Welcher Mensch kann schon von sich selbst behaupten, frei zu sein? Ich war es ganz sicher nicht. Problematisch war nur, dass ich nicht einmal wusste, wie ich meine Pflichten erfüllen sollte. Die Worte, die mir im Zusammenhang mit meinen Pflichten st...
Irgendwie schaffte ich es, die Tanzfläche zu verlassen und mich zu meinem Bruder zu gesellen. Dieser unterhielt sich mit Seungmin und Yeonjun, also stellte ich mich einfach dazu.
„Da bist du ja wieder Jisung. Du bist der Star des Abends, würde ich mal behaupten. Du hast einfach gleich mit beiden Prinzen getanzt. Wie sind sie so?" Jeongins neugierige Frage holte mich schließlich in die Realität zurück und ich räusperte mich, um eine Antwort formulieren zu können.
„Sehr elegant."
Wow, ich hatte mich wirklich selbst übertroffen. Nicht mal einen vollständigen Satz hatte ich bilden können.
„Sehr elegant und wirklich gute Tänzer", fügte ich hinzu.
Um ehrlich mit mir selbst zu sein, ich wollte so schnell wie möglich von hier weg. Ich wollte fliehen. Aber meine Vernunft zwang mich zu bleiben. Also beteiligte ich mich an der Unterhaltung der drei Jüngeren und verbannte die Worte der Prinzen und die aufsteigenden negativen Gedanken in die hinterste Ecke meines Verstandes.
Gedankenverloren drehte ich den Aquamarinring an meinem Finger. Du hast mir ja wirklich großartige Dienste geleistet!
„Guten Abend. Darf ich mich vorstellen." Langsam drehte ich mich um und blickte in die Augen, des Jungen mit den blonden Haaren und dem grünen Anzug. Seine Augen huschten kurz zwischen mir und Jeongin hin und her. „Ich bin Christopher Bang, aber die meisten nennen mich Bang Chan."
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Er verbeugte sich erst vor mir und dann vor meinem Bruder. Dieser sah den Älteren fasziniert an und schien gerade einen Engel zu sehen. Seine Wangen wurden zartrosa und es schien ihm vollkommen die Sprache verschlagen zu haben. Also antwortete ich für uns beide.
„Es freut mich dich kennenzulernen. Ich bin Jisung und das ist mein Bruder Jeongin."
„Dürfte ich mit deinem Bruder tanzen? Ich weiß, das kommt ein wenig schnell, doch ich habe euch beide vorhin beobachtet und ihr seid so anmutig über die Tanzfläche geschwebt, da musste ich einfach fragen." Der Ältere strich sich verlegen durchs Haar und wartete auf meine Antwort.
„Ich habe nichts dagegen, aber du solltest meinen Bruder fragen. Er sollte das entscheiden." Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen und ich verfolgte gebannt, was nun geschehen würde.
„Natürlich. Jeongin? Würdest du mit mir tanzen?" Chan grinste etwas unsicher und streckte seine Hand aus, um sie meinem Bruder zu reichen. Dieser nickte rasch, dann zierte eine noch tiefere Röte seine Wangen und er folgte dem hübschen Jungen. Mit Argusaugen verfolgte ich das Paar auf der Tanzfläche, schließlich war ich für das Wohlergehen meines kleinen Bruders verantwortlich. Allerdings schienen meine Sorgen vollkommen unbegründet zu sein, wenn ich denn je welche hatte. Denn dieser Bang Chan schien mir durchaus sympathisch. Die beiden amüsierten sich prächtig beim Tanzen. Mein kleiner Bruder ließ sich von seinem Tanzpartner herumwirbeln und lächelte glücklich. Selbst von hier aus konnte ich erkennen, dass sie sich angeregt unterhielten und immer wieder tiefe Blicke austauschten.
Zumindest einer, der glücklich ist! Jeongin hat es so sehr verdient, eine unbeschwerte Zeit hier zu haben. Er sollte ausgelassen sein und sich vergnügen. Denn wie lange würde ihm das noch möglich sein? Spätestens nächstes Jahr würde auch er sich entscheiden müssen. In mir stieg die Bitterkeit auf. Ohne darüber nachzudenken warf ich einen Blick zum Thron hinüber. Felix saß entspannt auf seinem Platz und hielt ein Glas in der Hand, der König und seine Frau unterhielten sich miteinander und Minho glich einer Statue. Gerade Haltung, die Hände auf den Lehnen abgelegt, die Augen geradeaus gerichtet. Seine hübschen Gesichtszüge ließen keine menschliche Regung erkennen. Als hätte er meinen Blick gespürt richteten sich seine stechenden Augen auf mich und ich zuckte zusammen, wandte meinen Blick ab und drehte mich hastig zu Seungmin und Yeonjun.
„Ich bin gleich wieder da. Ich brauche ein wenig frische Luft."
