Verbesserung war schon ein harter Brocken. Ich hörte plötzlich alles. Jeden Herzschlag, jede noch so kleine fallende Stecknadel und sogar die Mäuse im Wald. Ich konnte im Dunkeln sehen und plötzlich die stinkenden Sportsocken meines Bruders im Zimmer nebenan riechen... Anfangs fand ich es noch echt cool, aber mit der Zeit wurde es anstrengend und je mehr sich veränderte desto größer wurde meine Panik. Ich meine, ich war ein sechzehnjähriger Junge, der plötzlich riechen konnte, ob noch Käse im Kühlschrank war, während ich im ersten Stock stand. Das verkraftet man nicht einfach so.« Eliah begann leise zu lachen.

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